Bereits ein Jahr nach seiner Zulassung im Jahr 2002 hatte sich das Azol-Antimykotikum
Voriconazol als "Goldstandard" etabliert. Eine große Vergleichsstudie [1] führte damals dazu, als First-Line-Therapie bei Aspergillosen nicht länger Amphotericin
B, sondern Voriconazol einzusetzen. Die überzeugenden Studienergebnisse waren Anlass
für eine kurzfristige Übernahme der neuen Therapieempfehlung in alle relevanten Leitlinien.
Bis heute hat sich daran nichts geändert, im Gegenteil: Voriconazol ist unbestrittenes
Mittel der ersten Wahl. Die Überlebensrate in der 2002 veröffentlichten Studie lag
nach 12 Wochen bei 70,8 % gegenüber 57,9 % unter Amphotericin B. Keine nachfolgende
Studie konnte diese Ergebnisse bisher übertreffen.
Lebensbedrohliche Aspergillus-Infektionen geben Anlass zur Sorge
Lebensbedrohliche Aspergillus-Infektionen geben Anlass zur Sorge
Systemische Mykosen werden in den letzten Jahren immer häufiger dokumentiert, wobei
die Zunahme lebensbedrohlicher Aspergillus-Infektionen Anlass zur Sorge gibt. In den
USA haben sich Mykosen innerhalb von 20 Jahren in der Todesursachenstatistik vom 10.
auf den 7. Rang entwickelt. Bei Intensivpflegepatienten am Uniklinikum Leipzig sind
zu Beginn des 21. Jahrhunderts innerhalb von 3 Jahren die Erregernachweise insgesamt
um 60 % für Aspergillen und bei den wichtigsten Candida-Arten um 100 % angestiegen;
bei Candida tropicalis um nahezu 300 %, wie der Mikrobiologe Prof. Arne Rodloff damals
berichtete.
Invasive Aspergillosen treten besonders bei Patienten mit lang anhaltender Neutropenie
und nach Organtransplantationen auf. Die Inzidenz beträgt bei Hochrisikogruppen 5
% bis über 20 %. Bei hämato-onkologischen Patienten liegt die Letalitätsrate bei bis
zu 60 % und steigt bei zerebraler Beteiligung auf nahezu 100 % an.
Initialbehandlung invasiver Aspergillosen
Initialbehandlung invasiver Aspergillosen
Um die Initialbehandlung invasiver Aspergillosen mit Voriconazol zu erforschen, wurde
für diese Indikation ein weltweites klinisches Studienprogramm mit 2000 Patienten
durchgeführt. In dieser bislang größten Untersuchung hat sich das nunmehr seit 8 Jahren
erfolgreich eingesetzte Azolantimykotikum nicht nur bei Aspergillosen als wirksam
erwiesen, sondern auch bei Fluconazol resistenten Candida-Infektionen (einschließlich
C. krusei), Scedosporiosen und Fusariosen. Bereits innerhalb der ersten 12 Monate
nach Einführung von Voriconazol wurden rund 5 000 Patienten mit dem Antimykotikum
behandelt. Unbekannte Nebenwirkungen oder unerwartete Arzneimittelinteraktionen sind
dabei nicht aufgetreten, so der Berliner Pharmakologe Prof. Ralf Stahlmann und ergänzt:
"Verträglichkeit und Interaktionen wurden bereits vor der Zulassung an einer großen
Personenzahl untersucht." Prof. Wolfgang Fegeler, Münster, beurteilt Voriconazol als
die Substanz mit dem derzeit größten Wirkspektrum und der höchsten Aktivität. "Die
Suche nach einem Breitspektrumantimykotikum führt zu Voriconazol", so der Mikrobiologe.
Die parenterale und orale Applizierbarkeit ermöglicht bei entsprechender Indikation
eine parenteral-orale Sequenztherapie, da die orale Bioverfügbarbeit bei 96 % liegt.
Zweifellos sind die Erfolge in der Therapie von Aspergillosen nach wie vor nicht zufriedenstellend.
Nach Meinung führender Mykologen wurde aber mit Voriconazol ein deutlicher Fortschritt
erzielt.
Suche nach verbesserten Therapieoptionen
Suche nach verbesserten Therapieoptionen
Die berechtigte Suche nach verbesserten Therapieoptionen bringt immer wieder Untersuchungsergebnisse
hervor, die augenscheinlich günstige Therapieergebnisse suggerieren. Einarmige Untersuchungen
einer Subpopulation mögen für sich vielversprechende Ansätze zeigen, halten den Ergebnissen
einer randomisierten Vergleichsstudie jedoch nicht stand. Noch fragwürdiger ist der
Vergleich von Daten aus verschiedenen Studien. Die Unterschiedlichkeit in Methodik,
Design bzw. den Einschlusskriterien der Patienten sind selten kompatibel und liefern
häufig ein verzerrtes Bild. Bei kleinen Patientengruppen ergeben sich bisweilen absurde
Prozentwerte, die keinesfalls repräsentativ sind oder zuverlässige Rückschlüsse zulassen.
Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte
Forschungsförderpreis 2010 der Deutschsprachigen Mykologischen – Gesellschaft e.V.
(DMykG) für Prof. Dr. med. Markus Ruhnke, Charité Berlin
Forschungsförderpreis 2010 der Deutschsprachigen Mykologischen – Gesellschaft e.V.
(DMykG) für Prof. Dr. med. Markus Ruhnke, Charité Berlin
1991 schrieb Prof. Johannes Müller in "mycoses"... "Aus Anlass des 30jährigen Bestehens
unserer Gesellschaft hat der Vorstand beschlossen, einen Forschungsförderpreis für
herausragende Leistungen in experimenteller und klinischer Forschung zu stiften. In
einem solchen Preis sehen wir nicht nur eine materielle Förderung der Preisträger
- die nur bescheiden sein kann - sondern vor allem eine Anerkennung wissenschaftlicher
Spitzenleistungen..." 2010 erhielt Prof. Dr. med. Markus Ruhnke die Auszeichnung und
ist damit der 19. Preisträger.
2011 wird die DMykG e.V. auf 50 Jahre ihres Bestehens zurückblicken sowie auf die
Entwicklung der Mykologie im deutschsprachigen Raum und auf internationaler Ebene.
Aus diesem Anlass findet am 17./18. Juni 2011 in Essen, dem Gründungsort, eine mykologisch-wissenschaftliche
Fortbildungsveranstaltung statt. Weitere Informationen unter http://www.dmykg.de