physiopraxis 2011; 9(4): 18
DOI: 10.1055/s-0031-1277705
physiowissenschaft

CRPS – Psychosoziale Faktoren lösen Erkrankung nicht aus

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Publication Date:
21 April 2011 (online)

 
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    Patienten mit einem Complex Regional Pain Syndrome, kurz CRPS genannt, weisen keine spezifischen Strukturen in ihrer Persönlichkeit auf. Auch besteht kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Erkrankung und den psychosozialen Faktoren.

    Diesen Schluss zieht Dr. Jürgen Lesky vom psychologischen Dienst einer Rehaklinik im österreichischen Tobelbad. Der Psychologe und Psychotherapeut untersuchte 18 Publikationen, 15 empirische Studien und fünf Reviews, die das Thema ansatzweise oder gezielt behandelten. Er stellte fest, dass die älteren Arbeiten wissenschaftlich kaum fundiert waren. In den Arbeiten klärten die Autoren nicht, ob Schmerzen die Folge oder Ursache von psychischen Auffälligkeiten waren. In neueren Studien verglichen Forscher Menschen, die an CRPS erkrankt waren, mit Gesunden oder Patienten, die unter Schmerzen litten, und stellten keine unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale fest. Chronische Schmerzen seien eher die Ursache von Depressionen, wie Expertenkommentare unterstrichen. Die Autoren fanden lediglich in wenigen, schlecht fundierten Reviews Nachweise über bestehende Zusammenhänge. CRPS sei als eine multifaktorielle und multimodale Störung anzusehen.

    Obwohl keine spezifische Schmerzpersönlichkeit existiert, sollte man laut Lesky die Persönlichkeit der Patienten mit Schmerzen nicht vernachlässigen, da diese den Krankheitsverlauf beeinflusst. Die psychologische Schmerzbehandlung sollte auf kognitiv-emotionale und verhaltensbezogene Merkmale abzielen, indem man beispielsweise bestimmte Coping-Strategien bevorzugt.

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    Z Orthop Unfall 2010; 148: 716–722