Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Ein Gestationsdiabetes mellitus (GDM) kommt bei ca. 3–5% aller Schwangeren vor. Da
in Deutschland kein flächendeckendes Screening existiert, verlaufen viele Fälle unerkannt.
Sowohl die mütterliche als auch die fetale Morbidität sind beim Gestationsdiabetes
erhöht. Ziel dieser Untersuchung war es herauszufinden, ob der Insulin oder C-Peptidwert
aus dem Fruchtwasser, das bei der zur Chromosomenanalyse durchgeführten Frühamniozentese
(14–20 Schwangerschaftswochen, SSW) gewonnen wird, einen prädiktiven Faktor für einen
späteren Gestationsdiabetes darstellt und somit sehr früh ein Risikokollektiv identifizieren
und eine adäquate Therapie einleiten kann.
Patientinnen und Methodik: 260 Patientinnen bei denen eine Amniozentese (AC) zur genetischen Diagnostik durchgeführt
worden war, wurden in diese prospektive Studie eingeschlossen. Die Bestimmung von
Insulin- und C-Peptid erfolgte aus den eingefrorenen Fruchtwasserproben. Die Patientinnen
wurden mit 24–28 SSW zum oraler Glukosetoleranztest (oGT) einbestellt. Es wurden nur
Fälle mit normalem Chromosomensatz, fetaler Sonomorphologie und Geburt am Termin eingeschlossen.
90 von den 260 Patientinnen, die eine AC erhielten und primär für die Studie vorgesehen
waren, stellten sich zum oGT vor und erfüllten die Einschlusskriterien.
Ergebnisse: Bei 8 Patientinnen wurde ein Gestationsdiabetes durch den oGT diagnostiziert, bei
weiteren 6 Patientinnen war nur ein Wert des oGT auffällig. Weder der Fruchtwasserinsulinwert
noch der C-Peptidwert zeigten signifikante Unterschiede zwischen den normal verlaufenden
Schwangerschaften und den Gestationsdiabetesfällen. Die Insulin- und C-Peptidwerte
aus dem Fruchtwasser korrelierten weder mit den Blutzuckerwerten, noch mit dem kindlichen
Gewicht.
Schlussfolgerung: Obwohl in der Literatur ein Zusammenhang zwischen dem Fruchtwasserinsulinwert und
dem späteren Auftreten eines Gestationsdiabetes gezeigt wurde, konnte dies anhand
dieser Daten nicht bestätigt werden. Die Bestimmung aus dem Fruchtwasser der Frühamniozentese
eignet sich somit nicht zur Frühdiagnose eines Gestationsdiabetes.
Abstract
Background: Gestational diabetes mellitus (GDM) occurs in 3–5% of all pregnant women. As there
is no general screening in Germany, many cases remain undetected. Maternal as well
as foetal morbidity are increased in GDM. The aim of this study was to investigate
whether amniotic fluid insulin or C-peptide levels, collected by genetic amniocentesis
in early pregnancy, are predictive for gestational diabetes. Patients at risk for
developing GDM might be identified and treated very early.
Patients and Methods: 260 patients having a genetic amniocentesis were included in this prospective trial.
Insulin and C-peptide levels were identified in frozen amniotic fluid samples. All
patients should undergo an oral glucose tolerance (oGTT) test at 24–28 weeks of gestation.
Only cases with normal genetic screening, normal foetal sonomorphology and birth at
term were included in this trial. 90 of 260 patients having an amniocentesis underwent
the oGTT and fulfilled all inclusion criteria.
Results: GDM was diagnosed in 8 patients, in another 6 patients only one glucose level was
out of the normal range. Neither amniotic fluid insulin nor C-peptide levels showed
significant differences between normal and GDM pregnancies. The insulin and C-peptide
levels did not correlate with blood glucose levels or with foetal weight.
Conclusions: >In contrast to literature reports, according to these data no relationship between
amniotic fluid insulin or C-peptide levels and gestational diabetes can be assumed.
Amniotic fluid insulin or C-peptide levels are not predictive for GDM.
Schlüsselwörter
Gestationsdiabetes - Insulin - C-Peptid - Amniozentese - Fruchtwasser
Key words
gestational diabetes - insulin - C-peptide - amniocentesis - amniotic fluid