Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(31/32): 1529-1530
DOI: 10.1055/s-0030-1262441
Editorial

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Professor Peter Scriba zum 75. Geburtstag

On the occasion of Professor Peter Scriba’s 75th birthdayR. Gärtner, M. Reincke
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Publication Date:
27 July 2010 (online)

„Man wird sich seines Alters nur bewusst,
wenn die Kassiererin eines Museums einem
die Seniorenkarte anbietet.”

Dies sagte kürzlich – verschmitzt lächelnd – Peter Scriba, vital und voller Energie wie stets in seinem erfüllten Leben.

Peter Scriba wurde am 19.8.1935 als erster Sohn des Pathologen Prof. Dr. med. Karl Scriba in Bremen geboren, absolvierte im Sommer 1954 in Hamburg das Abitur, und 1959 das medizinische Staatsexamen und die Promotion (summa cum laude) in Freiburg/Brsg. Von 1959 bis 1961 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am biochemischen Institut in Freiburg unter Prof. Dr. rer. nat. H. Holzer, und 1962/63 Postdoctoral Research Fellow an der Harvard Medical School Boston bei W.J. Reddy und G.W. Thorn. Anschließend begann er seine Facharztausbildung als wissenschaftlicher Assistent bei Prof. Dr. G. Bodechtel an der II. Medizinischen Klinik der LMU München, wo er sich bereits mit 32 Jahren habilitierte, 1968 zum Oberarzt und 1972 zum apl. Professor ernannt wurde. Bei Prof. Dr. E. Buchborn war er von 1974 bis 1980 nicht nur leitender Oberarzt sondern hatte zusätzlich die Leitung der klinisch-chemischen Laboratorien als anerkannter klinischer Chemiker von 1967 – 1980 inne. Im Jahre 1980 folgte er dem Ruf an die Universität Lübeck als C4-Professor und Direktor der Klinik für Innere Medizin. Die Zeit in Lübeck waren für Peter Scriba erfüllte Jahre mit klinischem und wissenschaftlichem Aufbau und Weiterentwicklung des Lehrstuhls, der Fakultät und der Hochschule, was ihn zu einer prägenden Persönlichkeit der damaligen Fakultät machte. Im Jahre 1991 wurde er zurück an die Medizinische Klinik Innenstadt der Universität München berufen und war bis zu seiner Emeritierung 2000 Lehrstuhlinhaber und Ärztlicher Direktor des Klinikums Innenstadt, um dessen Fortbestand er sich vehement einsetzte.

Neben seinen vielen wissenschaftlichen Aktivitäten war Professor Scriba ein hervorragender Lehrer. Er konnte die Studenten mit seinen didaktisch exzellenten Ausführungen faszinieren und für das Fach der Inneren Medizin und speziell Pathophysiologie und Endokrinologie begeistern. Seine zahlreichen Schüler und Lehrbücher sowie die über 700 Publikationen, Abstracts und Buchbeiträge sind ein Beleg hierfür und Ausdruck seiner wissenschaftlichen und didaktischen Tätigkeit. Die Lehrvisiten waren beispielhaft und unvergesslich. Daneben war er Mitherausgeber der Klinischen Wochenschrift ab 1981 und der Zeitschrift Der Internist von 1989 bis 2005. Seit 1982 ist er Mitglied der Schriftleitung der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, die ihm als Forum für praxisnahe neue wissenschaftliche Erkenntnisse und kompetente Fortbildung besonders am Herzen liegt.

Anerkennung seiner wissenschaftlichen und berufspolitischen Tätigkeiten erhielt er durch zahlreichen Auszeichnungen wie die Ludolf-Brauer-Medaille in Silber 1983, die Friedrich-von-Miller-Gedächtnis-Medaille 1988, die Berthold-Medaille 1992, das Goldene Ehrenzeichen der Vereinigung Bayerischer Internisten, die Günther-Budelmann-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Internisten, die Ludwig-Heilmeyer-Medaille in Gold der Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin 2002, die Gustav von Bergmann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 2008, die Salomon-Neumann-Medaille 2008. Die Universität Zhejiang in Hangzhou verlieh ihm den Titel eines „Honorary Professor of Internal Medicine” und die Universität Lübeck 1995 die Ehrendoktorwürde. Zudem wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1992 und das Große Verdienstkreuz 2002 verliehen.

Peter Scriba hatte und hat die Zukunft der deutschen Medizin in Wissenschaft, Lehre und Praxis vor Augen und setzt sich für deren Qualität und Fortbestand ein. „Der Blick in die Zukunft, und sei er noch so spekulativ, ist langfristig wichtiger als an sich begründete, aber allenfalls kurzfristige Klagen über das Vergehen von goldenen Zeiten, die vielleicht nicht immer so golden waren” ist einer der Leitsätze anlässlich seiner Eröffnungsrede des 101. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden 1995. Inhaltlich hat er dies immer schon seinen Schülern versucht zu vermitteln, sie ermutigt, neue Wege zu beschreiten und sie dabei auch tatkräftig unterstützt.

Besonders am Herzen lag ihm schon sehr früh die Prävention, insbesondere von Jodmangelerkrankungen. Er war Gründungsmitglied des Arbeitkreises Jodmangel im Jahre 1984, deren stellvertretender Sprecher er zunächst war und von 2000 bis 2008 deren Sprecher. Er hat entscheidend mit dazu beigetragen, die gesetzlichen Bestimmungen dahingehend zu ändern, dass Jodsalz im Haushalt sowie in der Nahrungsmittelindustrie und Großküchen eingesetzt werden kann. Die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung ist nicht zuletzt durch seine Aktivitäten signifikant verbessert worden, und damit ist die Inzidenz der Jodmangelerkrankungen zurückgegangen.

Daneben hatte und hat er zahlreiche Ämter in wissenschaftlichen Gesellschaften, Forschungsförderung und Gesundheitsmanagement inne. Er war Gründungsmitglied und im Executive Committee der European Federation von 1985 bis 1994, Vorstandsmitglied der DGIM, Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina seit 1987, Senatsmitglied der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren von 1995 bis 2001. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement im Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen seit 1993, deren stellvertretenden Vorsitz er von 2002 – 2007 innehatte und und in dem er entscheidend mit an der Umstrukturierung des ostdeutschen Universitätsklinika beteiligt war.

Seit seiner Emeritierung im Jahr 2000 ist Peter Scriba unverändert aktiv den wissenschaftspolitischen Themen verbunden. Augenblicklich ist er Aufsichtsratsmitglied der Helios-Kliniken, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Universitätsklinikums Dresden, Vorsitzender der Friedrich Baur-Stiftung der Medizinischen Fakultät München und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer. Man darf gespannt sein, welche der Aufgaben er noch übernehmen wird, die ihm in den nächsten Jahren angetragen werden.

Peter Scriba ist ein klassischer Hanseat: Diejenigen, die ihn kennen, schätzen sein klares Denken, die feine Ironie, den guten Humor und seine Warmherzigkeit. Wir als Freunde, Weggefährten und Kollegen gratulieren ihm herzlich zu seinem Geburtstag.

Prof. Dr. Roland Gärtner

Medizinische Klinik Innenstadt der LMU

Ziemssenstr. 1

80336 München

Email: roland.gaertner@med.uni-muenchen.de

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