Der Klinikarzt 2011; 40(04): 214
DOI: 10.1055/s-0031-1279935
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chemotherapie – Antiemese immer prophylaktisch einsetzen

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Publication Date:
16 May 2011 (online)

 
 

Für die Prävention von Übelkeit und Erbrechen brauchen Patienten eine maßgeschneiderte Therapie, die sich an dem emetogenen Potenzial der jeweiligen Chemotherapie orientiert. Hierfür steht heute eine ganze Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die leitliniengerecht eingesetzt werden sollten.

Übelkeit und Erbrechen von vornherein verhindern

Übelkeit und Erbrechen sind ganz entscheidende Faktoren für die Lebensqualität von Krebspatienten unter einer Chemotherapie, so Prof. Richard J. Gralla aus New York, USA. Ziel der antiemetischen Begleittherapie ist es heute, diese Nebenwirkungen von vornherein zu verhindern. Eine "Bedarfstherapie" mache daher wenig Sinn und führe dazu, dass Patienten unnötig leiden müssen. Auch in allen internationalen Leitlinien wird von einer Bedarfstherapie abgeraten, wenn der Vorteil der Prävention in Studien nachgewiesen wurde.

An erster Stelle müsse das emotogene Potenzial der jeweiligen Chemotherapie abgeschätzt werden, sagte Dr. Karin Jordan aus Halle-Wittenberg. Dabei sollte man sich immer auf entsprechende Tabellen und nicht auf das Bauchgefühl verlassen, so die Onkologin. Ausschlaggebend ist bei Kombinationstherapien immer die Substanz mit der höchsten Emetogenität.


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Bei hoher Emetogenität Dreifachkombination

Bei hoher Emetogenität (> 90 %) wie z. B. unter Cisplatin sollte zur Prävention der akuten Emesis vor der Chemotherapie ein 5-HT3-Rezeptorantagonist plus 12 mg Dexamethason plus 125 mg Aprepitant p.o. (Emend®) gegeben werden. Zum Schutz vor der verzögerten Emesis wird dann über weitere 2 Tage Dexamethason (8 mg 2x tägl.) und Aprepitant (80 mg) verabreicht. Neu ist, dass alternativ zur oralen Therapie prophylaktisch am Tag Eins der Chemotherapie auch 150 mg Fos-Aprepitant i.v. (Ivemend®) verabreicht werden kann - die weitere orale Gabe von Aprepitant kann dann entfallen und es wird in den Folgetagen nur noch Dexamethason gegeben. Durch dieses Vorgehen werde das Therapieschema deutlich vereinfacht.

Häufig wird in der Praxis vergessen, dass auch orale Chemotherapeutika ein hohes emetogenes Potenzial haben können, erinnerte Jordan. Als Beispiel nannte die Onkologin Procarbazin, das z. B. im Rahmen des BEACOPPesk-Schemas (Bleomycin, Etoposide, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison) bei fortgeschrittenem M. Hodgkin eingesetzt wird. Hier ist ein individualisiertes antiemitisches Therapieschema erforderlich, bei dem die Dauer der Procarbazingabe über mehrere Tage auch bei der Antiemese berücksichtigt werden muss.

Maria Weiß, Berlin

Quelle: Satellitensymposium "Chemotherapy-induced Nausea and Vomiting: New insights" im Rahmen des 2. ASORS-Jahreskongress "Supportive Therapie und Rehabilitation bei Krebs: State of the Art 2011", am 5. März 2011 in Berlin. Veranstalter: MSD SHARP & DOHME GmbH, Haar


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