Pneumologie 2011; 65(07): 399
DOI: 10.1055/s-0031-1283101
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Omalizumab verbessert Krankheitskontrolle

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Publication Date:
05 July 2011 (online)

 
 

Für Patienten, die trotz leitliniengerechter Behandlung an unkontrolliertem allergischem Asthma leiden, wird der monoklonale Anti-IgE-Antikörper Omalizumab als Zusatztherapie empfohlen. Insbesondere Kinder und junge Erwachsene aus ärmeren Großstadtvierteln sind von diesem Krankheitsbild betroffen. Forscher um W. Busse von der Madison-Universität in Wisconsin/USA haben den Einfluss von Omalizumab bei dieser Patientengruppe untersucht.
N Engl J Med 364; 2011: 1005–1015

An der randomisierten, doppelblinden, placobokontrollierten Multicenterstudie nahmen 419 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit persistierendem allergischem Asthma bronchiale im Alter von 6–20 Jahren teil. Davon hatten 73 % ein moderates bis schweres Asthma. Über einen Zeitraum von 15 Monaten erhielten 208 Probanden Omalizumab und 211 Studienteilnehmer Placebo. Die Substanzen wurden in 2- oder 4-wöchigem Abstand als subkutane Injektion verabreicht. Aufnahmekriterien waren eine seit mehr als einem Jahr bestehende Asthmadiagnose oder für diesen Zeitraum dokumentierte Asthmasymptome. Darüber hinaus war ein positiver Hauttest für ein ganzjähriges Allergen erforderlich.

Weniger Exazerbationen unter Omalizumab

Als primärer Endpunkt galt die Anzahl an Tagen mit Asthmasymptomen in einem 2-wöchigen Intervall. Unter Omalizumab ließen sich während des genannten Zeitraums 1,48 Krankheitstage beobachten, in der Placebogruppe waren es 1,96 Tage. Dies entspricht einem statistisch signifikanten Rückgang von 24,5 % (p < 0,001).

Darüber hinaus traten Exazerbationen bei nur 30,3 % der Patienten in der Verumgruppe auf, in der Placebogruppe waren es dagegen 48,8 % (p < 0,001). Die Rate der Hospitalisierungen reduzierte sich von 6,3 auf 1,5 %. Zudem konnte die verbesserte Asthmakontrolle unter Omalizumab mit einer geringeren Dosis an inhalativen Kortikosteroiden (p < 0,001) und weniger langwirksamen ß2-Sympathomimetika (p = 0,003) erreicht werden.


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Anhaltender Effekt im Frühjahr und im Herbst

Auch auf die saisonbedingten Erkrankungsgipfel im Frühjahr und im Herbst zeigte Omalizumab einen Einfluss. Während sich in der Placebogruppe die durchschnittliche monatliche Exazerbationsrate im Frühjahr und Herbst fast verdoppelte (9 und 8,1 % vs. 4,6 % im Sommer), blieb dies in der Verumgruppe aus (4,2 % im Frühjahr, 4,3 % im Herbst vs. 3,3 % im Sommer). Die Forscher vermuten, das der monoklonale Antikörper dort eingreift, wo Allergene, Viren und IgE interagieren.

Fazit

In der vorliegenden Studie reduzierte Omalizumab Symptome und Exazerbationen sowie den Bedarf an inhalativen Kortikosteroiden und langwirksamen ß2-Sympathomimetika. Zudem entfielen unter dem monoklonalen Antikörper die Erkrankungsgipfel im Frühjahr und Herbst fast ganz. Allerdings ist die Therapie sehr teuer, und es fehlen Langzeituntersuchungen. Daher empfehlen die Autoren den uneingeschränkten Einsatz von Omalizumab bei allen Asthmaschweregraden – trotz guter Studienergebnisse – nicht.

Andrea Stute, Stuttgart


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