ergopraxis 2011; 4(2): 14
DOI: 10.1055/s-0031-1272845
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Wissenschaft erklärt: Die akademischen Grade – Titelhelden

Jan Mehrholz
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Publication Date:
04 February 2011 (online)

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Doktor, Professor, PhD, … – die Menge an akademischen Graden ist schwer zu überblicken. Deren Bedeutung oftmals auch: Ein Honorarprofessor arbeitet gratis, ein Habilitant wird hier zum „habil.” und dort zum „PD”, und ein „M” am Anfang eines Titels bedeutet nicht unbedingt „Master”. Doch akademische Titel zu verstehen ist einfacher, als es aussieht.

Einheitliche Voraussetzungen, um einen akademischen Grad zu erlangen, gibt es nicht. Wenn also zwei Studenten unterschiedlicher Hochschulen den gleichen Titel tragen, hatte ihr Studium nicht unbedingt die gleichen Inhalte. Die Fakultäten der jeweiligen Hochschulen und Universitäten regeln vielmehr selbst, welche Formalitäten man erfüllen und welche Leistungen man dafür erbringen muss – in ihren Studienordnungen.

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Erste akademische Grade: Bachelor und Master

Der Bachelor ist der niedrigste akademische Grad. Üblich bei Therapeuten ist der „Bachelor of Arts” sowie der „Bachelor of Science”, der ein eher wissenschaftlich ausgerichtetes Studium abschließt. Wer einen Bachelor erworben hat, kann eine akademische Stufe höher steigen, indem er ein Masterstudium anschließt. Dabei unterscheidet man zwischen „konsekutiv” – auf einen Bachelor in Ergotherapie folgt ein Studium zum Master in Ergotherapie – und nicht konsekutiv – nach einem Bachelor in Ergotherapie kommt zum Beispiel ein Medizinpädagogikstudium. Bei den Mastergraden gibt es mehr Untergruppen als beim Bachelor: Neben dem Master of Science (MSc) und dem Master of Arts (MA) existiert unter anderem auch ein Master of Public Health (MPH). Die Mastergrade unterscheiden sich je nach Studienschwerpunkt, Fach und Hochschule.

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Dr. phil., Dr. mult., Dr. h.c.

Der Master ist meist die Voraussetzung für eine Promotion, die zum akademischen Grad des Doktors führt. Auch Magister- und Diplomabschlüsse berechtigen zur Promotion, doch aufgrund der Beschlüsse von Bologna werden diese kaum noch vergeben. Doktortitel gibt es viele:

  • Dr. phil. (Doktor der Philosophie)

  • Dr. rer. med. (Doktor der theoretischen Medizin)

  • Dr. rer. medic. (Doktor der Gesundheitswissenschaften)

Auch hier obliegt den einzelnen Hochschulen die Reglementierung der Abschlüsse. Erwirbt man zwei Doktorgrade, werden die Titel im Namen nacheinander gestellt, zum Beispiel Frau Dr. phil. Dr. rer. med. Sind es mehr als zwei, lautet die Bezeichnung „Dr. mult.”. Und wird man ehrenhalber zum Doktor einer Fakultät ernannt, steht im Namen Dr. h.c. – für honoris causa, „der Ehrendoktor”.

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Höchster akademischer Grad: Habilitation

Die Habilitation ist im deutschsprachigen Raum der höchste akademische Grad. Um habilitieren zu können, muss der Aspirant verschiedene Auflagen erfüllen, zum Beispiel forschen und international publizieren. Die Habilitation führt zur Lehrbefugnis, der Venia Legendi. Abhängig vom jeweiligen Bundesland darf sich der Habilitand nach bestandenen Prüfungen Privatdozent (PD) nennen oder dem Doktortitel noch ein habil. nachfügen – also PD Dr. Müller bzw. Dr. habil. Müller.

Der Professorentitel ist dagegen kein akademischer Grad. Er kennzeichnet eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule bzw. Fakultät. An einer Fachhochschule kann man wie an einer Universität durch ein Berufungsverfahren Professor werden, Genaueres regeln die jeweiligen Hochschulgesetze der Länder. Daneben gibt es noch den Honorarprofessor – nicht zu verwechseln mit dem „h.c.”. Der Honorarprofessor ist in besonderer Weise mit der Uni verbunden und hält dort Lehrveranstaltungen ab, ist aber hauptsächlich außerhalb der Hochschule tätig. Die Bezeichnung rührt daher, dass diese Professoren früher kein Gehalt bezogen, sondern nur ein hörerbezogenes Honorar. Da es das inzwischen nicht mehr gibt, arbeiten Honorarprofessoren heute unentgeltlich.

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Internationale Grade: PhD und DOT

International wichtige Grade sind der PhD und der DOT. Der PhD (Philosophical Doctor) ist ein Forschungsdoktor, der DOT oder OTD (Doctor of Occupational Therapy) ein Fachdoktor, in diesem Fall für die Ergotherapie. Auf einer Rangliste läge der PhD irgendwo zwischen dem deutschen Doktor und der Habilitation.

Es gibt übrigens auch noch andere Bezeichnungen mit einem „M” am Anfang, zum Beispiel MAOTA. Diese stehen ab und an hinter dem Namen von internationalen Studienautoren und Referenten. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein akademischer Grad, bezeichnet lediglich eine Mitgliedschaft in einem Verband oder einer Organisation: So bedeutet MAOTA „Member of AOTA”, also Mitglied der American Occupational Therapy Association.

Hat man erst einmal einen Überblick über die akademischen Titel gewonnen, sind auch viele vormals kryptische Abkürzungen auf Türschildern, Briefköpfen und Visitenkarten einfach zu verstehen.