Rofo 2010; 182(9): 743
DOI: 10.1055/s-0030-126259
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Apoplex – Stufenweises CT-Untersuchungsprotokoll steigert diagnostische Potenz

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Publication Date:
25 August 2010 (online)

 

Eine frühe Diagnose ist beim apoplektischen Insult für den weiteren Verlauf extrem wichtig. Als Basisuntersuchung wird ein CT ohne Kontrastmittel empfohlen, das aber nur eine mäßige Sensitivität besitzt. Hopyan et al. überprüften nun ein 3-stufiges Untersuchungskonzept. Radiology 2010; 255: 142–153

Patienten, die wegen apoplexähnlicher Symptome von maximal 3-stündiger Dauer in die Klinik gekommen waren und ein komplettes Untersuchungsprogramm in Form von kontrastfreiem CT, CT-Angiografie (CTA) und Perfusions-CT absolviert hatten, wurden prospektiv in eine Schlaganfalldatenbank aufgenommen. Erforderlich war zudem ein MRT innerhalb von 30 Tagen nach Krankenhausaufnahme. Eingang in die vorliegende Studie fand der Zeitraum von Januar 2007 bis Juni 2008. Die Aufnahmen aus der Datenbank wurden 4 Untersuchern mit begrenzter Erfahrung in der Schlaganfalldiagnostik verblindet vorgelegt. Zunächst erhielten sie nur ein kontrastfreies CT, dann wurden schrittweise CTA und Perfusions-CT dazu gegeben. Die Untersucher mussten anschließend auf einer 5-Punkteskala angeben, wie sicher sie sich in ihrer Beurteilung waren.

In die Analyse gingen die CT-Aufnahmen von 191 Patienten im Durchschnittsalter von 67 Jahren ein, darunter 105 Männer. Die endgültige Diagnose war bei 64 % von ihnen ein Infarkt, bei 18 % eine transitorisch ischämische Attacke und bei 17 % die Imitation eines Insults. Werte für eine Diagnosesicherheit von 4 oder 5 (Maximum) fanden sich beim kontrastfreien CT in 70 % der Fälle, nach Hinzunahme der CTA in 87 % der Fälle und bei Verwendung aller 3 Modalitäten in 94 % der Fälle. Dabei erwies sich ein Score von 4 und mehr als optimale Schwelle für die höchste Sensitivität und Spezifität. Unter Verwendung aller 3 Modalitäten erhöhte sich bei dieser Score-Schwelle die Sensitivität für die Diagnose eines Apoplex gegenüber kontrastfreiem CT und CTA um 12,4 % und gegenüber dem alleinigen kontrastfreien CT um 18,2 %. Unter der Dreierkombination war die Wahrscheinlichkeit, die Bestätigung der klinischen Diagnose zu ermöglichen, mit einer Odds Ratio (OR) von 13,3 wesentlich höher als bei kontrastfreiem CT und CTA (OR 6,4) sowie bei alleinigem kontrastfreiem CT (OR 3,3).

Laut den Autoren ist die diagnostische Potenz bei der Untersuchung auf Schlaganfälle höher, wenn ein mehrstufiges Untersuchungsprotokoll, in dem eine Perfusions-CT eingeschlossen ist, angewendet wird (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

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