Kalziumphosphat-Knochenzement erhöht die Stabilität eines Implantat-Knochen-Konstrukts
bei Patienten mit osteoporotischen Frakturen. Die vorliegende Studie untersucht, ob
es einen positiven Effekt bei der zusätzlichen Verwendung von Kalziumphosphat-Knochenzement
bei der Osteosynthese der instabilen distalen Radiusfraktur mittels volarer winkelstabiler
Plattenosteosynthese gibt.
Effect of Calcium Phosphate Bone Cement Augmentation on Volar Plate Fixation of Unstable
Distal Radial Fractures in the Elderly. J Bone Joint Surg Am. 2011; 93: 609 – 614.
Einleitung
Die distale Radiusfraktur ist eine der häufigsten Frakturen des Menschen überhaupt.
Bei einer Inzidenz von 2 pro 1000 ist zu 80 % das weibliche Geschlecht mit einem Alter
höher als 50 Jahre betroffen. Eine Besonderheit bei osteoporotischen Frakturen ist
die häufig irreversible Kompression der Spongiosa und damit die Ausbildung von Defektarealen.
Dies stellt besondere Ansprüche an die Therapie der distalen Radiusfrakturen beim
älteren Patienten.
Kalziumphosphat-Knochenzement bringt keine Vorteile. Es ist sogar so, dass Operationsdauer
und -kosten stiegen.
(Foto: Dörte Jensen/Thieme Verlagsgruppe)
Material und Methoden
Für die vorliegende Studie wurden 48 Patienten (83 % weiblich, 17 % männlich) mit
insgesamt 50 instabilen distalen Radiusfrakturen ausgewählt. Das durchschnittliche
Patientenalter betrug 73 Jahre. Die Patienten wurden randomisiert und einer der beiden
Gruppen, Gruppe 1: Versorgung mittels volarer winkelstabiler Plattenosteosynthese
oder Gruppe 2: Versorgung mittels volarer winkelstabiler Plattenosteosynthese und
zusätzlicher Injektion von Kalziumphosphat-Knochenzement in metaphysäre Defektareale,
zugeordnet. Die verwendeten Implantate und die postoperative Behandlung waren in beiden
Gruppen identisch. Die klinische Nachuntersuchung der Patienten erfolgte nach 3 und
12 Monaten postoperativ und beinhaltete die Messung der Handkraft und der Beweglichkeit
im Handgelenk sowie die Erfassung der Restbeschwerden im Handgelenk anhand des modifizierten
Mayo-Wrist-Score, des VAS-Score und des DASH-Score. Radiologische Kontrollen erfolgten
unmittelbar postoperativ und nach einem Jahr postoperativ. Zusätzlich wurde perioperativ
eine Knochendichtemessung durchgeführt.
Ergebnisse
Beide Gruppen waren vergleichbar bez. des Alters, des Geschlechts, des Frakturtyps
und der Knochendichte. Die klinische Nachuntersuchung der beiden Gruppen zeigte keinen
signifikanten Unterschied bez. der Handkraft, der Beweglichkeit im Handgelenk sowie
aller 3 klinischen Scores nach 3 und 12 Monaten postoperativ. Und auch radiologisch
ließ sich ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen nicht nachweisen.
Therapie-assoziierte Komplikationen fanden sich zu gleichen Teilen in beiden Gruppen.
Ein Repositionsverlust wurde je einmal pro Gruppe festgestellt und zog jeweils eine
Reoperation nach sich. Des Weiteren wurde je ein Wundinfekt pro Gruppe gesehen, welcher
mittels Antibiotikagabe beherrscht werden konnte.
Jörn Scherler
Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität zu Rostock
Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
E-Mail: joern.scherler@med.uni-rostock.de