Jugendliche mit psychischen Erkrankungen neigen eher zu selbstverletzendem Verhalten
als Erwachsene. Zu diesem Ergebnis führte eine systematische Literaturrecherche der
Psychologen Dr. Dennis Nitkowski und Prof. Dr. Franz Petermann vom Zentrum für Klinische
Psychologie und Rehabilitation an der Universität Bremen.
Die Forscher recherchierten in der Datenbank „ISI Web of Knowledge” nach Studien aus
den Jahren 2000 bis 2010, die sich mit selbstverletzendem Verhalten und entsprechenden
Grunderkrankungen beschäftigten. Die Auswertung zeigt, dass selbstverletzendes Verhalten
am häufigsten mit einer affektiven oder einer Persönlichkeitsstörung einhergeht, zum
Beispiel mit Depressionen oder Borderline. Aber auch Menschen mit Angst- oder Abhängigkeitsstörungen
können davon betroffen sein. Ein Vergleich zwischen den Altersgruppen verdeutlicht,
dass selbstverletzendes Verhalten häufiger bei heranwachsenden Patienten mit einer
psychischen Erkrankung auftritt.
Die Forscher kritisieren die methodische Qualität der einbezogenen Studien, da sie
nur wenige repräsentative Daten liefern. Sie raten dazu, bei Anzeichen von selbstverletzendem
Verhalten eine umfassende Diagnostik durchzuführen. Dies ermögliche es, den Behandlungsplan
auf die zugrunde liegende Erkrankung abzustimmen.
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Fortschr Neurol Psychiatr 2011; 79: 9–20