Der Klinikarzt 2011; 40(2): 61
DOI: 10.1055/s-0031-1274165
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Akute myeloische Leukämie – Online-Entscheidungshilfe unterstützt Ärzte bei Therapieauswahl

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Publication Date:
04 March 2011 (online)

 
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Ärzte und Forscher aus dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, dem Uniklinikum Münster und anderen deutschen Kliniken haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Chancen und Risiken der intensiven Therapie für Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) zuverlässiger kalkuliert lassen [1]. Von dem neuen Online-Angebot profitieren vor allem ältere Patienten, für die eine intensive, stationäre Therapie besondere Risiken birgt.

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Tool kalkuliert Chancen und Risiken

Verglichen mit jüngeren Patienten ist die Chance bei intensiver Chemotherapie auf eine Komplettremission bei Älteren mit etwa 50% deutlich schlechter und das Risiko für frühen Tod höher. Alternativen sind weniger intensive Formen der Chemotherapie, die ebenfalls den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können, jedoch geringere Chancen auf Heilung bieten. Fachärzte verlassen sich bei ihren Empfehlungen meistens auf persönliche Erfahrungen und Präferenzen. "Das neue Online-Tool bietet nun die Möglichkeit, die Chancen auf Erholung der Blutbildung und die Risiken der Therapie besser und objektiver einschätzen zu können", erklärt Dr. med. Christoph Röllig aus Dresden. "Damit hilft es den Ärzten bei der Entscheidungsfindung."

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Daten können per Internet eingegeben werden

Das Online-Tool ist einfach aufgebaut und steht für Hämatologen im Internet zur Verfügung (http://www.AML-Score.org). Hier kann der behandelnde Arzt verschiedene Werte angeben, die Einfluss auf die Chancen einer vollständigen Erholung haben. Dazu gehören beispielsweise das Alter bei der Leukämie-Diagnose, die Zahl von Thrombozyten und Erythrozyten im Blut sowie genetische Veränderungen in den Leukämiezellen. Aus diesen Daten berechnet das Tool die Chance einer Remission und das Risiko eines frühen Todes. Der Berechnungs-Algorithmus basiert auf den Ergebnissen einer bundesweiten Studie an mehr als 1400 AML-Patienten im Alter von über 60 Jahren, die mit einer intensiven Chemotherapie behandelt worden sind. Die Risiko-Prognose wurde anhand einer unabhängigen Patientengruppe aus einer Studie mit rund 800 Patienten überprüft.

Quelle: idw-online

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Literatur

  • 1 Krug U, Röllig C, Koschmieder A, et al. Lancet. 2010;  376 2000-2008
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Literatur

  • 1 Krug U, Röllig C, Koschmieder A, et al. Lancet. 2010;  376 2000-2008