Pneumologie 2011; 65(09): 515
DOI: 10.1055/s-0031-1283321
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interstitielle Lungenveränderungen - Jeder zwölfte Raucher ist betroffen

Further Information

Publication History

Publication Date:
06 September 2011 (online)

 
 

Raucher haben ein hohes Risiko, ein Emphysem oder interstitielle Lungenveränderungen zu entwickeln. Zusammenhänge dieser Befunde mit der Lungenkapazität in Abhängigkeit vom Rauchen beleuchtet eine Kohortenstudie, deren Ergebnisse G. R. Washko et al. vorgestellt haben.
N Engl J Med 2011; 364: 897-906

Die Arbeitsgruppe nutzte Ergebnisse aus einer Kohortenstudie mit insgesamt 2508 ehemaligen und aktuellen Rauchern. Von 2416 von ihnen lagen hochauflösende Computertomografien (HRCT) vor. 1002 der Teilnehmer hatten den GOLD-Kriterien zufolge eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), 194 (9 %) wiesen im HRCT interstitielle Lungenveränderungen auf. Solche HRCT-Befunde waren assoziiert mit einer statistisch signifikant reduzierten totalen Lungenkapazität von -0,444 l (p < 0,001), gleichzeitig aber auch mit einem geringeren Ausmaß des Emphysems im Vergleich zu Teilnehmern ohne interstitielle Veränderungen. Bei einem lungenadaptierten Grenzwert von -950 HU lag der Emphysemanteil bei interstitiellen Veränderungen um 3 % unter dem von Rauchern ohne solche Befunde, bei einem Grenzwert von -910 HU um 10 % darunter (jeweils p < 0,001).

Weniger Emphysem - mehr Kapazitätsverlust

Raucher mit interstitiellen Lungenveränderungen wiesen mehr als doppelt so häufig ein restriktives Lungendefizit auf (definiert als eine Lungenkapazität von weniger als 80 % des anzunehmenden Werts) als Raucher ohne solche Veränderungen (Odds Ratio [OR] 2,3; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,4-3,7; p < 0,001). Gleichzeitig war die Wahrscheinlichkeit für ein geringeres Ausmaß der COPD bei Vorhandensein von interstitiellen Lungenveränderungen hoch (OR 0,53; 95 %-KI 0,37-0,76; p < 0,001). Der Effekt der inter-stitiellen Veränderungen auf die Lungenkapazität und die Ausprägung des Emphysems war dabei abhängig vom COPD-Stadium.

Interstitielle Lungenveränderungen zeigten eine Dosisabhängigkeit vom Tabakkonsum: Je größer die Tabakexposition der Studienteilnehmer war, umso häufiger waren interstitielle Lungenveränderungen zu finden. Auch das aktuelle Rauchen war positiv mit diesen Veränderungen im HRCT assoziiert. Longitudinalstudien müssen zeigen, ob Patienten mit interstitiellen Lungenveränderungen und den assoziierten Einschränkungen des Lungenvolumens stabil sind oder ob die Veränderungen progredieren und sich unter Umständen zu einer klinisch relevanten interstitiellen Lungenerkrankung weiterentwickeln.

Fazit

Interstitielle Lungenveränderungen sind bei Rauchern nicht selten - in dieser Stu-die war ein Raucher von 12 betroffen. Dabei gehen diese Befunde mit einer verringerten Lungenkapazität einher, aber auch mit einem geringeren Ausmaß der Emphysembildung.

Friederike Klein, München

Zoom Image
Eine aktuelle Studie untersuchte, wie häufig bei Rauchern interstitielle Lungenveränderungen auftreten. (Bild: creativ collection)

#
#

 
Zoom Image
Eine aktuelle Studie untersuchte, wie häufig bei Rauchern interstitielle Lungenveränderungen auftreten. (Bild: creativ collection)