Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71(4): 277-281
DOI: 10.1055/s-0030-1270988
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist Propess® eine effektivere Einleitungsmethode für Erstgebärende mit besonders ungünstigen Einleitungsbedingungen?

Is Propess® a better Method to induce Labour in Nulliparous Women with adverse Conditions for Induction?F. Faschingbauer1 , F. Voigt1 , U. Kunzmann1 , U. Dammer1 , F. Heller1 , M. W. Beckmann1 , T. W. Goecke1
  • 1Universitätsfrauenklinik Erlangen, Erlangen
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Publication History

eingereicht 21.1.2011

akzeptiert 24.3.2011

Publication Date:
12 May 2011 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel war der Vergleich der Effektivität und Sicherheit zwischen dem Vaginalinsert Propess® und dem Prostaglandin-E1-Analogon Cytotec® bei der Geburtseinleitung von Schwangeren mit besonders ungünstigen Einleitungsvoraussetzungen. Material und Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden die Geburtsverläufe aller Erstgebärenden mit einem Bishop-Score < 3 und einer sonografischen Zervixlänge > 30 mm (Gruppe 1, n = 43), die 2010 an der Universitätsfrauenklinik Erlangen mit Propess® eingeleitet wurden, analysiert. Das analoge Patientinnenkollektiv, das im Vorjahr Cytotec® erhielt (Gruppe 2, n = 45), wurde ebenfalls identifiziert und analysiert. Untersucht wurden Einleitungsdauer und Geburtsmodi als primäre Endpunkte sowie maternaler und neonataler Ausgang, des Weiteren auch Nebenwirkungen und Kosten. Ergebnisse: In Gruppe 1 betrug die durchschnittliche Einleitungsdauer 43,9 h gegenüber 44,8 h in Gruppe 2 (Unterschied nicht signifikant). Nach Propess®-Einleitung war allerdings die Rate an vaginalen Entbindungen (bezogen auf die Gesamtzahl der Spontangeburten) innerhalb 24 Stunden signifikant höher (40 vs. 14,8 %, p < 0,05). Hinsichtlich des Geburtsmodus zeigte sich in den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied. In Gruppe 1 wurden 58,1 % der Frauen spontan, 11,6 % vaginal operativ und 30,2 % per sekundärer Sectio entbunden. In Gruppe 2 lag die Spontanentbindungsrate bei 60 %, die Rate der vaginal operativen Entbindungen bei 11,1 % und die Sectio-Rate bei 28,9 %. In Bezug auf die Nebenwirkungen, maternale Morbidität und neonatales Outcome fanden sich keine wesentlichen Unterschiede. Für die Einleitung der Patientinnen in Gruppe 1 wurde Propess® im Wert von 5126,13 Euro eingesetzt. Die Medikamentenkosten für die Einleitung der Patientinnen der Gruppe 2 mit Cytotec® belief sich auf insgesamt 71,75 Euro. Schlussfolgerung: Das Vaginalinsert Propess® stellt eine für die Schwangerschaftseinleitung zugelassene, nebenwirkungsarme Alternative zum Off-Label-Einsatz von Misoprostol dar, ist allerdings mit deutlich höheren Medikamentenkosten verbunden.

Literatur

Dr. Florian Faschingbauer

Frauenklinik
Universitätsklinikum Erlangen
Geburtshilfe und Pränataldiagnostik

Universitätsstraße 21–23

91054 Erlangen

Email: florian.faschingbauer@uk-erlangen.de