Der Klinikarzt 2010; 39(10): 475
DOI: 10.1055/s-0030-1268360
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Radiotherapeutika und Kinase-Inhibitoren – Neue Angriffspunkte im Krebsstoffwechsel

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Publication Date:
02 November 2010 (online)

 
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Die onkologische Forschung ist heute überwiegend auf übergreifende Mechanismen wie Angiogenese, Wachstum und Stoffwechsel von Tumorzellen ausgerichtet. Neue Medikamente haben somit meist ein hohes Potenzial, bei ganz verschiedenen Tumorentitäten erfolgreich zu sein.

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Forschung an neuen und bekannten Mechanismen im Krebsstoffwechsel

Die Entwicklung und Prüfung neuer onkologischer Therapeutika und Diagnostika hat auch bei Bayer-Schering einen hohen Stellenwert, wie Dr. Dominik Mumberg von dem Unternehmen erläuterte.

Als Beispiel führte der Wissenschaftler den Multi-Kinase-Inhibitor Sorafenib (Nexavar®) an, der bisher bei fortgeschrittenem Nieren- und Leberkrebs zugelassen ist. Da die Kinasen bei vielen Tumorentitäten eine wichtige Rolle spielen, ist der Einsatz auch bei anderen Tumorarten denkbar. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom und fortgeschrittenem Schilddrüsenkarzinom wird Sorafenib zurzeit in Phase-III-Studien getestet - Phase-II-Studien laufen bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom. Aber auch nach ganz neuen Angriffspunkten im Krebsstoffwechsel wird intensiv gesucht. Als Beispiele nannte Mumberg die Mitogen-aktivierte ERK-Kinase (MEK) und die P-13-Kinase, die beide eine Schlüsselfunktion beim Wachstum und Überleben von Krebszellen haben.

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Gezielte Radiotherapie als weiterer Ansatzpunkt

Ein weiterer Ansatzpunkt ist der gezielte Angriff mit Strahlen. Vor allem bei Patienten mit Brust-, Lungen oder Prostatakarzinom vermindern Knochenmetastasen die Überlebenschancen und gehen mit einer hohen Morbidität in Form von Frakturen, Nervenkompressionen und Schmerzen einher.

Hier setzt der Alphastrahler Alpharadin (Radium-223) an, der als Kalzium-Mimetikum eine hohe Affinität zum Knochengewebe und insbesondere zu Knochenmetastasen hat. Nach Einlagerung im Knochen wird die für die Zellen toxische Energie mit einer Reichweite von etwa 0,1 mm abgegeben und die Metastase auf diese Weise zerstört. In einer Phase-II-Studie wurde bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzinom und schmerzhaften Knochenmetastasen eine Verlängerung der Zeit bis zum Progress und des Gesamtüberlebens erreicht. Zurzeit wird die Substanz in einer Phase-III-Studie beim hormonrefraktären Prostatakarzinom und in einer Phase-II-Studie bei Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen untersucht. Nach den Ergebnissen präklinischer Untersuchungen könnte in Zukunft auch die Kombination mit dem Bisphosphonat Pamidronat vielversprechend sein, berichtete Mumberg.

Ein weiteres Radiotherapeutikum (131(J)-L19-SIP) aus der onkologischen Pipeline von Bayer-Schering richtete sich gegen das extrazelluläre Matrix-Glukoprotein ED-B (Extra-domain B Fibrinonectin), das in vielen soliden Tumoren und Lymphomen exprimiert wird. Diese Substanz wird derzeit in Phase-II-Studien bei Patienten mit Hirnmetastasen getestet.

Auch auf dem Gebiet der onkologischen Diagnostik ist das Unternehmen aktiv. Hier liegt der Schwerpunkt bei der Entwicklung neuer PET-Tracer für Detektion, Staging und Therapiekontrolle von soliden Tumoren.

Maria Weiß, Berlin

Quelle: International Press Day "Innovation at Bayer Schering Pharma", 26. 8. 2010 in Berlin. Veranstalter: Bayer HealthCare/Bayer Schering Pharma AG

Die Autorin ist freie Journalistin