Der Klinikarzt 2011; 40(2): 61
DOI: 10.1055/s-0031-1274164
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Zu viel oder zu wenig? – Vitamin-D-Mangel in Deutschland oft überbewertet

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Publikationsdatum:
04. März 2011 (online)

 
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Vitamin D, auch Calciferol genannt, ist ein Prohormon für das aktive Hormon Calcitriol. Ein ausgeprägter Mangel führt bei Kindern zu Rachitis, bei Erwachsenen zur Osteomalazie. Zu wenig Vitamin D kann aber auch eine Osteoporose begünstigen. Gefährliche Mangelerscheinungen sind in Deutschland jedoch selten, so die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ist nach Einschätzung der DGE nur in ärztlich begründeten Fällen notwendig. Eine Überversorgung berge zudem Gesundheitsrisiken.

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Ausgeprägte Mangelzustände sind selten

Vitamin D entsteht in der Haut unter Mitwirkung von ultraviolettem Licht. Im Winter ist die UV-Strahlung der Sonne schwach und es wird weniger Vitamin D produziert. Bei den meisten Menschen sinken deshalb innerhalb dieser Jahreszeit diese Blutwerte. "Ausgeprägte Mangelzustände, die bei einem Abfall der Werte auf unter etwa 10 ng pro Milliliter Blut auftreten können, sind aber sehr selten", versichert Prof. Schatz.

Etwa 80 % des benötigten Vitamin D bildet der Körper selbst. Den Rest decken Nahrungsmittel wie Fisch, Eier und Milch ab. Das Prohormon Vitamin D spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Kalzium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau. Entgegen bisherigen Annahmen weist die Veröffentlichung des amerikanischen Institute of Medicine (IOM) von Januar 2011 darauf hin, dass für die Knochengesundheit eine Vitamin D-Konzentration von 20 ng/ml für 97,5 % der Bevölkerung völlig ausreichend ist. "Nahrungsergänzungsmittel und Vitamin D-Zusätze zu Lebensmitteln sind aus medizinischer Sicht nur dann sinnvoll, wenn weitere Risikofaktoren für eine Osteoporose vorliegen - beispielsweise bei älteren Menschen oder bei verminderter Knochendichte", ergänzt Prof. Schatz.

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Überversorgung birgt Gesundheitsrisiken

Dass ein Vitamin D-Mangel auch Diabetes, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Immunerkrankungen oder Krebs begünstigt, ist bislang noch nicht erwiesen. Hierfür gibt es lediglich Hinweise aus tierexperimentellen, epidemiologischen und Observationsstudien. "Eine Vitamin D-Gabe ist daher bei diesen Erkrankungen nicht gerechtfertigt", so Schatz.

Quelle: idw-online

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Literatur

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