Rofo 2012; 184(3): 200
DOI: 10.1055/s-0031-1274778
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ösophagusvarizen – Diagnose durch Leber-CT möglich

Further Information

Publication History

Publication Date:
17 February 2012 (online)

 

Ösophagusvarizen sind eine gefürchtete Komplikation der Leberzirrhose und gehen im Falle einer Blutung mit hoher Morbidität und Mortalität einher. Standard in der Diagnostik ist die Endoskopie. N. C. Yu et al. untersuchten, ob die Diagnose auch nicht invasiv mittels Leber-CT gelingt.

AJR Am J Roentgenol 2011; 197: 643–649

Die Autoren identifizierten hierzu retrospektiv 109 Patienten mit chronischer Lebererkrankung, die sich zwischen Juni 2004 und September 2007 einem 2-Phasen-MDCT der Leber und in der Folge einer Ösophago-Gastro-Duodenoskopie unterzogen hatten. Dabei durften zwischen beiden Untersuchungen maximal 10 Wochen liegen. Es handelte sich um 60 Männer und 49 Frauen im Durchschnittsalter von 55,9 Jahren. Die Ursachen der Lebererkrankung waren in 7 Fällen eine Hepatitis B, in 51 Fällen eine Hepatitis C, in 19 Fällen eine Alkoholhepatitis und in 32 Fällen kryptogene oder gemischte Ursachen. Zwei verblindete Radiologen begutachteten die Bilder unabhängig im Hinblick auf Vorhandensein und Größe von Ösophagusvarizen, wobei sie axiale 5-mm- und multiplanare 1–3-mm-Aufnahmen miteinander verglichen. Die Autoren berechneten in der Folge Sensitivität, Spezifität und Vorhersagewert, wobei sie die Ergebnisse der Endoskopie als Vergleichsstandard verwendeten.

Zwischen Standard- und Dünnschichttechnik zeigte sich im Hinblick auf die Diagnose von Ösophagusvarizen kein signifikanter Unterschied. Die Sensitivitäten betrugen für den 1. Untersucher 81% (50/62) und 81% (50/62), für den 2. 79% (49/62) und 76% (47/62). Die dazugehörigen Spezifitäten lagen bei 79 und 75 bzw. 49 und 64% (Standard vs. Dünnschicht). Von den 26 Ösophagusvarizen mit hohem Blutungsrisiko wurden nur 2 nicht entdeckt. Für beide Untersucher waren Sensitivität und negativer Vorhersagewert für die Differenzierung von Hochrisikovarizen (Durchmesser 2 mm als Grenzwert) für Standard- und Dünnschicht-Technik nahezu identisch. Die Werte betrugen für den 1. Untersucher 96 und 98% (Sensitivität) bzw. 96 und 99% (negativer Vorhersagewert), für den 2. Untersucher 89 und 95 bzw. 89 und 96%. Dabei erzielte die Standardtechnik für Hochrisikovarizen eine geringere Spezifität als die Dünnschicht-Technik, die beim 2. Untersucher auch statistisch signifikant war.

Fazit

Ein Standard-CT der Leber zeigt eine ausreichende Sensitivität für die Diagnose von Ösophagusvarizen mit hohem Blutungsrisiko. Nach Meinung der Autoren sollte das Leber-CT daher als potenzielle kostengünstige und nicht invasive Methode für die Evaluation von Patienten mit Leberzirrhose weiter untersucht werden.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

    >