Radiopraxis 2011; 4(3): 139
DOI: 10.1055/s-0031-1284785
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Wissenschaftsnews

Katharina Franke
,
Johannes Weiß
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Publication Date:
22 September 2011 (online)

Seitenbezeichnungen bilden Reservoir für Bakterien

Die radiologische Abteilung eines Krankenhauses wird im klinischen Alltag von vielen infektiösen Patienten frequentiert und könnte damit als Ort der Transmission von Keimen fungieren. Ein Augenmerk der Hygiene muss dabei auf potenziell verunreinigten Arbeitsgegenständen liegen. Eine Arbeitsgruppe aus Großbritannien untersuchte die Kontamination von Seitenbezeichnungen.

Tugwell et al. nahmen in ihre Studie 25 MTRA/RT bzw. Auszubildende auf, deren persönliche Seitenbezeichnungen auf das Vorhandensein von vermehrungsfähigen Bakterien untersucht wurden. Die Abstriche der sog. Buchstaben erfolgten zunächst direkt und im Folgenden nach der Desinfektion mit desinfizierenden Tüchern bzw. Alkoholgel. Die Desinfektion wurde im Rahmen der Untersuchung von den Autoren selbst durchgeführt. Alle Studienteilnehmer erhielten einen anonymen Fragebogen, in dem sie beantworten sollten, ob und wie oft sie ihre Seitenbezeichnungen selbst reinigten.

Es fanden sich 92 % der Seitenbezeichnungen mit Bakterien kontaminiert. Dabei wurden unter anderem verschiedene Staphylokokkenstämme, aeorbe sporenbildende Bakterien, Bacillus-Stämme und Mikrokokkus-Stämme isoliert. Auf eine Testung der Sensibilität gegenüber verschiedenen Antibiotika wurde verzichtet, sodass keine Aussage über resistente oder multiresistente Stämme getroffen werden kann. Nach erfolgter Desinfektion fand sich nur auf 20 % der kontaminierten Buchstaben noch Keimwachstum. Es zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich der Effektivität der beiden Desinfektionsmethoden. In dem Fragebogen gaben 36 % der Studienteilnehmer an, ihre Buchstaben niemals zu desinfizieren. 44 % reinigten die Buchstaben selten und nur 12 % gaben an, sie wöchentlich zu desinfizieren. Bei den Studienteilnehmern, die eine wöchentliche Desinfektion vornahmen, war die Keimzahl vom Trend her geringer.

Fazit: Seitenbezeichnungen werden im klinischen Alltag selten desinfiziert und bilden ein Reservoir für verschiedene Keime. Durch einfache Desinfektionsmaßnahmen lässt sich die Keimzahl erheblich reduzieren. Eine randomisierte Studie sollte die Ergebnisse verifizieren, so die Autoren.

Dr. Katharina Franke, Darmstadt

E-Mail: Dr.Katharina.Franke@arcor.de

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  • 1 Tugwell J., Maddison A. Radiographic Markers – A reservoir for bacteria?. Radiography 2011; 17: 115-120
  • 2 Iball G.R., Brettle D.S. Use of lead shielding on pregnant patients undergoing CT scans: Results of an international survey. Radiography 2011; 17: 102-108