Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(2): 98-99
DOI: 10.1055/s-0031-1272878
Fachwissen
Krankenhaushygiene
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankenhaushygiene – Norovirus-Erkrankungen

Hospital Hygiene – Norovirus InfectionsKlaus Kerwat1 , Christian Aepinus2 , Hinnerk Wulf1
  • 1Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg
  • 2Institut für Virologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg
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Publication Date:
10 February 2011 (online)

Zusammenfassung

Ausbrüche von Gastroenteritiden, die durch Noroviren verursacht werden, sind in den letzten Jahren zu einem zunehmenden Problem in den Einrichtungen des Gesundheitssystems geworden. Auch das Personal ist aufgrund der hohen Kontagiosität der Noroviren häufig von der Erkrankungswelle mitbetroffen, was zu Engpässen in der Versorgung und zu wirtschaftlichen Einbußen führen kann. Eine durch Noroviren verursachte akute Gastroenteritis beginnt meist mit starker Übelkeit, heftigen, häufig explosionsartigem Erbrechen und mit starkem Krankheitsgefühl. Hinzu kommen Durchfall und abdominelle Krämpfe. Die Inkubationszeit beträgt ungefähr 1 Tag. Die Erkrankung ist in aller Regel selbstlimitierend und endet nach etwa 2–3 Tagen. Dabei kann die Klinik desselben Erregertyps bei dem betroffenen Kollektiv deutlich variieren, von blande bis schwer krank. Da es keine ursächliche Behandlung der Norovirus-Erkrankungen gibt, kommt vorbeugenden Hygienemaßnahmen, insbesondere der Standardhygiene, eine besondere Bedeutung zu. Die notwendigen Hygienemaßnahmen (insbesondere die Händehygiene) zielen hauptsächlich auf die Unterbrechung der fäkal-oralen Erregerübertragung ab.

Abstract

Outbreaks of gastroenteritis caused by noroviruses have become an increasing problem for institutions in the health-care system over the past years. Staff members are also afflicted by the outbreaks of infection due to the highly contagious nature of noroviruses and this can lead to bottlenecks in health-care management and to economic losses. An acute gastroenteritis due to norovirus usually begins with severe nausea, heavy often projectile vomiting and a pronounced feeling of unwellness. In addition, there can be diarrhoea and abdominal cramps. The incubation time amounts to around one day. As a rule the disease is self-limiting and clears up after 2 to 3 days. However, the clinical pictures for one and the same type of pathogen can vary markedly from mild to severe illness. Since there is no way to treat the cause of a noroviral infection, prophylactic hygiene measures, especially of standard hygiene, are of particular importance. The necessary hygiene measures (especially hand hygiene) are aimed at interrupting the faecal-oral transmission pathway.

Kernaussagen

  • Noroviren sind einer der Haupterreger akuter Gastroenteritiden bei Kindern und Erwachsenen. Die Erkrankungen treten ganzjährig auf mit einer Häufung in den Wintermonaten.

  • Die Norovirus-Erkrankungen sind durch plötzlich einsetzendes, explosionsartiges Erbrechen und Durchfälle mit starkem Krankheitsgefühl gekennzeichnet. Die Symptome halten i. d. R. 2–3 Tage an. Die Patienten scheiden auch nach Abklingen der Symptome Noroviren aus. Es gibt keine ursächliche Behandlung oder Schutzimpfung. Nach durchgemachter Erkrankung kommt es zu einer kurz anhaltenden, relativ typspezifischen Immunität.

  • Der Übertragungsweg ist in erster Linie fäkal-oral. Es gibt aber auch die Infektion über kontaminierte Lebensmittel und einen vermuteten Infektionsweg über virushaltige Tröpfchen (Aerosol), die nicht eingeatmet, sondern verschluckt werden.

  • Norovirus-Erkrankungen treten häufig in Krankenhäusern, Altenheimen und Gemeinschaftseinrichtungen auf.

  • Der Infektionsvermeidung durch geeignete Hygienemaßnahmen, insbesondere der Standardhygiene, kommt eine überragende Bedeutung zu.

  • Infektiöse Gastroenteritiden sind nach IfSG meldepflichtig, wenn eine Person betroffen ist, die im Lebensmittelbereich arbeitet, oder wenn 2 oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird. Der direkte Nachweis von Noroviren im Stuhl ist ebenfalls meldepflichtig.

Weiteres Material zum Artikel

Literaturverzeichnis

  • 1 Carling PC, Bruno-Murtha LA, Griffiths JK. Cruise ship enviromental hygiene and the risk of norovirus infection outbreaks: an objective assessment of 56 vessels over 3 years.  Clin Infect Dis. 2009;  49 1312-1317
  • 2 http://www.noro-virus.seuchen-info.de/informationen.html
  • 3 Hauri AM. Noroviren: Maßnahmen bei Ausbrüchen in Krankenhäusern und Einrichtungen der stationären Pflege. Empfehlungen des Hessisches Landesprüfungsamt und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen Zentrum für Gesundheitsschutz.  2007;  1-20
  • 4 Robert Koch-Institut. . Norovirus-Infektionen: Gegenwärtige starke Ausbreitung in Deutschland.  Epidemiologisches Bulletin. 2007;  5 34-39
  • 5 Robert Koch-Institut. . Noroviren RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte.  2008;  1-5
  • 6 Niedersächsisches Landesgesundheitsamt. . Informationen zu Norovirus-Infektionen.  2007;  1-3

Klaus Kerwat
Christian Aepinus
Hinnerk Wulf

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