Ultraschall Med 2010; 31(6): 621
DOI: 10.1055/s-0030-1270200
DEGUM-Mitteilungen

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09 December 2010 (online)

 
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    Herr Dipl.-Ing. Hermann Kapp, geb. am 07.04.1922, verstarb am 13.10.2010 in Freiburg. Nach einem an der Technischen Hochschule Darmstadt begonnenen Studium der Elektro- und Hochfrequenztechnik 1939 folgte kriegsbedingt die weitere Ausbildung an der Luftwaffentechnischen Hochschule in Berlin. Der folgende Kriegsdienst lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Tiefenvermessung von Gewässern mittels Ultraschall. Ab 1948 arbeitete Herr Kapp in der Medizintechnik-Firma Tönnies in Freiburg, wo er sich mit elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden, wie der Elektroenzephalografie und Nystagmografie, beschäftigte. Aus dieser Zeit stammt auch sein enger Kontakt mit Herr Prof. Jung und dessen international renommierter Neurologischen Klinik in Freiburg. 1960 entwickelte er dann mit einem von der Firma Krautkrämer erhaltenen Schallwandler das 1.erste A-Bild-Gerät mit dem man die Verschiebung von intrakraniellen Strukturen erkennen konnte. 5 Jahre später hatte sich diese Untersuchungstechnik sowohl in neurologischen Praxen als auch in Kliniken durchgesetzt. Anschließend erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den Herren Krautkrämer, Kazner, Schiefer, Umbach, Metzel und Freund die Entwicklung einer Methode zur Ultraschallpulskurvenschreibung an extra- und intrakraniellen Arterien zur Diagnostik von Hirnarterienverschlüssen.

    Herr Kapp vermittelte auch durch seine internationalen Kontakte, dass der erste echte Sektorscanner nach Freiburg kam, mit dem B-Bilder intrakranieller Strukturen sichtbar gemacht werden konnten. Weiterhin führte er die extrakranielle Dopplersonografie und Duplexsonografie in Freiburg ein, wobei er damals jungen Wissenschaftlern, wie Freund, Kendel, Voigt, von Büdingen und von Reutern, ein ständig präsenter Mentor war. Auf die Einführung der Duplexsonografie folgte die Entwicklung der Spektrumanalyse an Strömungsmodellen, die in Zusammenarbeit mit Arnolds und von Reutern getätigt wurde. Zu erwähnen ist auch seine Tätigkeit im Normungsausschuss für Ultraschall, in der Sonografiekommission der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und seine Beraterfunktion für die WHO. Herr Kapp war ein herausragender Pionier der Sonografie in ihren Anfängen. Beeindruckender noch als seine Ingenieurleistung war aber seine Fähigkeit, junge ärztliche Mitarbeiter zu motivieren, klinische Probleme zu erkennen und an Lösungsansätzen mitzuarbeiten. Diese großzügige Hilfestellung beschränkte sich nicht nur auf angehende Neurologen der JungŽschen Klinik, sondern wurde auch anderen jungen Wissenschaftlern der Freiburger Medizinischen Fakultät zuteil. Ich persönlich verdankte ihm nicht nur wichtige Ratschläge bei der Entwicklung der Ultraschalldiagnostik im Kopf-Hals-Bereich, sondern erhielt darüber hinaus von ihm sogar ein altes Krautkrämer-Gerät, welches sich heute im Ultraschallmuseum der DEGUM befindet. Die DEGUM verliert mit Herrn Dipl.-Ing. Hermann Kapp einen liebenswerten Wissenschaftler und Menschen, der seit 1999 ihr Ehrenmitglied war.

    W. J. Mann, Mainz