Rofo 2010; 182(10): 842
DOI: 10.1055/s-0030-1267301
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Koronarangiografie – Höhere Strahlenbelastung bei biplanarer Bildgebung

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Publication Date:
04 October 2010 (online)

 

Die Einsparung von Röntgenkontrastmittel bei Angiografien ist insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion von großer Bedeutung. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass bei der biplanaren Koronarangiografie im Vergleich zur monoplanaren Darstellung weniger Kontrastmittel benötigt wird. Eine Arbeitsgruppe aus Sydney, Australien, untersuchte den Kontrastmittelverbrauch und die Strahlenbelastung in einer Kohorte von Patienten mit 1-Gefäßinterventionen. Br J Radiol 2010; 83: 379–393

Bei der biplanaren Koronarangiografie werden die Gefäße mit einer Kontrastmittelinjektion in 2 Ebenen gleichzeitig dargestellt. Das Verfahren soll insbesondere bei schwierigen Prozeduren die Untersuchungszeiten verkürzen und dabei zu einer Einsparung von Kontrastmittel und auch zur einer Reduktion der Strahlendosis führen.

Sadick et al. nahmen zwischen Dezember 2007 und August 2008 insgesamt 504 Patienten in ihre Studie auf, bei denen an einem Koronargefäß (RCA, RIVA oder RCX) entweder elektiv oder primär eine Angioplastie durchgeführt wurde. 234 der Interventionen wurden an einer monoplanaren Angiografieanlage vorgenommen, 270 Prozeduren erfolgten mittels biplanarer Bildgebung. Beide Patientengruppen unterschieden sich nicht wesentlich hinsichtlich Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Komorbidität, Zielgefäß, Anzahl der implantierten Stents, Elektivität und Erfahrung der Untersucher. Von den Untersuchern befanden sich 3 im 1. Jahr ihrer Ausbildung, 3 im 2. Jahr und 3 hatten mindestens 2 Jahre Erfahrung im Bereich der Koronarangiografie. Insgesamt 196 Interventionen wurden an der RCA durchgeführt, 206 an RIVA und 102 an RCX.

Es zeigte sich, dass bei den biplanaren Untersuchungen signifikant höhere Strahlendosen verwendet wurden als bei den monoplanar durchgeführten Prozeduren (im Mittel 181,4 Gycm2 vs. 133,6 Gycm2).

Dieses Ergebnis war unabhängig von der Elektivität der Untersuchung, von der Erfahrung des Untersuchers und auch unabhängig davon, welches Gefäß behandelt wurde. Bei der biplanaren Bildgebung wurde im Mittel weniger Kontrastmittel verwendet als bei der monoplanaren (166,8 ml vs. 176,8 ml), dieser Unterschied erreichte aber nicht die statistische Signifikanz. Die biplanaren Angiografien dauerten signifikant länger als die monoplanaren (im Mittel 55,3 min vs. 48,9 min).

Die Autoren führen die unerwarteten Ergebnisse darauf zurück, dass die Technik der biplanaren Angiografie für den Untersucher schwieriger durchzuführen ist als die monoplanare Angiografie. Vorprogrammierte Winkel müssen zum Beispiel häufig an den jeweiligen Patienten angepasst werden und es werden vermehrt Testinjektionen durchgeführt.

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