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DOI: 10.1055/s-0031-1278673
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Tuberkulose – Neuer Impfstoff getestet
Publication History
Publication Date:
09 May 2011 (online)
B. Abel und Kollegen haben einen neuen Impfstoff getestet. Dieser Impfstoff wurde in verschiedenen Dosierungen bei BCG-vorgeimpften (BCG: Bacille Calmette-Guérin) gesunden Probanden in Südafrika eingesetzt. Das Virus-basierte Präparat wurde nach i.m.-Injektion gut vertragen und führte zu einer deutlichen Immunantwort. Am J Respir Crit Care Med 2010; 181: 1407–1417


Nahaufnahme einer Mycobacterium-tuberculosis-Kultur (Bild: CDC/George Kubica).
Da die BCG-Impfung meist keinen Schutz vor einer Lungentuberkulose (Lungen-Tbc) bietet, sollte diese Zweitimpfung zu einer starken zellulären Immunantwort und möglichst zu einem Schutz gegen Lungen-Tbc führen. Dabei ging es um die Verträglichkeit des Adenovirus-abgeleiteten Impfstoffs und um den Einfluss auf die T-Lymphozyten-Antwort. In die Studie wurden 40 Probanden aufgenommen. Der Impfstoff wies in den 3 verwendeten Dosierungen insgesamt eine gute Verträglichkeit auf, Nebenwirkungen ließen sich nicht häufiger als in der Placebogruppe beobachten. Die Tuberkulose-spezifischen T-Lymphozyten wurden durch ihre Zytokinantwort auf ein Tuberkulose-Antigen identifiziert und ihre Frequenz im Blut bestimmt. Diese Frequenz war abhängig vom verwendeten Testantigen (Ag85 oder TB10.4).
T-Lymphozyten-Antwort nach 4 Wochen am höchsten
Nach etwa 4 Wochen konnte die höchste Zahl der spezifischen T-Lymphozyten im Blut der Probanden festgestellt werden. Interessanterweise ließ sich auch eine Vermehrung sogenannter "polyfunktionaler" CD4+-T-Lymphozyten beobachten. Diese produzieren gleichzeitig mehrere Zytokine nach Tuberkulose-spezifischer Stimulation, z. B. IFN-γ, TNF-γ und IL-2. Ihnen wird eine besondere Schutzwirkung bei Tbc-Infektionen zugeschrieben.
Nach etwa 3 Monaten waren allerdings die spezifischen CD4+-T-Zellen vorherrschend, die nur ein Zytokin produzieren. Interleukin-17+-CD4+-T-Zellen spielten keine Rolle. Bei den CD8+-T-Zellen waren interessanterweise die IFN-γ-Produzenten die dominierende Gruppe. Eine wichtige Frage hat diese Studie noch nicht gestellt: Finden sich diese Antigenspezifischen T-Lymphozyten auch in der Lunge?
Fazit
Diese Impfstudie an gesunden Probanden könnte ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Tbc sein. Ob die hier untersuchte Impfung tatsächlich zu einem Schutz vor Lungen-Tbc führt, ist offen und man darf gespannt sein, welche Ergebnisse prospektive Studien bringen werden. Hier wurde zunächst die Verträglichkeit einer Viruspartikel-basierten Vakzine in einer noch recht kleinen Gruppe von Probanden nachgewiesen und ein messbarer Effekt auf die T-Lymphozyten-Antwort gezeigt.
Prof. Thomas Tschernig, Homburg


Nahaufnahme einer Mycobacterium-tuberculosis-Kultur (Bild: CDC/George Kubica).