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DOI: 10.1055/s-0031-1283318
ARDS - Patienten auf lange Zeit körperlich geschwächt
Publication History
Publication Date:
06 September 2011 (online)
Bisherige Verlaufsstudien zum Atemnot-Syndrom des Erwachsenen (Acute Respiratory Distress Syndrome: ARDS) sind auf einen Zeitraum von 2 Jahren begrenzt. M. Herridge und ihre Kollegen haben nun Daten bis zu einem Zeitraum von 5 Jahren nach der Erkrankung erhoben. Vorrangiges Ziel war die Quantifizierung gesundheitlicher Einschränkungen nach ARDS sowie die Suche nach möglichen assoziierten Faktoren.
N Engl J Med 2011; 364: 1293-1304
Auch 5 Jahre nach der Erkrankung leiden ARDS-Patienten an körperlicher Schwäche mit entsprechend reduzierter Lebensqualität. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren anhand einer prospektiven Längsschnittstudie an insgesamt 109 Patienten. Das mediane Alter der Studienteilnehmer war bei Studienbeginn 44 Jahre, 83 % arbeiteten Vollzeit und 83 % litten bis zum Auftreten des ARDS an höchstens einer sonstigen Erkrankung. Die Autoren erhoben ihre Daten nach 3, 6 und 12 Monaten und anschließend einmal jährlich bis zu 5 Jahre nach Entlassung von der Intensivstation.
Bei der letzten Evaluierung beklagten alle Studienteilnehmer eine seit der Erkrankung fortbestehende körperliche Schwäche. Im 6-Minuten-Gehtest legten die Patienten im Median eine Strecke von 436 m zurück - das entspricht 76 % der Distanz einer Kontrollpopulation.
Verbesserungen abhängig vom Alter des Patienten
Die Wegstrecke im Gehtest korrelierte bei den einzelnen Messzeitpunkten statistisch signifikant mit dem Ergebnis in einem Fragebogen zur Lebensqualität, dem 36-Item Short-Form Health Survey (SF-36). Der mittlere Testwert lag bei der Studienpopulation ungefähr eine Standardabweichung unter dem mittleren Wert einer Kontrollpopulation. Dabei zeigte sich eine Abhängigkeit vom Alter des Patienten: Bei den jüngeren Patienten (< 52 Jahre) verbesserten sich die Werte rascher als bei den älteren.
In den Lungenfunktionstests hatten sämtliche Patienten nach 3-5 Jahren normale bis nahezu normale Ergebnisse. Durchschnittlich nahmen die Patienten ihre Arbeit nach 2 Jahren wieder auf, nach 5 Jahren waren 77 % wieder arbeitstätig. 94 % dieser Patienten kehrten an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurück.
Die durchschnittlichen Kosten pro Patient korrelierten mit der Anzahl der Begleiterkrankungen zum Zeitpunkt der ARDS-Behandlung: Litten die Patienten an mindestens 2 sonstigen Erkrankungen, so waren die Kosten im Verlauf deutlich höher als bei den Patienten mit maximal einer Begleiterkrankung.
ARDS kann eine über Jahre anhaltende körperliche Schwäche nach sich ziehen - nach Ansicht der Autoren müsste hier weiter geforscht werden, um die Pathophysiologie dieser Folgeerscheinung zu verstehen. Auch müssten die Effekte eines individuellen, familienorientierten Rehabilitationsprogramms bezüglich der Langzeitergebnisse untersucht werden.
Dr. Bettina Rakowitz, Sachsen b. A.
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