Diabetes aktuell 2011; 9(03): 138
DOI: 10.1055/s-0031-1280695
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"Alltagspraktische Projekte und Ideen fördern" – Der neue Förderpreis "SilverStar" soll die Versorgung älterer Diabetiker voranbringen

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Publication Date:
30 May 2011 (online)

 
 
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    Wenn ein weiterer Preis für die Versorgung von Patienten mit Diabetes ausgelobt wird, fragt man sich zunächst einmal, ob das noch Sinn macht. Worin dieser beim neuen Förderpreis "Silver Star" liegt, das fragte Günther Buck aus der Redaktion von Diabetes aktuell den Vorsitzenden der Jury, Prof. Dr. med. Rüdiger Petzoldt, Diabetologe und bis 2003 Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen.

    ? Die deutsche Bevölkerung wird immer älter und mit ihr "altern" auch ihre chronischen Krankheiten. Der Typ-2-Diabetes beispielsweise beginnt immer früher in der Lebensbiografie und die Betroffenen müssen und können – auch dank der therapeutischen Fortschritte – immer länger mit der Krankheit leben. Was ist denn so anders an einem 80-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu einem 50- oder 60-jährigen?

    Petzoldt: Ja, man muss oft nicht nur die Manifestation, sondern auch die Erkennung des Typ-2-Diabetes biografisch früher datieren, denn etwa die Hälfte aller Menschen mit Typ-2-Diabetes gibt an, der Diabetes sei bei ihnen schon vor dem 50. Lebensjahr erkannt worden. Andererseits zeigen Prävalenz-Analysen zur Gesamtheit aller Typ-1- und Typ-2-Diabetiker: Mehr als die Hälfte sind älter als 65 Jahre, über 20 % gehören sogar in die Altersgruppe der 75–80-Jährigen. In der Praxisleitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft "Diabetes mellitus im Alter" wird außerdem betont, dass mit zunehmender Diabetesdauer und mit zunehmendem biologischen Alter auch die Neigung zu Multimorbidität zunimmt. Das bedeutet oft: Alters- und krankheitsbedingte Funktionseinschränkungen können zunehmend die Selbsthilfefähigkeit, den Sozialstatus, die Mobilität und auch die kognitive Leistungsfähigkeit einschränken.

    ? Ernährung, Bewegung, medikamentöse Therapie, Selbstmanagement, es gibt viel, was ein Patient mit Diabetes beachten und umsetzen sollte. Dagegen steht bei alten Patienten eine oft eingeschränkte Einsichts- und auch Schulungsfähigkeit. Sind wir für diese Situation wirklich gerüstet, sind die notwendigen Partner vorhanden, ausreichend vernetzt, kooperationsfähig und -willig?

    Petzoldt: Generell danach zu fragen ist gesundheitspolitisch verständlich; die damit verbundenen Erwartungen sind aber nicht generell zu erfüllen. Es geht ja auch im Lebensalltag dieser älteren Menschen mit Diabetes immer um die individuelle Situation, um individuelle Probleme, für die individuelle Lösungen nötig sind und versucht werden müssen. Und dabei soll der neue Förderpreis "Silver Star" mithelfen.

    ? Sie engagieren sich als Juryvorsitzender für diesen neuen Förderpreis der Berlin Chemie AG, der mit respektablen 25 000 € dotiert ist. Sind nicht schon genug Preise ausgelobt, um die man sich bewerben kann? Was macht den "SilverStar" denn sinnvoll oder notwendig und was charakterisiert ihn als besonders?

    Petzoldt: Ich antworte mit einem "Ja - aber". Ja: Es gibt viele ebenso wichtige wie großartige Preise in der Diabetologie, da ist keine Ergänzung oder Konkurrenz nötig. Aber: Der "SilverStar" gilt nicht der Förderung wissenschaftlicher Untersuchungen mit späteren interessanten Ergebnissen, sondern der Unterstützung von alltagspraktischen Ideen und Projekten, die zu unmittelbaren Hilfen für ältere Menschen mit Diabetes führen. So wurde auch auf die Erfüllung komplexer und aufwendiger Bewerbungsbedingungen verzichtet, nicht aber auf hervorragende Programme oder Ideen dazu. Dabei ist an 4 Zielgruppen gedacht, die sich mit älteren Diabetikern beschäftigen:

    • Fachpersonal in Diabetesteams und Schwerpunktpraxen,

    • andere Gesundheitsprofis wie Pflegekräfte, Apotheker, Podologen,

    • aber auch medizinische Laien, also Angehörige, Freunde, Nachbarn und Betroffene.

    • Wissenschaftler können sich dann bewerben, wenn ihre praxisorientierten Arbeiten, etwa zur Versorgungsforschung, unmittelbar die Lebensqualität älterer Menschen mit Diabetes verbessern.

    ? Wie läuft die Bewerbung also konkret ab: Wie kann man sich bewerben und wo, wann läuft die Frist ab und nicht zuletzt – wer entscheidet über die Vergabe des Preises?

    Petzoldt: Der Ausschreibungstext des Preisstifters, der Berlin-Chemie AG, ist mit allen Informationen über das Bewerbungsverfahren unter http://www.silverstar-preis.de zu finden. Darin steht im Einzelnen

    • wie die Bewerbung aussehen kann: kurz, klar und aussagefähig,

    • bis wann man sich bewerben kann: für 2011 bis zum 30. Juni 2011,

    • wohin die Bewerbung gehen soll: an die Berlin-Chemie AG (schriftlich direkt oder online an http://www.silverstar-preis.de)

    • wer die Entscheidung über die Preisträger trifft: eine fachkundige Jury,

    • und wann die diesjährige Preisverleihung stattfindet: im Oktober 2011

    • auf dem Kirchheim-Forum Diabetes in Wiesbaden.

    Herr Professor Petzoldt, vielen Dank für die Informationen.

    Zur Jury gehören
    • Torsten Flöttmann, Marketingleiter, Berlin-Chemie AG, Berlin

    • Martin Lederle, Dr. med., niedergelassener Internist und Diabetologe, Stadtlohn

    • Rüdiger Petzoldt, Prof. Dr. med., Diabetologe, Jury-Vorsitzender, Bad Oeynhausen

    • Cornel Christian Sieber, Prof. Dr. med., Internist, Altersforscher, Universität Erlangen

    • Andrej Zeyfang, Dr. med., Altersmediziner, Diabetologe, Bethesda-Krankenhaus, Stuttgart


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