Dass KHK-Patienten von einer lipidsenkenden Sekundärprävention profitieren, wurde
vielfach nachgewiesen. Trotz Therapie werden die Zielwerte aber oft nicht erreicht
und das Risiko für Folgekomplikationen bleibt immer noch hoch.
Durch die Senkung der LDL-Werte mit Statinen kann das Risiko für weitere kardiovaskuläre
Ereignisse um 20-40 % gesenkt werden. Trotzdem bleibt das Risiko immer noch deutlich
erhöht, sagte Dr. Anselm K. Gitt, Ludwigshafen. Einer der Gründe könnte sein, dass
viele Patienten den bei KHK und Diabetes angestrebten LDL-Wert < 100 mg/dl unter der
Statintherapie nicht erreichen. In einem internationalen Register (DYSIS, Dyslipidaemia
International Study in Europa und Kanada) mit 22000 Hochrisikopatienten wurde zudem
deutlich, dass die Mehrheit der mit Statinen behandelten Patienten nicht nur weiterhin
zu hohe LDL-Werte, sondern zusätzlich auch noch zu niedrige HDL-Werte und erhöhte
Triglyzerid-Werte aufweist. "Gerade bei Hochrisiko-Patienten besteht der Bedarf nach
intensivierten therapeutischen Ansätzen, die das gesamte Lipidprofil des Patienten
berücksichtigen", meinte Gitt. Ein möglicher Ansatz könnte in Zukunft die Erhöhung
der HDL-Werte durch CETP-Hemmer (Cholesterinester-Transferprotein) sein. Zurzeit wird
die Auswirkung dieser Substanzen auf das residuale Risiko von KHK-Patienten in großen
Endpunktstudien untersucht.
Trotz hohem Versorgungsniveau bleibt Risiko erhöht
Wie groß dieses Risiko ist, machte Prof. Dr. Bernd Häussler, Berlin, anhand einer
von der Roche Pharma AG unterstützten Versorgungsstudie der BARMER GEK und dem IGES-Institut
deutlich. Ausgewertet wurden hier die Daten von circa 100 000 BARMER-Versicherten,
die zwischen 2004 und 2008 aufgrund einer KHK stationär behandelt wurden. 1/3 wurden
mit einem Stent und 2/3 mit einem Bypass versorgt und auf jeden dieser Patienten kamen
im Mittel 36 ambulante Arztkontakte pro Jahr. Dies spiegelt den hohen Behandlungsbedarf
dieser Patienten wider, sagte Häussler.
Entsprechend den Leitlinien erhielten 85 % der Patienten eine lipidsenkende Therapie,
die überwiegend in der Gabe eines Statins bestand (88 % Statin, 10 % Statin plus Ezetimib,
2 % andere). Durch diese Therapie konnte das Risiko für Folgeeinweisungen um bis zu
30 % gesenkt werden. Trotzdem blieb das Risiko aber immer noch relativ hoch: Im Mittel
mussten 50 % der Stent-Patienten und 21 % der Bypass-Patienten im ersten Jahr aufgrund
der KHK erneut stationär behandelt werden. Trotz des insgesamt hohen Versorgungsniveaus
von KHK-Patienten bleibt also noch viel Raum für Innovationen, meinte Häussler.
Maria Weiß
Quelle: Pressegespräch "Kardiovaskuläres Risikomanagement: Neue Daten aus der Versorgungsforschung
bei Patienten mit Fettstoffwechselstörungen", 24. November 2010, Berlin. Veranstalter:
Roche Pharma AG