Lahmheiten
Ursache für akute Lahmheiten sind in den meisten Fällen traumatische Ereignisse wie
z. B. Stürze, Rempeleien unter Hunden oder Unfälle. Doch auch Überbelastungen durch
nicht der Kondition des Hundes angepasste Bewegungsaktivitäten (an den Wochenenden
oder in der Urlaubszeit) führen zu Lahmheiten oder Veränderungen im normalen Bewegungsablauf.
In vielen Fällen kann der Tierhalter jedoch kein auslösendes Ereignis für eine akute
Lahmheit nennen.
Umso wichtiger ist in solchen Fällen eine eingehende Untersuchung zur Lokalisation
des Problems, denn es können so verschiedene Strukturen wie Knochen, Muskeln, Sehnen,
Bänder oder Nerven geschädigt sein. Insbesondere geht es natürlich darum abzuklären,
ob ggf. eine schnelle chirurgische Intervention notwendig ist, damit keine weitreichenden
Folgeschäden entstehen.
Bei Welpen und Junghunden in Wachstum und Entwicklung erfordern Lahmheiten besondere
Aufmerksamkeit und frühzeitige weiterführende Diagnostik wie z. B. Röntgen, um entwicklungsbedingte
Erkrankungen wie IPA, IPC, OCD usw. möglichst frühzeitig zu diagnostizieren und adäquat
zu behandeln.
Durch nicht frühzeitig erkannte und korrigierte Entwicklungsstörungen kommt es zu
irreversiblen Schäden an Gelenken, die den Hund sein Leben lang begleiten und zu chronischen
Schmerzgeschehen führen können.
Schmerz
Tiere zeigen Lahmheiten oder Schonhaltung, weil sie Schmerzen haben. In der Praxis
zeigen sich Lahmheiten häufig nicht so gravierend wie im häuslichen Umfeld, da Hunde
dazu neigen, in unbekannter Umgebung oder bei Aufregung vorhandene Schmerzen möglichst
nicht zu zeigen.
Bei akut auftretenden Problemen hat Schmerz die physiologische Funktion, für eine
Schonung zu sorgen, damit traumatisierte Gewebe während der Regenerationsphase nicht
überlastet werden. Insofern ist bei perakut und akut verlaufenden gering- bis mittelgradigen
Lahmheiten der Einsatz potenter Analgetika wie z. B. NSAIDs oder Opioiden durchaus
kritisch zu sehen.
Auf der anderen Seite aber hat Schmerz die Neigung, zu chronfizieren, wenn keine adäquate
Schmerztherapie erfolgt. Aus anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen können so
chronische, nach Beseitigung der auslösenden Ursache weiter bestehende Schmerzen entstehen.
Wird ein akut lahmender Hund mit potenten Analgetika therapiert, muss der Tierhalter
unbedingt für Schonung sorgen, denn ein schmerzfreies Tier tobt und rennt wieder wie
vor dem schmerzhaften Ereignis, auch wenn Veränderungen in Geweben da sind, die noch
ausheilen müssen, damit es keine Spätschäden gibt.
Regulationsmedizin
Als Bausteine einer multimodalen Schmerztherapie sind Therapieverfahren aus dem Bereich
der Regulationsmedizin anzusehen. Sie können bei geringgradigen Schmerzen als alleinige
Therapie, bei mittel- bis hochgradigen Schmerzen begleitend oder als Anschlusstherapie
an die Therapie mit potenten Analgetika eingesetzt werden.
Sie beseitigen Schmerzen anfangs meist nicht völlig, sondern reduzieren sie auf ein
für das Tier erträgliches Maß. Das Tier spürt noch, dass etwas nicht in Ordnung ist
und ist eher ruhig zu halten, als wenn es völlig schmerzfrei ist.
Regulationsmedizinische Therapieverfahren haben ein extrem geringes Nebenwirkungspotenzial.
Deshalb bieten sich gerade für unkomplizierte akute gering- bis mittelgradige Lahmheiten
aufgrund von Verstauchungen, Prellungen, Zerrungen und Quetschungen eine Reihe von
regulationsmedizinischen Therapieoptionen an – von homöopathischen Einzelmitteln über
Komplexpräparate bis hin zu phytotherapeutischen Zubereitungen. Zur Akutbehandlung
in der Praxis eignet sich eine Low-level-Lasertherapie z. B. mit einem Infrarotlaser.
Homöopathie
Homöopathische Einzelmittel
Bei Lahmheiten werden homöopathische Einzelmittel nach ihrem Arzneimittelbild (Gesamtheit
der am Patienten feststellbaren Symptome) und/oder den sog. bewährten Indikationen
(klinische Diagnosen, bei denen sich ein bestimmtes Mittel besonders gut bewährt hat)
eingesetzt ([Tab. 1] u. [Tab. 2]).
Tab. 1 Homöopathische Einzelmittel mit Bezug zu Knochen und Gelenken (und in den Fertigpräparaten
eingesetzte Potenzen mit entsprechenden Fertigpräparaten).
Mittel
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Deutsche Bezeichnung
|
Charakteristik, Anwendungsgebiete
|
Enthalten in:
|
Bryonia D4, D6
|
Zaunrübe
|
Gelenke geschwollen und warm, trockene Schleimhäute, großer Durst auf kaltes Wasser,
Verschlimmerung durch Bewegung; Arthritis, Polyarthritis, Distorsion
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Bryonia-logoplex®, Bryonia-Injeel®
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Calcium carbonicum Hahnemanni D12, D30
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Austernschalenkalk
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Ruhige Tiere mit kräftigem Knochenbau, Entwicklungsstörungen im Welpenalter; Rachitis,
Arthritis
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Calcium carbonicum-Injeel®, China-logoplex®
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Calcium fluoratum D6, D12
|
Calciumfluorid, Flussspat
|
Rasche ermüdbare, unruhige und hektische Tiere, Durchtrittigkeit in den Gelenken,
Frakturen heilen schlecht; Arthritis, Osteochondrose, Wachstumsstörungen, Neigung
zu Verstauchungen und Verrenkungen
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Calcium fluoratum-Injeel®
|
Calcium phosphoricum D6, D12
|
Calcium-hydrogenphosphat
|
Lebhafte, schlanke und zierliche Tiere, sind schnell erschöpft, kränklich; Entwicklungs-
und Wachstumsstörungen, „Wachstumsschmerzen”
|
Discus compositum ad us. vet.® Osteoheel S®
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Eupatorium perfoliatum D4, D6, D8
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Wasserhanf
|
Starke Knochenschmerzen, großer Durst; Distorsionen, Frakturen
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Belladonna-logoplex® Echinacea comp. SN®
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Ledum D6, D12
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Sumpfporst
|
Heftige, reißende Schmerzen, nach Stich- oder Bisswunden, Wärme verschlimmert, Kälte
und kalte Anwendungen bessern; Arthritis, Bisswunden, Insektenstiche, Zeckenbisse
|
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Symphytum D2
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Beinwell
|
„Arnica der Knochen”; Bezug zu Knochen und Periost, bei Neigung zu Exostosenbildung;
Distorsionen, Periostitis, verzögerte Kallusbildung bei Frakturen
|
Articulatio comp. PLV®, Arnica-logoplex®, Symphytum-Injeel® Traumeel®
|
Tab. 2 Homöopathische Einzelmittel mit Bezug zu Nerven, Bändern und Muskulatur (und in den
Fertigpräparaten eingesetzte Potenzen mit entsprechenden Fertigpräparaten).
Mittel
|
Deutsche Bezeichnung
|
Charakteristik, Anwendungsgebiete
|
Enthalten in:
|
Apis D4, D30
|
Honigbiene
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Rote, ödematöse, schmerzhafte Schwellungen, Besserung durch kalte Umschläge, Durstlosigkeit;
Arthritis, Tendinitis/Tendovaginitis
|
Apis-Homaccord®
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Arnica D3, D4
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Bergwohlverleih
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Extreme Berührungsempfindlichkeit am ganzen Körper, akute Distorsion mit Hämatom und/oder
Ödem, Luxationen, Quetschungen
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Arnica e planta tota D5 PLV®, Arnica-logoplex®, Articulatio comp. PLV®, Magnesium comp. PLV® Traumeel®
|
Bellis perennis D3, D4
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Gänseblümchen
|
Zerschlagenheitsgefühl mit Blutungsneigung, Folge von Überanstrengung und Überlastung
von Muskulatur und Bändern, nach stumpfen Traumata
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Arnica-logoplex®, Traumeel®
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Gelsemium D6, D30
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Wilder Jasmin
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Eher ängstliche Tiere, Zittern der Extremitäten bei Aufregung, schwacher Muskeltonus
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Rhus toxicodendron comp. PLV®
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Hammamelis D4, D6
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Zaubernuss
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Mittel für venöse Sickerblutungen, dunkle Verfärbung der Haut; Hämatome, Quetschungen
|
Arnica-logoplex®, Traumeel®
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Hypericum D4, D6
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Johanniskraut
|
„Arnica der Nerven”; Bei Nervenschädigungen, Neuralgien nach Verletzungen, Operationen,
Contusio cerebri, Neuritis
|
Arnica-logoplex®, Traumeel®
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Rhus toxicodendron D6, D12, D30
|
Giftsumach
|
Beschwerden bessern sich durch Bewegung, Tiere sind ruhelos, bei Verstauchungen, Zerrungen,
Steifheit des Bewegungsapparates
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Arnica logoplex®, Rhus toxicodendron comp. PLV®, Rhus tox-Injeel®
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Ruta graveolens D2, D4
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Weinraute
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Steifheit und Zerschlagenheitsgefühl, bei Prellungen, Quetschungen, Zerrungen
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Ruta-Injeel®
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Abb. 1 Bryonia-Blüte
Abb. 2 Johanniskraut-Blüten
Abb. 3 Beinwell-Blüten
Abb. 4 Wasserhanf-Eupatorium-Blüten
Abb. 5 Gänseblümchen-Bellis
Abb. 6 Zaubernuss
Dosierung
Je akuter ein Geschehen aufgetreten ist, desto häufiger erfolgt anfangs die Gabe des
ausgewählten Mittels ([Tab. 3]).
Tab. 3 Dosierung homöopathischer Einzel- und Komplexmittel (Richtdosis).
Tiergröße
|
Globuli
|
Dilution/Tropfen
|
Tabletten
|
Welpe (< 1 kg)
|
2
|
2 Tropfen
|
?
|
Hund (1–5 kg)
|
3
|
4 Tropfen
|
?
|
Hund (5–20 kg)
|
4
|
6 Tropfen
|
1
|
Hund (20–40 kg)
|
5
|
8 Tropfen
|
2
|
Hund über 40 kg
|
8
|
10 Tropfen
|
3
|
Es wird empfohlen, bei plötzlich auftretender Lahmheit anfangs für 1–2 halle 15–30min
1 Gabe des ausgewählten homöopathischen Mittels zu verabreichen.
-
Bessert sich die Lahmheit nach 4–6 Gaben, wird die Häufigkeit der Gabe reduziert auf
alle 2–4 h1 Gabe für 6–8h.
-
Bei weiterer Besserung erhält das Tier am Folgetag 2–4 × tägl. 1 Gabe, bis die Lahmheit
wieder völlig verschwunden ist.
Homöopathische Komplexmittel
In Komplexmitteln sind mehrere homöopathische Einzelmittel kombiniert, die eine ähnliche
Wirkrichtung oder einen Bezug zu bestimmten Organen oder Geweben haben. Der Einsatz
von Komplexmitteln erfolgt überwiegend nach klinischen Diagnosen, weniger nach den
homöopathischen Arzneimittelbildern. Deshalb kann die Behandlung akuter Probleme mit
Komplexmitteln in jeder Praxis auch ohne langjährige regulationsmedizinische Ausbildung
erfolgen.
Beispiele für Komplexmittel zur Verabreichung bei akuten Lahmheiten sind:
-
Traumeel® ad us. vet. Ampullen, Tabletten, Tropfen, Salbe oder Gel
-
Arnica-logoplex®-Injektionslösung oder Globuli
Dosierung
Bei akuten Lahmheiten können o. g. Präparate in der Praxis verabreicht werden:
Gerade bei kleinen Hunden hat sich bewährt, die Injektionspräparate vom Tierbesitzer
oral verabreichen zu lassen, da die salzig schmeckenden Lösungen von den Tieren gerne
akzeptiert werden. Nach 2 Tagen sollte eine Kontrolluntersuchung in der Praxis stattfinden.
Hat sich die Lahmheit kaum gebessert, sollten auf jeden Fall weitergehende Untersuchungen
eingeleitet werden. Ist der Hund bereits fast lahmheitsfrei, sollte die medikamentelle
regulationsmedizinische Therapie noch mindestens 4–6 Tage lang durchgeführt werden,
damit das geschädigte Gewebe wieder völlig ausheilt.
Zubereitungen homöopathischer Präparate
Es gibt homöopathische Einzelmittel und auch Komplexmittel als Dilutionen (alkoholische
Lösungen), Globuli (aus Rohrzucker) und Tabletten (enthalten Milchzucker). Alle Zubereitungsformen
sollten dem Patienten möglichst direkt in die Lefzen bzw. auf die Mundschleimhaut
verabreicht werden.
Verabreichung von homöopathischen Einzelmitteln und Komplexmitteln
Da die Homöopathika möglichst inten siven Kontakt mit der Mundschleimhaut haben sollten
– denn bereits dort setzt ihre Wirkung ein –, hat es sich bewährt, die Mittel nach
Möglichkeit 30min vor oder nach der Fütterung mit einer Plastik-Einmalspritze, einer
Tropfpipette oder einem Plastiklöffel direkt in die Lefzen zu geben.
Sollte eine orale Eingabe für den Besitzer problematisch sein, können die Präparate
auch unter eine sehr kleine Menge breiiges bzw. suppiges Futter gegeben werden.
Homöopathika bei Distorsionen, Kontusionen
Das Wichtigste und bekannteste Mittel für akute Traumata aus der Homöopathie ist Arnica. Es wird eingesetzt bei allen Weichteiltraumata, insbesondere wenn es durch Quetschungen
zu Einblutungen ins Gewebe mit Hämatombildung kommt und der Hund sehr berührungsempfindlich
ist. Auch bei Muskelkater nach Überanstrengung wirkt es schmerzlindernd.
Prä- und postoperativ verabreicht reduziert es die Blutungsneigung. Seine Wirkung
entfaltet sich am besten in den ersten 2–4 Tagen nach einer Verletzung. Deshalb sollte
es auf keinen Fall eine längere Zeit gegeben werden. Sind danach noch Beschwerden
vorhanden, ist meist ein Wechsel des Mittels notwendig.
So kann als Folgemittel Rhus toxicodendron eingesetzt werden, wenn die Hunde direkt nach dem Aufstehen noch stark lahmen, sich
beim Spaziergang nach und nach „einlaufen” und nach dem Spaziergang fast lahmheitsfrei
gehen.
Eine Kombination der 3 homöopathischen Einzelmittel Arnica, Ruta und Rhus toxicodendron kann für akute Schmerzzustände eingesetzt werden, die mit Steifigkeit einhergehen
und sich durch fortgesetzte Bewegung wieder bessern.
Dosierung
2–4 × tägl. 1 Gabe jeden Mittels sollte eine akute Lahmheit innerhalb von 3–4 Tagen
zum Verschwinden bringen. Zusätzlich sollte der Hund an der Leine geführt werden und
nicht mit anderen toben.
Homöopathische Begleitung orthopädischer Eingriffe
Dosierung
-
Am Tag vor der OP: Arnica C30 – einmalige Gabe
-
Am Operationstag direkt nach der Narkose: Nux vomica C30 – einmalige Gabe
-
Am Operationstag und dem darauffolgenden Tag: Arnica C30 – einmalige Gabe
-
Ab 3. Tag bis ca. 14. Tag nach OP: Staphisagria D12 – 2 × tägl. 1 Gabe
Schüßler-Salze
Die Prophylaxe von wachstumsbedingten Problemen am Bewegungsapparat spielt v. a. bei den großwüchsigen Hunderassen wie Doggen, Schäferhunden, Retrievern
usw. eine wichtige Rolle. Zusätzlich zu einer dem Wachstum und der Entwicklung angepassten
eher restriktiven Fütterung hat sich der Einsatz von Schüßler-Salzen bewährt ([Tab. 4]).
Tab. 4 Schüßler-Salze mit Bezug zum Bewegungsapparat.
Schüßler-Salz
|
Potenz
|
Gewebebezug
|
Einsatzgebiet
|
Calcium fluoratum Nr. 1
|
D12
|
Knochen, Sehnen, Bänder, Gefäße
|
Bei Jungtieren, die zur Überbeanspruchung des Bewegungsapparates neigen, nach orthopädischen
Operationen
|
Calcium phosphoricum Nr. 2
|
D6
|
Knochen, Zähne, Zellkern
|
Bei Wachstums- und Zahnungsbeschwerden, Rachitis, nach Frakturen
|
Natrium chloratum Nr. 8
|
D6
|
Körperflüssigkeiten, Knorpel, Knochen
|
Knorpelschäden, Knacken in den Gelenken
|
Silicea Nr. 11
|
D12
|
Bindegewebe, Nerven, Haut, Nägel
|
Bindegewebsschwäche, Bänderschwächen, Neuralgien
|
Calcium carbonicum Hahnemanni Nr. 22
|
D12
|
Knochen, Schleimhäute
|
Wachsende Tiere mit Erschöpfungszuständen und Schleimhautentzündungen
|
Schüßler-Salze sind 12 verschiedene homöopathisch potenzierte Mineralstoffverbindungen,
die von dem Arzt Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898) um 1870 entwickelt und
eingesetzt wurden. Seine Nachfolger ergänzten das Therapiesystem um weitere 12 sog.
Ergänzungsmittel.
Es handelt sich um ein Therapieverfahren der Erfahrungsheilkunde, das von Menschen
in den allermeisten Fällen in Selbstmedikation eingesetzt wird. Grundgedanke dieser
Therapie ist, dass die eingesetzten Präparate Verteilungsstörungen von Mineralien
im Organismus regulieren, d. h. dafür sorgen, dass der richtige Mineralstoff zur richtigen
Zeit in ausreichender Konzentration vorhanden ist. Einen klinisch feststellbaren Mineralstoffmangel
können diese Präparate nicht ausgleichen!
Phytotherapie
Auch im Bereich der Pflanzenheilkunde gibt es Pflanzen, die analgetisch wirkende Substanzen
enthalten und therapeutisch bei Schmerzen eingesetzt werden können. Vor allem dann,
wenn andere potente Schmerzmittel kontraindiziert sind oder Hunde mit Unverträglichkeit
darauf reagieren, stellen sie eine gute Alternative dar.
So wirkt Teufelskralle (Harpagohytum procumens) bzw. die darin enthaltenen Iridoidglykoside antiphlogistisch und analgetisch u. a.
über eine Hemmung der 5-Lipoxygenase. Alle Wirkmechanismen der Teufelskralle sind
bisher pharmakologisch noch nicht aufgeklärt.
Das Gummiharz des indischen Weihrauches (Boswellia serrata) bzw. die darin enthaltenen Boswelliasäuren verfügt über eine ausgeprägte antiphlogistische
Wirkung. In In-vitro-Studien konnte gezeigt werden, dass sowohl Lipoxygenasen als
auch Cyclooxygenasen gehemmt werden.
Beinwell (Symphytum officinale) wirkt – äußerlich angewendet – abschwellend und antiphlogistisch durch Allantoin,
Gerbstoffe, Rosmarinsäure, Triterpene und Sterole.
Leider gibt es in der Tiermedizin keine auf bestimmte Inhaltsstoffe standardisierten
Phytopräparate zur Schmerztherapie. Die o. g. Heilpflanzen sind als Zusätze zu verschiedensten
Nahrungsergänzungspräparaten für Hunde erhältlich, die in den von den Herstellern
angegebenen Dosierungen verabreicht werden sollten.
Low-Level-Lasertherapie
Die Low-Level-Lasertherapie als Locusdolendi-Behandlung z. B. mit einem Infrarot-Laser
ist sehr gut analgetisch wirksam bei neuralgischen und neuritischen Beschwerden und
hat keinerlei Nebenwirkungen. Dabei summieren sich die analgetischen Laserwirkungen
auf verschiedenen Ebenen: lokal entzündungshemmend, Ödeme vermindernd, ATP-Produktion
und Wahrnehmungsschwelle für Schmerz erhöhend. Durch Blockade der Ionenpenetrationskanäle
der Zellmembranen wird die Depolarisation von Nervenzellen erschwert. Durch die erhöhte
ATP-Syntheseleistung wird der Nervenzelle Energie zur Verfügung gestellt um Na+-Ionen
wieder ins extrazelluläre Mileu zu transportieren. Beide Mechanismen wirken auf das
Ruhemembranpotenzial der Nervenzelle stabilisierend, so dass Depolarisation und damit
Auslösung eines Schmerzreizes erschwert sind.
Der schmerzlindernde Effekt des Infrarotlasers tritt bereits während der Behandlung
ein und hält nach einer Erstbehandlung etwa 12–24 Stunden an. Nach Folgebehandlungen
hält der analgetische Effekt dann auch länger an. Die meisten Gerätehersteller liefern
mit ihren Geräten Tabellen mit, aus denen man die Dauer der Laserbestrahlung ablesen
kann, die man nach [Tab. 5] für bestimmte Wirkungen benötigt.
Tab. 5 Um mit dem Laser in der konventionellen Lasertherapie einen therapeutischen Effekt
im Organismus zu erzielen, ist es notwendig, dem Gewebe Energie zuzuführen. Dafür
gibt es gewisse Dosierungsrichtlinien:
Gewünschter Effekt
|
|
Dosierung Mensch
|
Dosierung Tier
|
Modifiziert nach: Ambronn/Muxeneder/Warnke: Laser- und Magnetfeldtherapie in der Tiermedizin
|
Analgesie
|
MuskelGelenke
|
2–4 Joule/cm2
4–8 Joule/cm2
|
2,5–5 Joule/cm2
5–10 Joule/cm2
|
Entzündungshemmender Effekt
|
AkutChronisch
|
1–6 Joule/cm2
4–8 Joule/cm2
|
1,25–7,5 Joule/cm2
5–10 Joule/cm2
|
Stoffwechselstimulation
|
|
3–6 Joule/cm2
|
3,75–7,5 Joule/cm2
|
Vasomotorischer Effekt
|
|
1–3 Joule/cm2
|
1,25–3,75 Joule/cm2
|
Kombination Schul- und Regulationsmedizin
Kombination Schul- und Regulationsmedizin
Ist bei mittel- bis hochgradigen Lahmheiten nach Traumata ausgeschlossen, dass ein
chirurgisches Vorgehen notwendig ist, kann die Erstbehandlung in der tierärztlichen
Praxis mit bewährten kurz wirksamen nichtsteroidalen Antiphlogistika oder einem Infrarot-Laser
erfolgen.
Der Tierhalter sollte unbedingt angewiesen werden, das Tier während der Gabe starker
Schmerzmittel zu schonen bzw. in seiner Aktivität einzuschränken. Hat der akute hochgradige
Schmerz sich nach 1–2 Tagen gebessert, kann eine Weiterbehandlung mit regulationsmedizinischen
Präparaten erfolgen, z. B. mit einem auf den aktuellen Zustand passenden homöopathischen
Einzelmittel oder mit einem Komplexmittel.
Diese Mittel werden so lange verabreicht, bis der Hund keine Lahmheit oder Abweichungen
von seinem normalen Bewegungsmuster mehr zeigt, i. d. R. 7–14 Tage lang.
Online zu finden unter
http://dx.doi.org/10.1055/s-0030-1267783