Charakteristisch für die koronare Herzkrankheit (KHK) bei Dialysepatienten ist die
Verkalkung der epikardialen Herzkranzgefäße, betonte Prof. Wolfgang Motz, Karlsburg.
Daher sind die Ergebnisse der perkutanen koronaren Gefäßinterventionen (PCI) schlechter
als bei Nierengesunden. Ebenso sind die Blutungskomplikationen bei der PCI gegenüber
Patienten mit normaler Nierenfunktion deutlich erhöht.
Des Weiteren ist eine Therapie mit Statinen in der Sekundärprophylaxe der KHK bei
Dialysepatienten trotz einer deutlichen LDL-Cholesterinsenkung (LDL: "low density
lipoprotein") aus kardiovaskulärer Sicht wirkungslos, so Motz. Dies dürfte auf die
spezielle Form der Arteriosklerose mit extremen Veränderungen des Endothels zurückzuführen
sein.
Phosphat-Einheiten-Programm
Auch bei jüngeren Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz ist die kardiovaskuläre
Morbidität und Mortalität erhöht, sagte Dr. Thurid Ahlenstiel, Hannover. Trotz der
Therapie mit Phosphatbindern (PB), Ernährungsberatung und Dialyse bleibt die Prävalenz
der Hyperphosphatämie hoch. Das Phosphat-Einheiten-Programm (PEP) soll eine einfache
Abschätzung des Phosphatgehalts der Nahrung ermöglichen. Es beruht auf Phosphateinheiten
(1 PE pro 100 mg Phosphat), mit deren Hilfe der Patient selbst die PB-Dosis an jede
Mahlzeit anpassen kann: So hat 150 g Fleisch 3 PE, 150 g Wild 4 PE und 150 g Fisch
4 PE. Bei 4 PE in der Nahrung werden 2 Tabletten PB eingenommen.
In der Studie "junior PROPHET[1]" wurde das Konzept an 16 niereninsuffizienten Kindern (Alter 4-17 Jahre) überprüft,
die an einem Schulungsseminar teilnahmen. Der Anteil von Kindern mit Hyperphosphatämie
(> 1,78 mmol/l) sank von 63 % (10/16) auf 31 % (5/16). Der mittlere Serumphosphatwert
fiel von 1,94 ± 0,23 auf 1,68 ± 0,30 mmol/l in der 7.-12. Woche nach der PEP-Schulung.
Das Serumkalzium und -kalium zeigten dagegen keine signifikanten Veränderungen.
Die mittlere PB-Dosis stieg nach der Einführung des PEP-Konzepts von durchschnittlich
6,3 auf 8,2 Tabletten. Wie Ahlenstiel ausführte, kam es nach der Schulung zu keinen
signifikanten Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten. Die Kinderärztin plädierte
deshalb nicht für eine phosphatfreie, sondern für eine phosphatbewusste Diät ohne
"Phosphatbomben".
Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt a. M.
Quelle: 6. Interaktives Nephrologisches Experten-Forum, Frankfurt a. M., veranstaltet
von der Genzyme GmbH, Neu-Isenburg