ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(12): 611
DOI: 10.1055/s-0030-1270667
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Glück finden in der Gelassenheit

Cornelia Gins
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 December 2010 (online)

In wenigen Tagen ist der Heilige Abend und dann beginnt, wie der Volksmund sagt, die Zeit zwischen den Jahren und sie endet im großen Schlussakkord mit dem Silvesterfest. Diese eine Woche wird gern dazu genutzt, das Jahr Revue passieren zu lassen, um dann mit großem Schwung, vielen guten Vorsätzen, aber auch Erwartungen und Wünschen das neue Jahr zu beginnen. Das, was die Zukunft bringen möge, steht ganz deutlich vor dem geistigen Auge. Vielleicht ist auch schon ein Plan gemacht, wie die Ziele zu erreichen sind. An all den Träumen und Wünschen ist nichts schlechtes, das ist die Natur des Menschen. Doch besteht die Gefahr, dass wir blind werden für den Augenblick. Für das Leben im Hier und Jetzt. Immer auf dem Sprung nach neuen Zielen – das verspannt und verkrampft. Man kommt nie zur Ruhe. Wie ein Wanderer, der einen Hügel besteigt und denkt, wenn ich oben bin, dann habe ich es geschafft. Doch oben angekommen sieht er den nächsten Berg.

Erinnern Sie sich an Sisyphos? Der Legende nach bekam Sisyphos eine furchtbare Strafe: Er muss einen gewaltigen Marmorblock auf einen steilen Berg hinauf wälzen. Kaum steht er erschöpft und schweißbedeckt oben, entgleitet der Block seinen Händen und stürzt in das Dunkel des Tals hinab. Immer wieder und wieder beginnt Sisyphos von Neuem. Und niemand weiß, wann er erlöst werden wird.

In unserem Leben geht es immer um die Suche nach Erfüllung in der Zukunft, dabei leben wir in diesem Moment. Wenn wir heute etwas tun, sind wir in Gedanken schon bei dem Programm von morgen. Wenn es darum geht, das Glück zu finden, ist die chinesische Philosophie der westlichen weit voraus. Laotse sagt: Die Stille ist die Herrscherin über die Unruhe. Nichtstun ist der Weg zur Gelassenheit im Alltag. Die Dinge ohne Anstrengung geschehen lassen, sich nicht gegen den Fluss des Geschehens stellen. Am besten, sich vom Strom des Wassers tragen lassen und so allmählich dem sicheren Ufer entgegen treiben (Quelle: Laotse).

Liebe Leserinnen und Leser der ZWR, ich wünsche Ihnen die Ruhe und Muße, dass Sie in der Zeit zwischen den Jahren Ihren Kompass für das neue Jahr gut justieren können. Ein Blick zur fernöstlichen Philosophie kann in dem Fall einen Weg zeigen, wie man sein Glück findet, indem man seine Wünsche vergisst.

Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, neues Jahr in Gelassenheit.

Ihre

Cornelia Gins

    >