Z Orthop Unfall 2011; 149(5): 541-545
DOI: 10.1055/s-0031-1280170
Wirbelsäule

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verletzungen des oberen zervikalen Myelons beim schweren Schädel-Hirn-Trauma

Injuries to the Upper Cervical Medulla in Severe Brain InjuriesD. Woischneck1 , T. Kapapa2 , C. Grimm2 , M. Skalej3 , B. Schmitz4 , N. Blumstein5 , R. Firsching6
  • 1Neurochirurgie, Klinikum Landshut
  • 2Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Ulm
  • 3Institut für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Magdeburg
  • 4Sektion Neuroradiologie, Universitätsklinikum Ulm
  • 5Nuklearmedizin, Klinikum Landshut
  • 6Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg
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Publication Date:
07 October 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Bei 250 Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (SHT) wurde eine kranielle Kernspintomografie (MRT) durchgeführt. Die Frequenz an Verletzungen des oberen zervikalen Myelons wurde bestimmt, die klinischen und radiologischen Charakteristika der Läsionen herausgearbeitet. Patienten und Methoden: Zwischen 1996 und 2009 wurde eine kranielle MRT-Diagnostik innerhalb von 8 Tagen nach Unfall durchgeführt. Die Untersuchungen erfolgten innerhalb 1 Woche nach Unfall. Alle Patienten waren mindestens 1 Woche bewusstlos. Ergebnisse: Bei 5,2 % der Patienten fand sich eine Läsion des oberen zervikalen Myelons. Diese Schädigungen waren immer mit einer Läsion der Medulla oblongata verbunden. Dabei konnten 2 Patientengruppen unterschieden werden: (i) 3,2 % der Betroffenen befanden sich im tiefen Koma mit beidseits mittelweiten bis weiten lichtstarren Pupillen. Sie zeigten in der MRT Läsionen des gesamten Hirnstamms und des oberen Zervikalmarks. Sie verstarben, ohne aus dem Koma erwacht zu sein. (ii) Bei 2 % der Patienten fand sich eine Läsion des oberen Halsmarks in Verbindung mit einer Schädigung der distalen Medulla oblongata. Diese 5 Patienten, Opfer von Hochrasanztraumen, erwachten nach 2–3 Tagen aus dem Koma. Sie wiesen typische Verletzungen des Neurokraniums auf (frontale Kontusionen, traumatische Subarachnoidalblutungen). Knöcherne Verletzungen der oberen HWS und/oder der Schädelbasis waren häufig. Vier der Betroffenen verstarben an extrakraniellen Komplikationen, 1 überlebte schwerbehindert. Schlussfolgerung: Die kranielle MRT wird nach schweren Unfällen immer häufiger durchgeführt, sodass zunehmend mit der Entdeckung von Läsionen im oberen Zervikalmark zu rechnen ist. Bisher sind 2 Läsionstypen zu unterscheiden, die beide nur in Verbindung mit Läsionen der Medulla oblongata auftreten.

Abstract

Background: Cranial magnetic resonance imaging (MRI) was performed in 250 patients who had been unconscious post-trauma for at least 24 hours. The frequency and the characteristics of injuries to the upper cervical myelon were determined. Patients and Methods: Between 1996 and 2009, MRI was carried out within 8 days of trauma. Results: No lesions of the upper cervical medulla were found without accompanying damage to the medulla oblongata. Two groups were found to have a lesion in the upper cervical myelon. (i) In 3.2 % of the patients in a state of deep coma MRI revealed lesions in the entire brain stem. These died without waking from coma. (ii) 2 % of the patients were found to have additional damage to the distal medulla oblongata. These victims of high-speed traumas awoke from coma after 2–3 days. They revealed frontal contusions of the brain and traumatic subarachnoidal hemorrhages. Injuries to the bony upper cervical spine and/or the skull base were frequent. Four of them died, one patient survived with severe disabilities. Conclusion: Two types of lesions involving the upper cervical myelon could be differentiated, both of which occur only in association with lesions in the medulla oblongata.

Literatur

Prof. Dieter Woischneck, MD, PhD

Neurochirurgie
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