ergopraxis 2011; 4(4): 12
DOI: 10.1055/s-0031-1276711
wissenschaft

Sturzprävention bei Senioren – Alltagsorientierte Übungen reduzieren Sturzrisiko

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Publication Date:
08 April 2011 (online)

 
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Der „Lifestyle approach to reducing Falls through Exercise” (LiFE) integriert Gleichgewichts- und Kraftübungen in alltägliche Handlungen und Routinen älterer Menschen. Mit diesem Ansatz reduziert sich die Sturzhäufigkeit bei Risikogruppen signifikant. Das fand eine Forschungsgruppe um die Ergotherapeutin Lindy Clemson an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der australischen Universität Sydney heraus.

Die Forscher evaluierten die Wirksamkeit des ergotherapeutischen LiFE-Programms im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Pilotstudie. 34 selbstständig und allein lebende Menschen mit einem Mindestalter von 70 Jahren nahmen daran teil. Ein unabhängiger Forscher wies sie zunächst nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zu. Die Probanden der Experimentalgruppe nahmen an der LiFE-Intervention teil, während die Kontrollgruppe keine Therapie erhielt. Die LiFE-Intervention fand innerhalb von drei Monaten im Rahmen von fünf Hausbesuchen und zwei Verstärker-Besuchen statt. Im Anschluss daran telefonierten die zuständigen Ergotherapeuten zudem zweimal mit den Klienten.

Eine Analyse des relativen Risikos nach sechs Monaten ergab, dass die Teilnehmer der LiFE-Intervention signifikant seltener stürzten als die Klienten der Kontrollgruppe. Außerdem wirkte sich die LiFE-Intervention positiv auf die dynamische Balance und das Gefühl der Selbstwirksamkeit aus. Aus Sicht der Forscher belegt die Pilotstudie, dass die alltagsorientierte LiFE-Intervention die Sturzgefahr bei Klienten mit erhöhtem Risikopotenzial vermindern kann. Sie sehen allerdings Bedarf an weiteren Forschungsprojekten mit größeren Stichproben, um die Langzeitwirkung, die Erfolgsmechanismen und die klinische Signifikanz dieser neuen Methode nachhaltig zu untermauern.

fk

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Kommentar

Endlich eine aussagekräftige RCT-Studie, die ein alltagsorientiertes Programm zur Sturzprävention evaluiert! Auch wenn es sich zunächst um eine Pilotstudie mit kleiner Stichprobe handelt, so gelangt sie doch zu vielversprechenden Ergebnissen. Demnach reduziert die alltagsbezogene LiFE-Intervention Stürze signifikant und steigert zudem das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit eine größer angelegte RCT-Studie zu vergleichbaren Ergebnissen gelangt. Außerdem stellt sich die Frage, ob die beschriebene Methode anderen Ansätzen in der Sturzprävention überlegen ist. Letzteres würde einmal mehr die handlungs- und alltagsorientierte Herangehensweise der ergotherapeutischen Profession aufwerten. So setzt sich die zeitgenössische Ergotherapie ja intensiv mit der Frage auseinander, welche gesundheitsrelevante Bedeutung Alltagsroutinen oder Handlungsadaptationsprozesse für den Menschen haben. Weitere Forschungsprojekte zu diesem Interventionsansatz darf man also mit Spannung erwarten.

Florence Kranz, Ergotherapeutin Bc OT, cand. M.A.

AOTJ 2010; 57: 42–50