ergopraxis 2010; 3(9): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1265885
wissenschaft

Schizophrenie – Lebenswelt in die Therapie einbeziehen

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02 September 2010 (online)

 
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    Die Bedeutung verschiedener Lebensbereiche und die familiäre Situation eines an Schizophrenie erkrankten Menschen sind wichtige Faktoren in der Behandlung. Zu diesem Ergebnis kamen Prof. Dr. Andreas Hinz von der Universität Leipzig und sein Forscherteam von der katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen.

    Für ihre Vergleichsstudie befragten die Forscher zwischen 2007 und 2008 insgesamt 107 Patienten mit einer Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Psychose. Diese befanden sich entweder (teil-)stationär oder ambulant in psychiatrischer Behandlung oder wurden von ambulanten Diensten betreut. Die Kontrollgruppe bestand aus zufällig ausgewählten Personen aus der Bevölkerung. Der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit von Heinrich und Herschbach diente den Forschern zur Datenerhebung. Anhand dessen bewerteten die Befragten acht Lebensbereiche nach ihrer Wichtigkeit und Zufriedenheit auf einer 5-stufigen Skala. Die Ergebnisse zeigen, dass den erkrankten Menschen alle Lebensbereiche signifikant weniger wichtig waren als der Allgemeinbevölkerung. Die Patientengruppe nannte Gesundheit, Familie/Kinder und die Wohnsituation als die wichtigsten Bereiche. Die Kontrollgruppe hingegen erachtete Gesundheit, Einkommen und Beruf/Arbeit als besonders wichtig. Die erkrankten Menschen zeigten sich insgesamt in allen Lebensbereichen unzufriedener. Diejenigen, die in einer Partnerschaft lebten, wiesen allerdings eine höhere Zufriedenheit bezüglich Partnerschaft/Sexualität und Familie auf als die Betroffenen ohne Partner. Minderjährige Kinder wirkten sich zwar positiv auf die Wichtigkeit, nicht aber auf die Zufriedenheit mit diesem Lebensbereich aus.

    Die Forscher fordern für die psychiatrische Praxis, den Patienten stärker in seinen Alltagsund Familienbezügen zu sehen. So könne man ihn in seinen Kompetenzen stärken und die Familie besser einbeziehen.

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    Fortschr Neurol Psychiat 2010; 78: 147–153