Gerade bei jungen Patienten mit Koxarthrose wird versucht, knochenerhaltende Endoprothesen
wie Hüftkopfkappen zu verwenden. Im Laufe der Zeit kommt es nicht selten zum Versagen.
Diese Studie untersucht histologisch die Präparate nach Versagern von Hüftkopfkappen,
um einen Zusammenhang zwischen Frakturen und ischämisch-bedingter Osteonekrose aufzuzeigen. Avascular necrosis associated with fracture of the femoral neck after hip resurfacing
– Histological assessment of femoral bone from retrieval specimens, JBJS Br 2010 Jun;
92(6), 787–793
Einleitung
Einleitung
Die Implantation von Hüftkopfkappen stellt insbesondere bei jüngeren Patienten mit
Koxarthrose eine Alternative zur herkömmlichen Hüfttotalendoprothese dar. Eine im
postoperativen Verlauf aufgetretene Schenkelhalsfraktur ist die Hauptindikation zur
operativen Revision nach Hüftkopfkappenimplantation. Eine Osteonekrose des Schenkelhalses
aufgrund der gestörten Blutversorgung wird als Hauptursache vermutet. Um dieses zu
bestätigen, war das Ziel dieser Studie Hüftköpfe, die nach Versagen der Hüftkopfkappe
bei der Revisionsoperation gewonnen wurden, histologisch zu untersuchen, um einen
möglichen Zusammenhang zwischen Frakturen nach Hüftkopfkappenimplantation und Osteonekrosen
– bedingt durch eine gestörte Blutversorgung – aufzuzeigen.
Studiendesign
Studiendesign
Es wurden 55 Hüftköpfe von 55 Patienten histologisch untersucht: 19 Hüftköpfe mit
Fraktur nach Hüftkopfkappenimplanta-tion, 13 Hüftköpfe nach Versagen von Hüftkopfkappen
aus anderen Gründen als einer Fraktur, 13 Hüftköpfe nach primärer Hüfttotalendoprothese
aufgrund von Koxarthrose (negative Kontrollgruppe) sowie 10 Hüftköpfe nach primärer
Hüftto-talendoprothese aufgrund von Hüftkopfnekrose (positive Kontrollgruppe).
Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Grafik:
M. Voll Stuttgart: Thieme, 2004.
Zur histologischen Auswertung wurde eine Technik zur Ermittlung der Osteonekrose verwendet,
welche mittels Lichtmikroskop den Prozentsatz der vorhandenen leeren Osteozytenlakunen
bestimmt und somit Aufschlüsse über ischämische Knochenveränderungen aufzeigt.
Kommentar
Kommentar
Der aufgezeigte Zusammenhang zwischen Frakturen und ischämisch-bedingter Osteonekrose
soll die Wichtigkeit der Blutversorgung des Schenkelhalses bei Implantation von Hüftkopfkappen
belegen. Für eine quantitative histologische Auswertung wurde eine neue Technik etabliert,
die anhand von ischämischen Knochenveränderungen Hinweise für eine Osteonekrose aufzeigt.
Die Studie zeigt neben einer geeigneten Technik ein gutes Studiendesign mit entsprechenden
Kontrollgruppen zur Beantwortung dieser Fragestellung.
Wie bereits von den Autoren selbst als Limitierung angemerkt wurde, wurde bei der
histologischen Auswertung jeweils nur ein bestimmter Teil des Hüftkopfs untersucht.
Jedoch konnte auch gezeigt werden, dass die Auswertung von verschiedenen Arealen des
Hüftkopfs vergleichbare Ergebnisse erbrachte. Eine weitere Einschränkung dieser Studie
beinhaltet die relativ kleine Anzahl von Präparaten nach Versagen der Hüftkopfkappe
(n=32). Zudem variiert innerhalb der Gruppe die Ursache des Versagens, sodass weitere
Untersuchungen sinnvoll sind.
Dr. med. Thilo Floerkemeier
Ergebnisse
Ergebnisse
Die Gruppe der Hüftköpfe mit Fraktur nach Hüftkopfkappenimplantation zeigte 71 % leere
Lakunen, während die Gruppe der Versager nach Hüftkopfkappenimplantation aus anderen
Gründen als Frakturen signifikant weniger leere Lakunen (21%) aufwies (p<0,001). In
der Gruppe der Versager aufgrund von Frakturen wurde noch eine Differenzierung zwischen
Frakturen innerhalb des ersten Monats nach Hüftkopfkappenimplantation (n=6) und Frakturen
nach mehr als einem Monat nach primärer Operation (n=13) durchgeführt. Die Gruppe
der frühzeitigen Frakturen nach Hüftkopfkappenimplantation zeigte 48% leere Lakunen,
während die Gruppe der im späteren Verlauf aufgetretenen Frakturen mit 84% signifikant
(p=0,001) mehr leere Lakunen aufwies.
In der negativen Vergleichsgruppe mit koxarthrotischen Hüftköpfen wurden 9 % leere
Lakunen nachgewiesen. Einen signifikant größeren Prozentsatz mit 85 % wurde in der
positiven Vergleichsgruppe von Hüftköpfen mit Osteonekrose gesehen.
Dr. med. Thilo Floerkemeier
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Email: Thilo.Floerkemeier@annastift.de