Eine Studie kanadischer und deutscher Wissenschaftler gibt der Mukoviszidose-Forschung
neue Impulse. Durch eine Genmutation sind bei den Betroffenen bestimmte Ionenkanäle
auf der Zelloberfläche verändert. Diese Kanäle schleusen normalerweise Chlorid-Ionen
nach außen. Chlorid wirkt osmotisch und hält z. B. den schützenden Sekretfilm in der
Lunge dünnflüssig, sodass dieser den Mukus problemlos abtransportieren kann. Ohne
Chlorid kommt dieser Transport nahezu zum Erliegen. Paradoxerweise verschärft die
zelleigene Qualitätskontrolle das Krankheitsbild zusätzlich: Die fehlerhaften Kanäle
wären noch in der Lage, Chlorid zu transportieren – wenn auch weniger als normal.
Allerdings sortiert die Zelle die defekten Kanäle direkt nach der Produktion aus,
sodass diese erst gar nicht in die Zellmembran, den Ort ihres Wirkens, gelangen.
Seit einiger Zeit versuchen Forschergruppen, diesen Mechanismus zu unterbinden. Ihre
Idee: Die Chloridkanäle sollten so in die Membran gelangen und dort mit ihrer Restaktivität
dafür sorgen, den zähen Mukus zu verflüssigen. Leider funktioniert dies nicht: Schaltet
man die Überwachung der frisch produzierten Kanäle ab, gelangen diese zwar in die
Membran. Dort werden sie dann aber durch einen 2. Kontrollmechanismus entdeckt, wieder
in die Zelle zurückbefördert und zerstört.
J. Höhfeld und Kollegen haben aufgeklärt, wie dieser 2. Kontrollschritt funktioniert.
"Bei der Überprüfung der Chloridkanäle in der Membran müssen verschiedene Komponenten
zusammen arbeiten, um die fehlerhaften Kanäle zu identifizieren, sie als "defekt“
zu deklarieren, in die Zelle zurückzubefördern und dort zu zerstören“, so Höhfeld.
Die gute Nachricht: Eine dieser Komponenten arbeitet bei beiden Qualitätskontrollen
mit – also sowohl in der Membran als auch bereits direkt nach der Produktion der Kanäle.
Die Forscher suchen nun nach Wegen, diese Komponente zu hemmen und damit beide Überprüfungs-Mechanismen
gleichzeitig auszuschalten. Dann hätten die fehlerhaften Chloridkanäle wahrscheinlich
endgültig freie Bahn. "Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg“, betont Höhfeld.
Pressemitteilung der Universität Bonn