Zusammenfassung
Die Hyponatriämie ist eine häufige Elektrolytstörung
und wird diagnostiziert, wenn die Serum-Natriumkonzentration unter
135 mmol/l absinkt. Die Symptomatik bei Hyponatriämie
wird vom Ausmaß der Hyponatriämie und der Geschwindigkeit,
mit der sich die Elektrolytstörung entwickelt, bestimmt [schneller
Eintritt der Störung (< 48 h
Dauer)→ ausgeprägte Symptome, langsamer Eintritt
der Störung (> 48 h Dauer) → milde
Symptome]. Im Vordergrund stehen zerebrale Symptome, wie:
Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, evtl. Grand-Mal-Anfälle
und Koma.
Es wird häufig angenommen, dass die Hyponatriämien
Störungen des Körpernatriums sind. Das trifft
im Allgemeinen nicht zu, mit Ausnahme der hypovolämen Hyponatriämie.
Vielmehr gilt aber für alle Hyponatriämien, dass
sie Osmolalitätsstörungen mit Wasserüberschuss
sind. Dies führt zu einem Verdünnungseffekt sämtlicher Körperflüssigkeiten,
messbar in Form der Hyponatriämie.
Die pathogenetischen Ursachen eines Wasserüberschusses
bestehen in einer stimulierten ADH-Sekretion und gleichzeitig in
Durst bedingter Flüssigkeitsaufnahme, welche osmotisch
nicht supprimiert werden können. Hyponatriämie kann
mit niedriger, normaler und ausnahmsweise hoher Plasmaosmolalität
einhergehen, wobei die vorgenannte Pathogenese auf die klinisch
relevante hypoosmoläre Hyponatriämie zutrifft. Letztere
kommt vor bei: Leberzirrhose und Herzinsuffizienz [„hypervoläme” Hyponatriämie
wegen der Ödeme], Syndrom der inadäquaten
ADH-Sekretion (SIAD) [„euvoläme” Hyponatriämie] und
bei Plasmavolumenmangel [„hypovoläme” Hyponatriämie,
z. B. nach Diarrhö oder Erbrechen].
Eine Behandlung der hypervolämen Hyponatriämie
kann z. Zt. nur durch Flüssigkeitsrestriktion erfolgen.
Die Hyponatriämie bei Hypovolämie wird durch Ausgleich
des Volumenmangels mit einer isotonen Kochsalzlösung korrigiert.
Die schwere symptomatische euvoläme Hyponatriämie
(z. B.Krampfanfall) soll mit 3 %iger
NaCl-Lösung behandelt werden. Bei euvolämer Hyponatriämie
und moderaten Symptomen werden in der Literatur empfohlen: Flüssigkeitsbeschränkung,
Harnstoffgabe, Demeclocyclin oder Lithiumkarbonat. Diese Maßnahmen
sind unspezifisch und erweisen sich in der klinischen Praxis nur
als mäßig erfolgreich.
Mit der Zulassung einer neuen Substanzklasse – den Vaptanen (Tolvaptan,
Conivaptan)-oralen bzw. parenteral verfügbaren Vasopressinantagonisten
steht erstmals eine spezifische Therapie der euvolämen
Hyponatriämie zur Verfügung. Studien und erste Alltagserfahrungen
mit Vaptanen sind durchaus positiv – sofern die Therapie
vorsichtig eingeleitet wird und anfängliche Therapiekontrollen
beachtet werden. Vaptane verkürzen die Behandlungsdauer
einer Hyponatriämie. Außerdem kann unter Vaptanen
die Flüssigkeitsrestriktion aufgehoben werden. Vaptane sind
auch bei Serum-Natrium < 120 mmol/l
hervorragend wirksam und einsetzbar.
Die Hypernatriämie ist seltener im klinischen Alltag
zu beobachten und tritt vor allem bei alten, verwirrten oder komatösen Patienten
mit einer reduzierten oder fehlenden Durstempfindung auf. Die langsame
Rehydrierung steht hier therapeutisch im Vordergrund.
Abstract
Hyponatremia is an electrolyte disorder that is defined by a
serum sodium concentration of less than 135 mmol/L. Hyponatremia
occurs at a high incidence. It is commonly associated with mild
to moderate mental impairment. Hypoosmolar hyponatremia occurs in
the setting of plasma volume deficiency („hypovolemia”,
e. g. after gastrointestinal fluid loss), liver cirrhosis
and cardiac failure („hypervolemic” hyponatremia)
and syndrome of inappropriate antidiuretic hormone secretion („euvolemic” hyponatremia).
Excessive antidiuretic hormone and continued fluid intake are the
pathogenetic causes of these hyponatremias. Whereas hypovolemic
hyponatremia is best corrected by isotonic saline, conventional
proposals for euvolemic and hypervolemic hyponatremia consist of
the following: fluid restriction, lithium carbonate, demeclocycline,
urea and loop diuretic. None of these nonspecific treatments is
entirely satisfactory. Recently a new class of pharmacological agents – orally
available vasopressin antagonists, collectively called vaptans – have
been described. A number of clinical trials using vaptans have been
performed already. They showed vaptans to be effective, specific and
safe in the treatment of euvolemic and hypervolemic hyponatremia.
In Europe the vaptanes are currently certified exclusively for the
treatment of euvolemic hyponatremia.
Hypernatremia is caused by a relative deficit of free water and often
occurs in elderly patients, who have an impaired thirst mechanism
or are unable to ask for water. The cornerstone of treatment is
administration of free water to correct the relative water deficit.
Schlüsselwörter
Hyponatriämie - Hypernatriämie - Vaptane
Keywords
Hyponatremia - Hypernatremia - vaptans