Pneumologie 2011; 65(09): 518
DOI: 10.1055/s-0031-1283314
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeittherapie der COPD - Anticholinergika oder Beta-2-Agonisten?

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Publication Date:
06 September 2011 (online)

 
 

    Bei der Langzeitprävention von Exazerbationen der COPD erweist sich das Anticholinergikum Tiotropium gegenüber dem Beta-2-Agonisten Salmeterol als überlegen, wie eine von Vogelmeier et al. publizierte Langzeitbeobachtung gezeigt hat.
    N Engl J Med 2011; 364: 1093-1103

    Im Rahmen der über ein Jahr durchgeführten randomisierten, doppelblinden klinischen Studie testeten die Autoren den Einsatz des Anticholinergikums Tiotropium gegenüber dem Beta-2-Agonisten Salmeterol. Bei allen 7376 teilnehmenden Patienten lag eine spirometrisch gesicherte COPD vor. Dem Studienprotokoll entsprechend fanden nach 2, 4, 8 und 12 Monaten Nachuntersuchungen statt. Überprüft wurde die Rate der im Verlauf aufgetretenen Exazerbationen und deren Schweregrad. Diesen definierten die Autoren sowohl klinisch als auch anhand der Notwendigkeit einer systemischen Glukokortikoid-Behandlung. Im Beobachtungszeitraum kam es bei 2691 Patienten zu insgesamt 4411 Exazerbationsereignissen. Von diesen Betroffenen waren 44 % als moderate COPD (GOLD-Stadium II) klassifiziert worden. Bei der Prophylaxe von Exazerbationen erwies sich das Anticholinergikum als überlegenes Konzept: In dieser Behandlungsgruppe trat im Mittel erst nach 187 Tagen eine Exazerbation auf, unter Salmeterol dagegen schon nach 145 Tagen. Wie die statistische Analyse (Hazard Ratio) zeigt, konnte das allgemeine Exazerbationsrisiko unter Tiotropium um 17 % vermindert werden; das Risiko für eine mäßige Exazerbation wurde durch Tiotropium um 14 % vermindert, beides im Vergleich zur Salmeterolgruppe. In der Tiotropiumgruppe war das Risiko für schwere Exazerbationen, gegenüber Salmeterol, um 28 % vermindert. Dies erklärt auch, warum in der Tiotropiumgruppe 18 % weniger Patienten systemisch mit Glukokortikoiden behandelt werden mussten. Bei der Inzidenz substanztypischer Nebenwirkungen und der Mortalität zeigten sich keine Gruppenunterschiede.

    Fazit

    Patienten mit mäßiger bis schwerer COPD profitieren besonders von einer Langzeitprophylaxe mit einem Anticholinergikum wie Tiotropium, so die Autoren. Im Vergleich zu Beta-2-Agonisten kann diese Substanzgruppe nicht nur die Rate der Exazerbationen vermindern, sondern schützt den Patienten auch besser vor bedrohlichen Episoden und minimiert damit die Notwendigkeit einer systemischen Glukokortikoid-Gabe.

    Dr. Horst Gross, Berlin


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