Zusammenfassung
Hintergrund: Die Anzahl der Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom hat zugenommen. Trotz der besonderen
interdisziplinären Aufmerksamkeit, die diesem Krankheitsbild gewidmet wird, kommt
es in Deutschland zu über 25 000 Majoramputationen jährlich. In über 70% handelt es
sich dabei um Diabetiker. In vielen Fällen bestehen ausgedehnte Defekte in der Belastungszone
des Fußes, häufig kombiniert mit einer Osteomyelitis, die eine Deckung durch einen
freien Gewebetransfer erfordern, um eine Amputation zu verhindern. Neben freien Muskellappenplastiken
stellt der Paraskapular-Lappenplastik eine Alternative zur Defektdeckung dar. Seine
Hebemorbidität ist gering. In vielen Fällen kann eine Bypassanlage oder eine perkutane
transluminale Angioplastie die Gefäßversorgung der Extremität verbessern. Die Lappenplastik
kann auch an den neu geschaffenen Bypass anastomosiert werden.
Patienten und Methoden: Es handelt sich hier um eine deskriptive Studie, in der seit 2007 52 Patienten mit
einem Diabetischen Fußsyndrom behandelt worden sind. Bei 23 von ihnen war ein freier
Gewebetransfer notwendig, um eine Amputation zu verhindern. Das Durchschnittsalter
lag bei 67,8 Jahren. In 15 Fällen wurde eine Paraskapular-Lappenplastik, in 4 Fällen
eine M. latissimus dorsi-Lappenplastik mit Spalthaut, in 3 Fällen eine M. gracilis-Lappenplastik
mit Spalthaut und in einem Fall eine freie Instep-Lappenplastik des kontralateralen
Fußes, der amputiert werden musste, verwendet. In 13 Fällen erfolgte die Anastomose
an den zuvor geschaffenen Bypass. In einem Fall über einen AV-Loop an die Vasa tibiales
posteriores.
Ergebnisse: 22 Lappenplastiken heilten primär ein. Bis auf einen Patienten konnten alle gehend
die Klinik verlassen. Es kam zu einem Lappenverlust. 4 Patienten mussten im weiteren
Verlauf im Unterschenkel amputiert werden, da es zu ausgedehnten Infekten bzw. zu
Bypassverschlüssen kam. 2 Patienten verstarben an einem akuten Myokardinfarkt in der
Anschlussheilbehandlung.
Schlussfolgerung: Bei strenger Indikationsstellung kann der freie Gewebetransfer bei Patienten mit
Diabetischem Fußsyndrom zur Extremitätenerhaltung beitragen. Der Paraskapular-Lappenplastik
ist zur Rekonstruktion der Belastungszone des Fußes gut geeignet. Seine konstante
Anatomie ermöglicht eine schnelle Lappenhebung bei geringer Hebemorbidität. Die Revaskularisation
der Extremität ist Voraussetzung für die Defektdeckung und erfordert in diesem Patientengut
die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Gefäßchirurgen und interventionellen Radiologen.
Die Extremitätenerhaltung führt zur Verringerung der Mortalität in dieser Patientengruppe
und verbessert die Lebensqualität. Eine einzeitige gefäßchirurgische- und plastisch-chirurgische
Rekonstruktion sollte angestrebt werden.
Abstract
Background: The number of patients suffering from a diabetic foot syndrome is increasing. In
many cases large plantar or heel defects can only be reconstructed by using a free
flap. The free parascapular flap is an alternative to free muscle flaps in the reconstruction
of plantar or heel defects. Donor site morbidity is low. Autologous bypass reconstruction
or an angioplasty can increase extremity perfusion.
Patients and Operations: 52 patients with a diabetic foot syndrome have been reconstructed since 2007. 23
of them required a free tissue transfer. On average these patients were 68.7 years
of age. A parascapular flap was used in 15 cases, a latissimus dorsi flap with a skin
graft in 4 cases, a gracilis muscle flap with a skin graft in 3 cases. In one case
a free instep flap of the contralateral foot, which had to be amputated, was used.
In 13 cases the flap was anastomosed to the autologous bypass, in one case an AV loop
was used.
Results: 22 flaps healed primarily. Only 1 patient was not able to walk at discharge. There
was one flap loss. 4 patients required an amputation later on due to bypass failure
or infection. 2 patients died due to cardiac arrest at the rehabilitation clinic.
Conclusion: If the correct indication is met, free flaps can prevent diabetes-derived amputations
of the lower limb. The parascapular flap can be used for plantar and heel defects.
Flap harvesting is quick due to the constant vascular anatomy. The donor site morbidity
is low. Reconstruction requires revascularisation in an interdisciplinary setting
including vascular surgeons and radiologists. Limb salvage reduces mortality and improves
quality of life. Revascularisation and reconstruction should best be done in a single
surgical procedure.
Schlüsselwörter
Unterschenkelrekonstruktion - freie Lappenplastiken - diabetisches Fußsyndrom - arterielle
Verschlusskrankheit - Revaskularisation
Key words
lower limb reconstruction - free tissue transfer - diabetic foot syndrome - peripheral
vascular disease - revascularisation