Auch diese Studie kann nicht genug evidenzbasierte Argumente aufweisen, um die operative
chirurgische Therapie der akuten Achillessehnenruptur zu verlassen. Ähnlich sieht
es auch Michael S. Aronow in seinem Kommentar zum vorliegenden Artikel, publiziert
in der gleichen Ausgabe des JBJS vom Dezember 2010.
Auffällig ist, dass 52 Patienten (26,5%) der initial 196 Achillessehnenruptur-Patienten
nicht in die Randomisierung einbezogen wurden. Bekannte diagnostische Hilfsmittel
zur Entscheidungsfindung hinsichtlich operativer oder konservativer Therapie wie
z. B. die Sonografie in Spitzfußstellung zur Beurteilung der Sehnenstumpfadaptationsmöglichkeit
oder selten auch die MRT-Untersuchung wurden im vorliegenden Artikel nicht erwähnt.
Diese erscheinen aber nach wie vor zur Festlegung des prinzipiellen Behandlungsregimes
sinnvoll, ähnlich wie die Lokalisation der Rupturstelle sowie Alter und sportlicher
Anspruch des Patienten.
Bei der Literaturrecherche finden sich 3 prospektiv randomisierte Studien:
Thermann et al. (Unfallchirurg 1995) berichten über gleiche Ergebnisse ohne Rerupturen
bei 22 operativ und 28 konservativ versorgten Patienten.
Twaddle und Poon (Am J Sports Med 2007) beschreiben ebenfalls gleiche klinische Ergebnisse
(20-mal operativ mit 3 (15 %) Rerupturen, 22-mal konservativ mit 2 (9,1 %) Rerupturen).
Auch Metz et al. (Am J Sports Med 2008) beschreiben keine signifikanten Unterschiede,
2 (4,7 %) Rerupturen bei 43 operativ und 6 (15 %) Rerupturen bei 40 konservativ behandelten
Patienten.
Die Rerupturrate der vorliegenden Studie (2,8% operativ, 4,2% konservativ) liegt im
unteren Bereich bezogen auf derzeit bestehende Literaturangaben.
Insgesamt erscheint der frühfunktionelle Behandlungsansatz mit konkret definiertem
Rehabilitationsprotokoll Erfolg versprechend.
Zur Therapiefestlegung operativ oder konservativ sollte jedoch im klinischen Alltag
auch weiterhin für jeden Einzelfall entschieden werden, u. a. unter Berücksichtigung
der Adaptationsmöglichkeit der Sehnenstümpfe in Spitzfußstellung z. B. sonografisch
kontrolliert.
OA Dr. med. Marko Sass