Rofo 2010; 182(11): 933
DOI: 10.1055/s-0030-1265723
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Prostatakarzinom - Welche Bedeutung haben MR-Verfahren für die aktive Surveillance?

Further Information

Publication History

Publication Date:
04 November 2010 (online)

 

Beim Prostatakarzinom ist die Therapieentscheidung häufig schwierig zu treffen, weil oft nicht eindeutig ist, welche Läsion klinisch bedeutend ist. Für die bessere Risikobewertung zum Zeitpunkt der Diagnose werden verlässliche Biomarker benötigt. Vor diesem Hintergrund untersuchten Fradet et al. die Rolle der anatomischen MRT und MR-Spektroskopie und verglichen die Ergebnisse mit denen des transrektalen Ultraschalls (TRUS). Radiology 2010; 256: 176-183

In die retrospektive Kohortenstudie wurden Patienten aufgenommen, die nach der Diagnose an einer mindestens 6-monatigen aktiven Beobachtung teilnahmen und mit den genannten bildgebenden Verfahren untersucht worden sind. Alle Teilnehmer hatten einen Gleason-Score von 6, Tumorstadium < T2c, PSA-Werte < 20 µg/l und weniger als 33 % positive Stanzproben. Die Bildgebungsberichte wurden von 2 Urologen beurteilt, die gegenüber den Resultaten verblindet waren. Es wurde in normale Befunde oder Verdacht auf Karzinom einschließlich mögliche oder wahrscheinliche Krebsläsion unterschieden. Die TRUS-Untersuchungen beurteilte 1 Urologe.

Die Studienpopulation bestand aus 114 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 63,4 Jahren. Ihr mittlerer PSA-Wert zum Zeitpunkt der Diagnose betrug 6,4 µg/l und die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 59 Monaten (Bereich 3-175 Monate). Die MRT-Bildgebung ergab, ebenfalls zum Zeitpunkt der Diagnose, bei 69 % der Patienten auf die Prostata begrenzte Läsionen mit Verdacht auf Karzinom. Bei 61 % der Teilnehmer handelte es sich um stoffwechselaktive verdächtige Läsionen und 75 % wiesen beide Varianten auf. Im Vergleich zur anatomischen MRT wurden mit der MR-Spektroskopie 7 zusätzliche Läsionen gefunden, wodurch sich die Zahl normaler Befunde reduzierte. Mit dem TRUS konnten nur bei 35 % der Patienten verdächtige Läsionen entdeckt werden.

War entsprechend anatomischem MRT-Befund eine verdächtige Läsion vorhanden, erhöhte sich in der folgenden Biopsie das Risiko für einen höheren Gleason-Score. Der Anteil positiver Stanzproben betrug bei positivem MRT-Befund 25 %, bei negativem Ergebnis 15 %. Dagegen ergaben sich durch die MRT-Ergebnisse keine statistisch signifikanten Zusammenhänge in Bezug auf den Beginn einer aktiven Therapie und hoher PSA-Anstiegsgeschwindigkeit. Die Analyse der MR-Spektroskopieresultate zeigte bei Gleason-Score, Beginn einer aktiven Therapie und hoher PSA-Anstiegsgeschwindigkeit einen nicht signifikanten Anstieg durch stoffwechselaktive verdächtige Läsionen.

57-jähriger Patient mit einem PSA-Wert von 17,7 ng/ml. Die axiale T2w- und die T1w-Aufnahmen (a, b) zeigen ein tumorsuspektes Areal in der linken peripheren Zone intermediolateral. Gering tumorsuspekt sind die hypointensen, eher streifig imponierenden Areale rechts intermediolateral. Nach Prostatektomie fanden sich in beiden Seitenlappen Prostatakarzinomzellen mit einem Gleason-Score von 4 + 5. a Axiale T2w Aufnahme (Bild: Franiel T, Beyersdorff D. Radiologie up2date 2007; 7: 95-112).

    >