Pneumologie 2011; 65(09): 516
DOI: 10.1055/s-0031-1283312
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Onkologie - Geschlechtsabhängige Trends beim Lungenkarzinom

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Publication Date:
06 September 2011 (online)

 
 

    Mit der zunehmenden Zahl rauchender Frauen gewinnen geschlechtsabhängige Besonderheiten beim Lungenkarzinom an Bedeutung und lassen sich auch statistisch besser nachweisen. Die aktuelle Studie von C. M. Sagerup et al. basiert auf unselektierten Daten des norwegischen Krebsregisters.
    Thorax 2011; 66: 301-307

    Ausgewertet wurden Aufzeichnungen von 40 118 Patienten, davon 35 % Frauen, erhoben zwischen 1988 und 2007. Die Inzidenz des Lungenkarzinoms betrug 2007 36/100 000 bei Männern und 28/100 000 bei Frauen, entsprechend einem Geschlechterverhältnis von etwa 3:2 - dieses hatte 1988 noch 3:1 betragen. Über den Gesamtzeitraum nahm die Inzidenz des Lungenkarzinoms um 64 % zu, mit einem mittleren, alterskorrigierten jährlichen Anstieg um 4,9 % bei Frauen und 1,4 % bei Männern. Die 5-Jahres-Mortalität war für Männer um 14 % höher (Hazard Ratio [HR] 1,14; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,11-1,17).

    Während 1988 das Plattenepithelkarzinom mit 38 % noch am häufigsten diagnostiziert wurde, steht heute das Adenokarzinom an der Spitze. Das Langzeitüberleben hat sich bei allen Patienten mit Plattenepithelkarzinom und Adenokarzinom verbessert, bei Frauen mehr als bei Männern, am deutlichsten sichtbar beim Adenokarzinom (24 % höheres Sterberisiko für Männer). Bei allen Histologien außer dem Plattenepithelkarzinom und allen Tumorstadien zeigten Männer eine Übersterblichkeit; der Überlebensvorteil für Frauen ist am größten bei lokalisierter Erkrankung: HR für Männer 1,25 (95 %-KI 1,18-1,33). Eine statistisch signifikante Verbesserung der Überlebensdauer fand sich für beide Geschlechter nur bei lokalisierter Erkrankung. Bei Frauen konnte die Diagnose häufiger im lokalisierten Stadium gestellt werden. Insgesamt nahm im Verlauf der Anteil der Diagnosen im lokalisierten Stadium ab. Der Raucherstatus ist nicht Teil des Datensatzes des norwegischen Krebsregisters, doch rauchten 2007 23 % der weiblichen und 21 % der männlichen norwegischen Bevölkerung.

    Fazit

    Die Autoren konstatieren eine verbesserte kurz- und auch langfristige Prognose des Lungenkarzinoms nach 20 Jahren, wobei Frauen - am deutlichsten ersichtlich beim Adenokarzinom - ein von Alter und Stadium unabhängiges längeres Überleben aufweisen als Männer und auch zu einem früheren Zeitpunkt diagnostiziert werden. Die Berücksichtigung der geschlechtsbezogenen Unterschiede sei für künftige Studien wichtig.

    Dr. Peter Pommer, Oberammergau


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