Wenn der Verdacht auf eine heparininduzierte Thrombozytopenie Typ II (HIT II) besteht,
muss man die Heparingabe sofort beenden. Die Patienten sollten umgehend auf ein alternatives
Antikoagulans umgestellt werden.
Anzeichen für eine HIT II
Das Leitsymptom für eine HIT II ist ein Thrombozytenabfall, sagte Prof. Carl-Erik
Dempfle, Mannheim, auf dem DGfN/ERA-EDTA-Kongress in München. Dieser tritt in der
Regel zwischen dem 5. und 14. Tag nach der initialen Heparingabe auf, wobei die Thrombozytenzahl
meist um mehr als 50 % absinkt und dann unter 100 000/µl liegt. "Eine regelmäßige
Überwachung der Thrombozytenzahl hat einen hohen Stellenwert bei allen Patienten,
die Heparine zur Antikoagulation erhalten", so Dempfle.
An eine HIT II sollte man auch dann denken, wenn unter einer Heparintherapie thromboembolische
Ereignisse auftreten, ohne dass gleichzeitig ein Abfall der Thrombozyten nachweisbar
ist. Denn eine Thrombose ist neben der Thrombozytopenie das führende Symptom bei HIT
II. Das Spektrum umfasst venöse und auch arterielle Gefäßverschlüsse. Bei unbehandelten
Patienten kann die Thromboserate innerhalb eines Monats bei bis zu 75 % liegen.
Für die alternative Koagulation stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Für
den direkten, als Infusion applizierbaren Thrombininhibitor Argatroban (Argatra®)
sprechen laut Dempfle unter anderem die Steuerbarkeit, die Möglichkeit des Einsatzes
bei niereninsuffizienten Patienten ohne initiale Dosisanpassung, keine Kreuzreaktion
mit HIT-II-Antikörpern und die Möglichkeit zur individuellen Dosierung.
Konstanter Wirkspiegel
Die Antikoagulation über einen intravenösen Zugang erscheint logisch, da sich Thrombosen
im Intravasalraum ereignen, betonte Prof. Sibylle Kozek-Langenecker, Wien (Österreich).
Deshalb muss die Gerinnungshemmung von Antikoagulantien im venösen und arteriellen
System wirksam werden.
Weiterhin scheint es sinnvoll zu sein, einen konstanten Wirkspiegel ohne Spitzen und
Täler anzustreben, da bisher keine zirkadianen Schwankungen bei der Entstehung von
Thrombosen festgestellt wurden. Die subkutane Applikation erhöht im Talspiegel das
Risiko von Thrombosen und im Spitzenspiegel das Risiko von Blutungen, so Kozek-Langenecker
weiter. Dagegen kann durch die kontinuierliche intravenöse Applikation mit einer gut
steuerbaren Substanz die hämostaseologische Balance im therapeutischen Bereich gehalten
werden.
Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt
Quelle: Die Beitragsinhalte stammen vom Pressegespräch "Gute Steuerung ist entscheidend
- Argatroban, die alternative Antikoagulation bei HIT II", veranstaltet von Mitsubishi
Pharma Deutschland, Düsseldorf, im Rahmen des ERA-EDTA/DGfN-Kongresses in München.