ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(7/08): 337
DOI: 10.1055/s-0030-1265734
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Strandkorbheft

Cornelia Gins
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Publication Date:
20 August 2010 (online)

Diese leeren Computerseiten haben etwas unsagbar Forderndes: Sie wollen gefüllt werden mit Wichtigem oder auch Unwichtigem, die Wertung liegt natürlich beim Leser. In jedem Fall wollen sie beschrieben werden. Doppelausgaben sind eigentlich etwas Feines. Sie erlauben der Redaktion durchzuatmen, zwischen den Heftvorbereitungen auch mal das Schwimmbad aufzusuchen oder einfach im Gartenstuhl zu sitzen und sich mit anderen Themen außerhalb der Zahnheilkunde zu beschäftigen. Aber auch eine Doppelausgabe benötigt ein Editorial und das im dentalen Sommerloch.

Da ist mir gerade eine Meldung in der Tageszeitung recht, die zwar den allgemeinärztlichen Bereich betrifft, aber so empfinde ich es, den Mainstream auf allen medizinischen Gebieten widerspiegelt. Der deutsche Bundesbürger bekommt nach Ansicht der Krankenkassen möglicherweise mehr Hüft- und Kniegelenke als nötig. Nach einer Studie der Barmer-GEK ist die Zahl der Gelenk-Implantationen in den Jahren 2003 bis 2009 dramatisch gestiegen. Es wurden 52 % mehr Knies und 18 % mehr Hüften operiert. Es ist naheliegend, dass die Krankenkassen den Ärzten Gewinnmaximierung unterstellen. Dieses Eisen ist mehr als heiß. Dass ärztliche Therapieentscheidungen von wirtschaftlichen Interessen diktiert werden, wird gern behauptet. Beweisen lassen kann es sich in den seltensten Fällen. Aber stutzig wird man schon.

Interessant fand ich auch eine andere Meldung. Sie betrifft die Werbeausgaben im 1. Halbjahr 2010 im medizinischen Markt. Mal abgesehen davon, dass sich die Anzeigenschaltung halbiert hat, sind die Veränderungen in der Produktauswahl interessant. Gehen wir mal nicht davon aus, dass die Pharmaindustrie mit der Häufigkeit einer Anzeigenschaltung einer bestimmten Medikamentengruppe das Therapieverhalten des Arztes beeinflusst, sondern umgekehrt, dass das Verschreibungsverhalten die Schaltung beeinflusst, haben die Gichttherapeutika im 1. Halbjahr überdurchschnittlich zugenommen. Während die Ausgaben für magensäurebedingte Erkrankungen signifikant zurückgegangen sind – ein interessanter Aspekt.

Eine Aussage zu Werbeausgaben gibt es auch für den zahnmedizinischen Bereich. Wie im medizinischen Bereich ist das Anzeigenvolumen um gut die Hälfte gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Zugelegt haben ganz deutlich auf Kosten der Silikone die Polyether. Für sie gab es im letzten Jahr fast gar kein Ausgabenvolumen. Komposite und Prophylaxemittel werden weiterhin gern platziert. Zugegeben die Produktauswahl in dieser Statistik ist nicht sehr umfangreich und beschreibt mitnichten das Spektrum der zahnmedizinischen Versorgungsmöglichkeiten. Eines ist aber festzustellen: Der klassische Abdruck scheint doch noch nicht „tot“ zu sein. Um den Abdruck geht es in der vorliegenden Ausgabe allerdings nicht, obwohl wir für Sie den Schwerpunkt Prothetik mit all seinen Facetten ausgewählt haben.

Nun hat es doch noch ein Editorial im Sommerloch gegeben. Ich kann jetzt entspannt in den Strandkorb gehen, ich hoffe Sie auch. Schönen Urlaub.

Ihre

Cornelia Gins

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