Dialyse aktuell 2011; 15(05): 257-258
DOI: 10.1055/s-0031-1283079
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nephrologische Fachpflege

Der kompetenzbasierte Rahmenlehrplan
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Publication Date:
27 June 2011 (online)

 
 

Eine Arbeitsgruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft nephrologischer Weiterbildungsstätten hat mit der Zustimmung der DKG einen kompetenzbasierten Rahmenlehrplan für die Nephrologie erstellt. Dieser beinhaltet 4 Lernbereiche und ist in die dazugehörigen Themenfelder unterteilt. Er wird den fächerorientierten Unterricht ablösen.

Wer heute ein Instrument lernen möchte, der wird in der ersten Unterrichtsstunde mit dem Instrument seiner Wahl zu üben beginnen. In der schulischen und beruflichen Bildung haben wir das nicht immer so gemacht. Wir haben zuerst theoretisches Wissen gelernt, ehe wir uns mit der Praxis beschäftigt haben. Wenn wir beispielsweise daran denken, wie wir schreiben gelernt haben, so wird der Unterschied zwischen Handlungsorientierung und dem theoretischen Ansatz sehr deutlich. In der Schweiz gibt es Schulen, die über das "Schreiben" lesen lernen. Die "Handlungsorientierung" geht genau von diesem Ansatz aus: Wir sollen über das "Tun" lernen, nicht über die Theorie.

Das "Tun", also die Situation beispielsweise in der Dialyse, prägt das Lernangebot. Wir lernen also das, was wir brauchen, und bringen die nötige Theorie dazu. Diesen Ansatz hatte die Kultusministerkonferenz für alle berufliche Bildung bereits im Jahre 1995 beschlossen. Die Umsetzung erfolgte zunächst in der Krankenpflegeausbildung und wird nun auch in den Fachweiterbildungen vollzogen.

Ablösung des fächerorientierten Unterrichts

Die nephrologische Fachweiterbildung ist in Deutschland seit dem 09.03.1995 durch die Empfehlung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sowie durch die landesrechtliche Verordnung des Sozialministeriums Baden-Württemberg vom 19.12.2000 geregelt. Entwicklungen im Aus- und Weiterbildungsbereich der Pflege in Deutschland sowie die Erweiterung der Verantwortung und Kompetenz der Pflegenden auch in Kooperation mit anderen Berufsgruppen machen eine Anpassung und Erweiterung der bestehenden nationalen Empfehlung/Verordnung für die Fachweiterbildung Nephrologie erforderlich.

Arbeitsgruppenstruktur

Projektleitung: Thomas Fernsebner Arbeitsgruppenmitglieder: Marion Bundschu, Waltraud Küntzle, Michael Reichardt, Stefanie Schlieben

Eine strukturierte Qualifizierung der Pflegenden hin zur klinischen Expertise trägt wesentlich zur Versorgungsqualität der nephrologischen Patienten bei einer steigenden Arbeitsverdichtung und Morbidität bei. Die Bundesarbeitsgemeinschaft nephrologischer Weiterbildungsstätten hat deshalb im Jahr 2007 mit Zustimmung der DKG eine interne Arbeitsgruppe mit der Erstellung eines kompetenzbasierten Rahmenlehrplans für die Nephrologie beauftragt, der den fächerorientierten Unterricht ablösen wird. Grundlage der Fachweiterbildung Nephrologie war und ist der europäische Kernlehrplan der EDTNA/ERCA ("European Dialysis and Transplant Nurses Association/European Renal Care Association") und ist auch die Basis für die Verwirklichung des neuen kompetenzbasierten Rahmenlehrplans.

Es ist nun gelungen, einen kompetenzbasierter Rahmenlehrplan für die nephrologische Fachpflege zu erstellen. Der Rahmenlehrplan teilt sich in 4 Lernbereiche auf und ist in dazugehörige Themenfelder unterteilt. Alle Themenfelder stehen inhaltlich im engen Kontext zueinander und stellen neue Herausforderungen für die Lernpraxis dar. In Tabelle [1] zeigen wir Ihnen die Gesamtübersicht. Die inhaltliche Aufbereitung und Unterrichtsmethodik ist nun ein weiterer Schritt für die Umsetzung des Curriculums. Die DKG wird dem Entwurf der Bundesarbeitsgemeinschaft in letzter Instanz den nötigen verbindlichen Charakter geben und im September soll die abschließende Sitzung mit anschließender Veröffentlichung erfolgen.

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Tab. 1 Kompetenzbasierter Rahmenlehrplan für die nephrologische Fachpflege.

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Welche Änderungen ergeben sich mit dem neuen Lehrplan?

Wie bereits erwähnt, sind die Inhalte aus dem Europäischen Kernlehrplan der EDTNA/ERCA entnommen. Die Initiierung erfolgte nach der Umstellung in der Krankenpflegeausbildung und hat das Ziel, dass Pflegende in berufliche Kompetenzen ausgebildet werden, die sich in fachliche, soziale, methodische und persönliche Kompetenzen aufteilen. Ein Niveau der jeweiligen Kompetenzen wurde ebenfalls beschrieben und kann helfen, dass Fachpflegepersonen sich nicht auf angepasste und standardisierte Handlungsabläufe verstehen. Vielmehr sollen sich diese durch ein hohes Maß an eigenverantwortliche Prozesse innerhalb des nephrologischen Arbeitsfeldes in der Planung, Durchführung und Überprüfung ihrer Tätigkeiten verwirklichen.

Fachpflegepersonen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Patienten mit seinen Angehörigen, dem multiprofessionellen Team sowie der gesellschaftlichen Interessen. Veränderungen der bestehenden Pflegerealität innerhalb der nephrologischen Einsatzgebiete und Dialyseeinrichtungen sind ein unumgänglicher Weg und ausdrücklich erwünscht, wenn Fachpflege in ihrer Profession ernst genommen werden will. Dieses Curriculum ist die Basis für diese Personen und kann helfen, dass Fachpflegepersonen entsprechend ihres Ausbildungsprofils eingesetzt werden und eine wichtige Stütze in der Versorgung nephrologisch erkrankter Menschen darstellen.

Thomas Fernsebner, Traunstein

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Geschäftsstelle fnb, Uschi Gaspar
In den Beunen 6, 65479 Raunheim,
Tel.: 0 61 42/40 85 49, Fax: 0 61 42/40 85 51
E-Mail: uschi.gaspar@nephro-fachverband.de,
http://www.nephro-fachverband.de

Vorstand des fnb:

  • Thomas Fernsebner (1. Vorsitzender)

  • Kerstin Gerpheide (2. Vorsitzende)

  • Michael Reichardt (Schatzmeister)

  • Jürgen Berner (Schriftführer)


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Tab. 1 Kompetenzbasierter Rahmenlehrplan für die nephrologische Fachpflege.
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