Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(1): 20-27
DOI: 10.1055/s-0030-1270555
Fachwissen
Schmerztherapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychopharmaka in der Schmerztherapie – Spezielle Bedeutung der Antikonvulsiva und Neuroleptika in der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen

Psychotropic drugs – The special importance of anticonvulsants and neuroleptics in treatment of patients with chronic painMichael Brinkers, Tobias Petz, Dieter Hoffmeyer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Januar 2011 (online)

Zusammenfassung

Die Gabe von Psychopharmaka ist an Indikationen gebunden, die sich aber zum Teil immer wieder ändern. Mittels einer umfangreichen Literaturrecherche in Pubmed und Cochrane wurden die entsprechenden Artikel vor allem der letzten 10 Jahre inhaltlich geprüft. Einerseits werden Antidepressiva immer seltener bei Nozizeptorschmerzen empfohlen; andererseits werden Antikonvulsiva bei neuropathischen Schmerzen definierter Qualität gegeben und neue Anwendungsgebiete untersucht. Vor allem bisher schwierige Indikationen wie das Fibromyalgie-Syndrom werden zunehmend als mögliche Indikation von Antikonvulsiva in Betracht gezogen. Schließlich werden Neuroleptika bei bizarr geschilderten Schmerzen (sogenannten Coenästhesien) eingesetzt.

Abstract

Therapy by psychotropic drugs is bound to limited indications, which are partially changing. By an extent literary research in pubmed and Cochrane especially corresponding articles of the past 10 years were proofed. So antidepressants were continually seldom given to nociceptor pain. While on the other side anticonvulsants are to be given in the case of neuropathic pain of defined quality, it will be looked for new applications for these drugs. Particularly hitherto existing difficult indications as fibromyalgia were investigated as possible indication for anticonvulsants. At least neuroleptics can be used for very difficult, resistant and bizarre pains such as cenesthesias.

Kernaussagen

  • Schmerztherapie bedeutet zunächst Therapie der Grundkrankheit.

  • Psychopharmaka lassen sich gemäß der Charakteristika der Medikamente, des Pathomechanismus der Schmerzen wie auch der geklagten Schmerzqualität einsetzen.

  • Da die Medikamente auf einen bestimmten Pathomechanismus zielen, ist es wichtiger, diesen zu kennen und entsprechend zu therapieren, als aufgrund der Ätiologie der Schmerzen zu behandeln.

  • Die Schmerzen werden hauptsächlich in Nozizeptorschmerzen und neuropathische Schmerzen eingeteilt.

  • Antidepressiva werden bei Nozizeptorschmerzen nicht mehr so uneingeschränkt wie bisher empfohlen. Ausnahme ist eine zusätzliche Komorbidität psychiatrischer Störungen – etwa bei Rückenschmerzen.

  • Bei Antikonvulsiva wird nach Ausweitung der Indikationen geforscht.

  • Neuroleptika sind reserviert für Therapieresistenz und schwierige Behandlungsverläufe. Sie sind allerdings eine Off-Label-Therapie.

  • Vor allem die Antikonvulsiva müssen langsam eindosiert werden, da es sonst häufig zu zentral-nervösen Nebenwirkungen sowie auch zu schwerwiegenden Exanthemen kommen kann.

  • Die Schmerztherapie bedingt die Kenntnis der Nebenwirkungen und Interaktionen der eingesetzten Pharmaka, sowie die Berücksichtigung der Komorbiditäten.

Literatur

Dr. med. Michael Brinkers
Dr. med. Tobias Petz
Dr. med. Dieter Hoffmeyer

eMail: michael.brinkers@med.ovgu.de

eMail: tobias.petz@med.ovgu.de

eMail: dieter.hoffmeyer@med.ovgu.de