Dialyse aktuell 2010; 14(10): 548-552
DOI: 10.1055/s-0030-1270258
Fachgesellschaften

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

32. AfnP-Symposium 2010 in Fulda

Ein Rückblick auf die Veranstaltung
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 December 2010 (online)

 
Table of Contents

Ende Oktober fand in Fulda das jährliche AnfP-Symposium statt. Die professionell präsentierten und aktuellen Vorträge trafen bei den circa 550 Teilnehmern (Ärzte und Pflegekräfte) auf eine positive Resonanz. Besonders die Workshops waren wieder sehr gut besucht und wurden teilweise am Sonntag wiederholt. Im breiten Themenspektrum fand sich erstmals ein ganzer Block zur Apherese wieder. Am Samstag, den 23.10.2010, vergab der Georg Thieme Verlag zusammen mit der AfnP den jährlichen Pflegepreis. In diesem Jahr wurde der mit 1500 Euro dotierte "Förderpreis Nephrologische Pflege" auf die Autoren von 2 Arbeiten aufgeteilt.

Das 32. AfnP-Symposium fand am 23./24.10.2010 statt und war mit 548 Teilnehmern kaum schlechter besucht als die Jahre zuvor. Die vielen Veranstaltungsräume, die weitläufige Industrieveranstaltung und die überfüllten Workshopräume vermittelten in den Gängen den Eindruck von weniger Besuchern. Einige Teilnehmer schrieben in ihrer Bewertung "wunderbare Industrieausstellung ohne Gedränge" (Abb. [1]). In die Industrieausstellung kamen erstmals Teilnehmer, die nur für 1 Tag extra zur Ausstellung und deren Präsentation von Neuheiten gekommen sind. Der Besuch dieser Ausstellung ist kostenfrei.

Zoom Image

Abb. 1 Die Industrieaustellung.

#

Organisation

Für 2011 haben sich bereits fast alle diesjährigen Aussteller wieder angemeldet. Da wir einige Standflächen verkleinert und den Standflächenplan verändert haben, können wir 2011 noch weitere Aussteller aufnehmen. In diesem Jahr mussten wir 6 Ausstellern leider absagen. Wir hatten aber dann doch 4 freie Plätze, wobei auf 2 kleinen Standflächen der Aussteller kurzfristig erkrankt war. Auf 2 Standflächen ist der Aussteller nicht erschienen, was für uns und die Aussteller, denen wir abgesagt haben, sehr ärgerlich war.

Wie immer beklagten sich die Teilnehmer über die parallelen Vorträge und die versetzten Pausezeiten. Die versetzten Pausen sorgen dafür, dass die Ausstellungsräume nie überfüllt sind und wir von der Feuerwehr keine Teilnehmerbegrenzung von 600 auferlegt bekommen haben. Wir müssten sonst eine verbindliche Anmeldung einführen und sicher jedes Jahr einigen absagen. Nur so ist es möglich, das Symposium noch kurzfristig zu besuchen, sofern die Personalsituation es ermöglicht. Die 5-10-minütigen Pausen zwischen den Vorträgen machten den Ablauf viel ruhiger. Die Teilnehmer nutzten dieses Zeitfenster, um ihre Fragen direkt mit den Referenten zu erörtern.

Ungünstig für die Teilnehmer und auch die Referenten ist der Zeitpunkt in den 2-wöchigen Herbstferien, in denen viele verreisen. 2011 wird dies auch noch einmal der Fall sein. Ab 2012 werden wir versuchen, das Symposium entsprechend auf Ende September zu verlegen. Mit dem MARITIM Hotel vereinbaren wir dazu gerade die Termine. Wir versuchen auch zu berücksichtigen, dass im Hotel keine Veranstaltung am Freitag vor dem Symposium stattfindet, um die Aufbauzeiten für die Industrie zu verlängern. Die Aufbauarbeiten in der Industrieausstellung sind inzwischen teilweise so aufwändig geworden sind, dass das Zeitfenster am Freitag von 13-24 Uhr dazu nicht mehr ausreicht.

Gerade die Workshops wurden bis zum Ende besonders gut besucht. Viele waren am Samstag bis 17:30 Uhr und am Sonntag bis 12:30 Uhr in den Vorträgen. Vielfach wurde in der Evaluierung der Wunsch geäußert, wieder Workshopkarten auszugeben. Wir haben dies vor 2 Jahren gestrichen, da bereits im Vorverkauf am Freitagabend alle Karten vergeben waren. Für die Teilnehmer, die erst am Samstag kommen, waren daher keine Karten mehr vorrätig. Wir mussten dann feststellen, dass einige Karten nur gehortet worden sind und die Plätze freigehalten wurden. Wir werden in der nächsten Ländervertretersitzung dieses Problem erörtern und an Lösungsansätzen arbeiten.

#

Vielfältiges Themenspektrum

Das Programm spricht alle Berufsgruppen an, die in der Nephrologie arbeiten (Ärzte und Pflegekräfte). Die von der AfnP veranstalteten Workshops waren innerhalb von Minuten hoffnungslos überfüllt und wurden teilweise am Sonntag wiederholt. "Veränderungsmanagement in der Pflege - Das haben wir immer schon so gemacht" von Stefanie Schlieben (AfnP-LV Bayern) und Ulrike Pusch-Will, München, lieferte viele Denkanstöße und Diskussionsstoff. Dieser Workshop wurde am Sonntag wiederholt und wird in überarbeiteter Form auch 2011 wieder stattfinden.

Erstmalig haben wir uns einen ganzen Vormittag nur mit der Thematik rund um die Apheresetherapie beschäftigt. In der Apherese finden derzeit eine Menge an Veränderungen statt. Es wird geforscht, neue Indikationsstellungen halten Einzug und die Geräteentwicklung läuft auf Hochtouren. Dieses Aufgabenfeld werden wir bei allen künftigen Symposien thematisieren, um Sie auf dem Laufenden zu halten.

Der Vortrag von PD Christine Kurschat, Köln, befasste sich mit dem Thema "Veränderungen an der Niere und deren Auswirkung im Alter". Das mittlere Alter für den Dialysebeginn weltweit liegt bei 67 Jahren. Im Alter kommt es zum Verlust an Nierenmasse. Dieser Verlust betrifft vor allem die Nierenrinde, in der sich die Funktionseinheit der Niere befindet. Im Alter von über 65 Jahren wurden bei 30 % vernarbte Nierenkörperchen nachgewiesen. Die Folge sind eine Verdickung und Vernarbung der kleinen Nierengefäße und schließlich die Nephrosklerose. Die Ursache dieser Veränderung ist noch unklar. Der Rückgang der Nierenfunktion im Alter hat daher volkswirtschaftlich eine enorme Bedeutung. Frau Kurschat hat uns versprochen, bei einem der nächsten Symposien die weiteren Forschungsergebnisse vorzustellen. 2011 befasst sich PD Lars Rothemund, Ulm, mit dem Dialysebeginn bei älteren Patienten in einem Vortrag.

Der Vortrag "Therapie der renalen Anämie" von Prof. Walter H. Hörl, Wien, behandelte alle Aspekte zu Erythropoese stimulierenden Agenzien (ESA). Er verdeutlichte, wie wichtig die Korrektur des Eisenmangels ist. Jahrelang wurde bei chronischer Niereninsuffizienz ein normaler Hb-Wert (Hb: Hämoglobin) angestrebt. Große Multicenterstudien haben jedoch gezeigt, dass eine weitgehende Normalisierung der Hämoglobinwerte bei dialysepflichtigen und nicht dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung nicht zielführend ist. Vielmehr kann dies mit kardiovaskulären Komplikationen einhergehen. Deshalb werden gegenwärtig Zielhämoglobinwerte von 10-12 g/dl empfohlen.

Der Vortrag zum Arbeiten mit Menschen mit Demenz von Uwe Manns, München, lieferte viele interessante Überlegungen für die tägliche Arbeit. In Grundlagenvorträgen konnten die Teilnehmer Basiswissen erwerben oder auffrischen. Der Themenkomplex "Die Rolle von Kochsalz bei der Entstehung von Hypertonie und kardiovaskulären Erkrankungen" von Dr. Ivo Quack, Düsseldorf, beleuchtete die Kochsalzzufuhr und deren Auswirkung. Es besteht wissenschaftlich belegt ein enger Zusammenhang zwischen der täglichen Kochsalzaufnahme (Natriumchlorid) und dem Auftreten von Bluthochdruck sowie den entsprechenden Folgeerkrankungen. Zahlreiche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine beschränkte Kochsalzaufnahme nicht nur den Blutdruck und die Hypertonieinzidenz senkt, sondern auch zu einer reduzierten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität führt. Eine hohe Kochsalzaufnahme ist daher nicht nur ein Risikofaktor für die Hypertonie, sondern für alle kardiovaskulären Erkrankungen. Eine moderate Verminderung der täglichen Kochsalzaufnahme in der Gesamtbevölkerung von derzeit 8-10 g auf 5-6 g ist mit großem Nutzen für Krankheitslast und Ökonomie verbunden.

Irmgard Landthaler, München, zeigte in ihrem Vortrag, wie man durch entsprechende praktische Tipps zu einer Ernährungsumstellung kommen und Kochsalz einsparen kann. Dieses Themenfeld wird in der nächsten Zeit auch im Zusammenhang mit dem "Trockengewicht/Zielgewicht" noch an Bedeutung gewinnen. Ein ganzer Themenblock bei der Nephro Fachtagung in Ulm am 18./19.03.2011 widmet sich nur diesem Thema. Wie wichtig die Mitarbeit des Patienten bei der Umsetzung seiner Therapie ist, erörterten PD Vincent Brandenburg, Aachen, und Dr. Andreas Schleser, Unna, eingehend am Beispiel des Phosphathaushaltes. Im Raum Berlin ging es einen ganzen Tag nur um die Peritonealdialyse. Dazu haben wir erfahrene Referenten aus Düsseldorf, Wien und den Niederlanden eingeladen. Auch die Transplantationsmedizin kam mit 3 Vorträgen nicht zu kurz. Das Transplantationsgesetz und Fragen zur Lebendspende werden wir 2011 noch einmal aufgreifen.

Sie sehen an diesem kleinen Auszug, welch umfangreiches Programm wir Ihnen geboten haben. Die Kurzfassungen der Referate können Sie unter http://www.afnp.de nachlesen. Die Symposiums CD mit den Vorträgen können Sie über die Geschäftsstelle (AfnP, Käppelesweg 8, 89129 Langenau) oder das Bestellformular auf der Homepage beziehen.

#

Pflegepreis

Eine für den Pflegepreis eingereichte Arbeit muss keine Facharbeit aus der Weiterbildung sein. Es kann auch ein Projekt oder eine Fragestellung sein, die Sie in Ihrem Umfeld erarbeitet haben oder die Sie im Team erstellten. Die genauen Formalien für den Pflegepreis finden Sie auf unserer Homepage http://www.afnp.de. Inzwischen sind schon 2 neue Arbeiten für den Pflegepreis 2011 eingegangen - trauen Sie sich.

Das Themenspektrum der 2010 eingereichten Arbeiten beinhaltete auszugsweise Bereiche wie die Transplantationsmedizin oder die chronische Dialyse. Den jährlichen Pflegepreis, den der Georg Thieme Verlag zusammen mit der AfnP vergibt, teilen sich dieses Jahr 2 Preisträger (eine Einzelperson und eine Gruppe) (Abb. [2]). Beide Arbeiten werden in der Ausgabe 1/2011 der Dialyse aktuell veröffentlicht.

Zoom Image

Abb. 2 Von rechts: Christian Schäfer, Georg Thieme Verlag; Claudia Karstens, Preisträgerin der Einzelarbeit; Anja Lücke, Renate Hoffmann, Dietmar Wiederhold, Preisträger der Gruppenarbeit; Marion Bundschu, 1. Vorsitzende der AfnP.

#

Teambuilding

Die Arbeit der Preisträgerin Anja Karstens hat den Titel "Durchführung eines erlebnispädagogischen Events zur Verbesserung der Kommunikation und der Kooperation in den unterschiedlichen Abteilungen einer nephrologischen Gemeinschaftspraxis." Sie stand als neue Leitung vor dem Problem, wie sie "alle in ein Boot" holen kann. Dazu führte sie ein erlebnispädagogisches Event mit allen beteiligten Abteilungen durch. Sie beschreibt in ihrer Arbeit die Planung und Durchführung ihres Projektes mit allen Schwierigkeiten und kommt zu folgendem Ergebnis: Die Durchführung des Events hat sich als sinnvoll und sehr hilfreich für die Zusammenarbeit in den verschiedenen Abteilungen erwiesen. Die Wertschätzung und die verbesserte Sichtweise im Team haben sich sehr positiv auf die Arbeitsabläufe und die Kritikfähigkeit ausgewirkt.

#

Anforderungen an das Dialysepersonal

Die Gruppenarbeit der Fachweiterbildungsteilnehmer Anja Lücke und Renate Hoffmann mit Unterstützung von Dietmar Wiederhold führte eine Studie zum Thema "Anforderungen an das Dialysepersonal aus Sicht der Patienten" durch. Die Lebenssituation der chronisch Nierenkranken erfordert viele pflegerische Kompetenzen, berücksichtigt aber kaum die Sichtweise der Patienten. Den Patienten ist die enge Zusammenarbeit der Kontaktpersonen sehr wichtig, insbesondere ein enges Verhältnis zwischen Pflegekraft und Patient.

Ein Gesprächsbedarf und Informationen zum Umgang mit der chronischen Krankheit beantworteten 75 % mit Zustimmung. Einen Beratungswunsch für das dialysefreie Intervall (z. B. Shuntpflege oder Ernährung) äußerten 76 %, wobei 80 % der Patienten das pflegerische Gespräch als sehr hilfreich erachten. Gespräche, Beratung und Schulung sind ein Schwerpunkt in der Krankenpflegeausbildung. 64 % der Patienten äußerten den Wunsch, dass eine Pflegekraft ständig im Behandlungsraum anwesend sein sollte. Gerade diese Thematik aus Sicht der Patienten und die Ergebnisse der AfnP-Befragung zur Arbeitssituation in der Nephrologie zeigen, wie weit der Wunsch der Patienten und die sich darstellende Wirklichkeit auseinander liegen.

#

AfnP-Studie

Über die Hälfte der Beschäftigten ist über 40 Jahre alt und die Gruppe der jungen Arbeitnehmer (18-30 Jahre) erreicht gerade mal 20 %: Wir sehen eine demografische Veränderung beim nephrologischen Personal und einen Mangel an jungen Mitarbeitern. Die Zeitspanne der langen Berufserfahrung (im Durchschnitt 12,2 Jahre) zeigt, mit wie viel Erfahrung die chronisch Kranken versorgt werden. Wie sollen die Personallücken, die das Ausscheiden der erfahrenen, meist sehr gut weitergebildeten Arbeitskräfte verursacht, geschlossen werden? Wie sieht es mit der Erhaltung der Gesundheit der älteren Arbeitnehmer aus? Zu dieser Fragestellung arbeiten wir mit der Berufsgenossenschaft zusammen an einem Workshop, den wir 2011 den Teilnehmern anbieten werden.

Eine weitere Fragestellung war, wie oft eine Pflegeplanung durchgeführt wird - eine originäre, gesetzlich verbindliche Aufgabe der Pflege. Warum wird so wenig geplante, fundierte Pflege durchgeführt? Zeitmangel war nicht der Grund, wie wir ermittelt haben. Diese Fragestellung werden wir künftig noch eingehender beleuchten. Aufgefallen ist auch, wie viele pflegefremde Tätigkeiten, wie etwa Reinigungsarbeiten und administrative Aufgaben, Pflegekräfte mehrmals täglich durchführen. Auch hier muss über eine Umverteilung der Aufgabenfelder entsprechend der jeweiligen Ausbildung nachgedacht werden. Pflegerische Kompetenzen werden nicht entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt.

Marion Bundschu, Ulm

Zoom Image

So können Sie uns erreichen:
AfnP Geschäftsstelle
Käppelesweg 8; 89129 Langenau
Tel.: 0 73 45/2 29 33; Fax: 0 73 45/75 40
Email: info@afnp.de, Internet:http://www.afnp.de

Vorstand der AfnP e.V.

  • Marion Bundschu (1. Vorsitzende)

  • Hans-Martin Schröder (stellv. Vorsitzender)

  • Gabriele Steck (Schatzmeisterin)

  • Albin Leidinger (Schriftführer)

 
Zoom Image

Abb. 1 Die Industrieaustellung.

Zoom Image

Abb. 2 Von rechts: Christian Schäfer, Georg Thieme Verlag; Claudia Karstens, Preisträgerin der Einzelarbeit; Anja Lücke, Renate Hoffmann, Dietmar Wiederhold, Preisträger der Gruppenarbeit; Marion Bundschu, 1. Vorsitzende der AfnP.

Zoom Image