Pneumologie 2011; 65(2): 65
DOI: 10.1055/s-0031-1271935
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom – OP-Zustimmung hängt von individuellen Faktoren ab

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Publikationsdatum:
03. Februar 2011 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die Akzeptanz einer palliativ konzipierten chirurgischen Intervention beim nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) wird maßgeblich durch psychosoziale und ethnische Faktoren modifiziert. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher S. Cykert et al. in einer amerikanischen prospektiven Studie. JAMA 2010; 303: 2368–2376

Im Stadium I oder II des NSCLC ist eineOperation indiziert. Wird ein solcher Eingriff nicht durchgeführt, liegt die Überlebenszeit unter einem Jahr. Trotz des nachgewiesenen Nutzens des Eingriffs wird dieser in vielen Fällen nicht durchgeführt. Bisher waren die Gründe für dessen mangelnde Akzeptanz unklar.

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Individuelle und ethnische Faktoren als Bezugsparameter

Im Rahmen der prospektiven Kohortenstudie wurden 437 amerikanische Patienten mit einem bioptisch oder röntgenologisch gesicherten NSCLC erfasst. Bei allen Patienten bestand die Indikation zu einer akuten chirurgischen Intervention. Anhand einer differenzierten soziokulturellen und psychologischen Testung wurde geprüft, welche individuellen und ethnischen Faktoren darüber entschieden, dass ein Patient den Eingriff ablehnte.

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In der prospektiven Kohortenstudie wurde an 437 amerikanischen Patienten untersucht, welche individuellen und ethnischen Faktoren dazu führen können, dass ein Patient einen indizierten chirurgischen Eingriff beim NSCLC ablehnt (Bild: Thieme Verlagsgruppe/Thomas Möller).

Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 66 Jahren. Von den Befragten waren 29 % afroamerikanischen, 71 % kaukasischen Ursprungs. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Akzeptanz eines Eingriffs stark von individuellen Gegebenheiten abhängt. Im Zeitraum bis zu 4 Monaten nach der Diagnosestellung ließen sich 66 % der kaukasischen, aber nur 55 % der afroamerikanischen Patienten operieren (signifikante Differenz, p = 0,05). Faktoren wie physische Leistungsfähigkeit, Vertrauen in die korrekte Diagnose, Misstrauen gegenüber der Operationsmethode und Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten waren nur für hellhäutige Amerikaner relevante Risiken, den Eingriff nicht durchzuführen. Unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit waren eine ausgeprägte Religiosität, fehlendes Vertrauen in die Diagnose und schlechte Kommunikationsstrukturen mit einer reduzierten Akzeptanz verbunden.

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Fazit

Patienten mit einem aktuell diagnostizierten NSCLC bedürfen bei einer OP-Indikation einer sehr individualisierten Aufklärung. Nicht nur persönliche Faktoren, wie etwa das Vertrauen in die Diagnose, sondern auch die ethnisch-kulturellen Rahmenbedingungen müssen dabei berücksichtigt werden, so die Autoren.

Dr. Horst Gross, Berlin

 
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In der prospektiven Kohortenstudie wurde an 437 amerikanischen Patienten untersucht, welche individuellen und ethnischen Faktoren dazu führen können, dass ein Patient einen indizierten chirurgischen Eingriff beim NSCLC ablehnt (Bild: Thieme Verlagsgruppe/Thomas Möller).