Der Klinikarzt 2010; 39(6): 311
DOI: 10.1055/s-0030-1262351
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Thromboembolie-Prophylaxe – Neuer Thrombininhibitor in der Praxis

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Publication Date:
28 June 2010 (online)

 
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Seit rund 2 Jahren ist der direkte orale Thrombininhibitor Dabigatranetexilat (Pradaxa®) in Deutschland zur thomboembolischen Prävention bei elektiven Hüft- oder Kniegelenkersatz zugelassen. Experten zogen eine erste Bilanz zum praktischen Einsatz auf der 58. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden. Ihr Fazit: Nach den Phase-III-Studien habe sich Dabigatranetexilat auch im klinischen Alltag als gut praktizierbare, effektive und verträgliche Thromboembolie-Prophylaxe erwiesen.

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Erleichterungen im Klinikalltag

Für PD Robert Hube, München, stehen praktische Erleichterungen im Klinikalltag im Vordergrund, die durch den Einsatz der neuen Generation oraler Antikoagulanzien möglich geworden sind. Einmal entfällt das Monitoring von Thrombozyten und Gerinnungsparametern. Ferner erlaubt das geringe Interaktionspotenzial von Dabigatran - es wird nicht über Cytochrom P450 verstoffwechselt - das Medikament mit vielen häufig applizierten Pharmaka wie ASS, Diclofenac und Antihypertensiva problemlos zu kombinieren. Auch steigt durch die orale Darreichungsform, so Hube weiter, die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient nach der Entlassung aus der Klinik auch zu Hause der Thrombolyseprophylaxe treu bleibt. Im Gegensatz zu Ximelagatran gibt es keine Erhöhung der Leberenzymwerte.

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RECOVER: Dabigatran für die Akutbehandlung der VTE

Prof. Rupert Bauersachs, Darmstadt, besprach die Ergebnissse der RE-COVERTM-Studie. In einer Head-to-head-Studie wurde Dabigatran (2 x 150 mg/d) mit dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin (Zielbereich INR 2,0-3,0) bei mehr als 2500 Patienten mit akuter venöser Thromboembolie (VTE) und/oder einer Lungenembolie verglichen. Die Studienlänge betrug 6 Monate; der primäre Endparameter war die Gesamtheit rezidivierender symptomatischer VTEs oder eines damit verbundenen Todes. Diese Ereignisse wurden bei 2,4 % der mit Dabigatran behandelten Patienten und bei 2,1% im Kollektiv mit Warfarin beobachtet. Der Unterschied war nicht signifikant und die primäre Hypothese der Studie, Dabigatran sei nicht weniger wirksam als Warfarin, im Sinne einer Nichtunterlegenheit, wurde mit hoher Signifikanz bestätigt.

Signifikante Vorteile gegenüber Warfarin konnte der orale Thrombin-Inhibitor bei der Gesamtblutungsrate sowie bei klinisch relevanten und schweren Blutungen für sich verbuchen, betonte Bauersachs. Somit könnte mit Dabigatran ein neues Antikoagulans für die Sekundärprophylaxe der venösen Thromboembolie zur Verfügung stehen, das ebenso wirksam ist wie die bisherige Standardtherapie, aber ein wesentlich geringeres Blutungsrisiko aufweist. Für den Einsatz von Dabigatran bei der Behandlung von Patienten mit akuter venöser Thromboembolie läuft gegenwärtig noch das Zulassungsverfahren. Bislang ist Dabigatran lediglich für die Primärprävention zugelassen.

Reimund Freye, Baden-Baden

Quelle: Lunch-Symposium "Antikoagulation mit Dabigatranetexilat. Bewährte Praxis und Innovation in der Zukunft", im Rahmen der 58. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden, Baden-Baden, 1. Mai 2010. Veranstalter: Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim am Rhein

Der Autor ist freier Journalist