Struktur
Struktur
In den vergangenen 30 Jahren sind wichtige strukturelle Verbesserungen in der Früherkennung
des Mammakarzinoms und in der klinischen Versorgung erkrankter Frauen erzielt worden.
Die Implementierung des Mammografiescreenings, der Aufbau zertifizierter Brustzentren
und regionaler Krebsregister sowie die Optimierung der chirurgischen und systemischen
Therapie haben dazu geführt, dass heute 25–50 % der Frauen und je nach Therapiebeginn
auch darüber eine Brustkrebserkrankung überleben. Diese Fortschritte gehen mit einer
verbesserten Lebensqualität einher, da personalisierte und somit schonendere Therapien
eingesetzt werden können.
Diagnostik
Diagnostik
Das Screening und eine verbesserte Früherkennung haben den Anteil der früh entdeckten
kleinen Karzinome und der präinvasiven Läsionen steigen lassen. Die Sensitivität und
Spezifität des Tumornachweise hat durch die Kombination von digitaler Mammografie,
Sonografie und in indizierten Fällen der MRT zugenommen. Als neue Techniken sind z. B.
die Tomografie und die Elastografie hinzugekommen. Beide werden momentan in klinischen
Studien untersucht. Die Tomografie ist ein Verfahren, das kein Schattenbild aufnimmt,
auf dem sich mehrere Strukturen überlagern wie in der konventionellen Mammografie.
Es wird die Brust fächerförmig mit dem Röntgengerät abgefahren und dabei in dünnen
Schichten überlagerungsfrei dargestellt. Ein Auffinden kleinerer Befunde wird dadurch
erleichtert. Die Elastografie ist eine Weiterentwicklung der , die ausnutzt, dass
Tumorgewebe häufig anders komprimierbar (fester, derber) ist als gesundes Gewebe und
dieses abbildet.
Chirurgie
Chirurgie
Bereits in den letzten Jahrzehnten ist das operative Vorgehen individualisierter und
weniger belastend geworden. In über 80 % der Fälle kann die Brust erhalten werden.
Die Wächterlymphknoten(SLN)-Biopsie ist bei der klinisch negativen Axilla bereits
zum Goldstandard geworden. Mittlerweile gibt es Daten, die auch bei bis zu zwei befallenen
Lymphknoten die SLN-Biopsie ohne nachfolgende Axilladissektion unterstützen. Vermutlich
wird der Stellenwert der Axilladissektion noch weiter zurückgehen und vielen Patientinnen
dadurch eine operationsbedingte Morbidität erspart. Kosmetische Aspekte der Brustchirurgie
haben einen hohen Stellenwert erlangt und werden durch neue Operationstechniken und
Fortschritte bei den Fremdmaterialien weiter verfeinert. Die onkologische Qualifikation
der Brustchirurgen ist stark gestiegen, da mittlerweile zahlreiche Informationen und
komplexe Sachverhalte in die Therapieentscheidung einfließen müssen.
Strahlentherapie
Strahlentherapie
Computer-gestützte Simulationen erlauben eine deutlich zielgenauere Applikation der
perkutanen Strahlendosen. Neben der perkutanen Radiatio gibt es als neue Möglichkeiten
die Teilbrustbestrahlung, z. B. in Form einer Brachytherapie, oder der intraoperativen
Bestrahlung. Diese Verfahren werden in klinischen Studien erprobt und bieten den Vorteil
kürzerer Therapieperioden und der Schonung des strahlensensiblen Hautmantels. Sie
werden zukünftig das Spektrum der Strahlentherapie erweitern.
Systemtherapie
Systemtherapie
In den vergangenen 20 Jahren sind wichtige Fortschritte im Bereich der systemischen
Therapie erzielt worden. Diese haben in der adjuvanten Situation zur Verbesserung
des Brustkrebs bedingten Überlebens geführt. Die Einführung von Tamoxifen und später
der Aromatasehemmer waren Meilensteine der endokrinen Therapie. Polychemotherapien
sind durch die Anthrazykline und später die Taxane effektiver geworden. Ganz besonders
die zielgerichteten Pharmakotherapien erlauben individualisierte Therapien und sind
z. T. wie die HER-2 / neu gerichteten Therapien hoch effektiv. Vermutlich werden sich
weitere Innovationen bei den zielgerichteten Verfahren ergeben. Hier wird erwartet,
dass neue prädiktive Marker Patientenkollektive identifizieren, die besonders von
einer spezifischen Therapie profitieren können. Momentan werden erste Gensignaturen
und Risikoscores untersucht, die Patientinnen identifizieren, die keine Chemotherapie
benötigen. In diesem Bereich wird die Entwicklung weiter voranschreiten und helfen,
die Therapie weiter zu individualisieren.
Die bereits eingeführten Innovationen in der Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms
haben sich sehr günstig auf das Überleben und die Lebensqualität nach Brustkrebs ausgewirkt.
Weitere Innovationen in den Feldern Prädiktion, Diagnostik und systemische Therapien
werden das Erreichte weiter ausbauen. Die Aussichten, nach einer Brustkrebserkrankung
gesund alt zu werden, sind bereits recht gut und werden durch weitere Innovationen
entscheidend weiter verbessert.