Hintergrund
Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die häufigste Erkrankung
der Herzkranzgefäße und führt zusammen
mit ihren Manifestationen die Todesursachenstatistik in Deutschland
an [1]. Zur Behandlung der KHK
wird häufig eine perkutane Koronarintervention (PCI) und
zur Diagnostik die Koronarangiographie durchgeführt. Diese
sind nicht frei von möglichen In-house-Komplikationen [2]. Hinsichtlich der Beurteilung
der Behandlungsqualität ist es wünschenswert,
auch den Krankheitsverlauf während der Nachbeobachtung
zu analysieren. Die Nutzung von Routinedaten bietet diese Möglichkeit.
So ist das Verfahren „Qualitätssicherung mit Routinedaten” (QSR)
ein aufwandsarmes Qualitätsmessverfahren auf der Basis
von anonymisierten AOK-Routinedaten, das sich an Ergebnisqualität
orientiert. Am Beispiel der Koronarangiographie und der PCI wird
anhand dieses Verfahrens verdeutlicht, wie Routinedaten in der sektorenübergreifenden
Qualitätsmessung eingesetzt werden können.
Methoden
Die Analyse wurde im Rahmen des QSR-Verfahrens mit bundesweiten
anonymisierten AOK-Abrechnungsdaten des Jahres 2007 durchgeführt [3]
. Aufgenommen wurden alle
stationär nach § 301 und § 115b
SGB V abgerechneten Fälle mit einer Koronarangiographie
oder PCI. Die Identifizierung der Fälle erfolgte über
die dokumentierten Operationsschlüssel (Koronarangiographie:
OPS 1–272 und OPS 1–275; PCI: OPS 8–837).
Nicht einbezogen wurden Patienten unter 20 Jahren sowie Fälle mit
einer PCI im Vorjahr. Dabei wurden sowohl stationäre als
auch ambulante Behandlungen berücksichtigt. Die Subgruppen
PCI mit Herzinfarkt, PCI ohne Herzinfarkt und Koronarangiographie (ohne
Herzinfarkt, ohne Herz-OP) wurden zunächst hinsichtlich
Patientencharakteristika wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen
analysiert. Weiterhin wurde die Häufigkeit verschiedener
Endpunkte wie die Mortalität innerhalb eines Jahres nach
Behandlung, „Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular
Events” (MACCE) während der 1-Jahres-Nachbeobachtung
nach dem initialen Klinikaufenthalt (Tod, Herzinfarkt, Hirninfarkt,
transitorisch ischämische Attacke) sowie ambulant und stationär
erfolgte Re-Interventionen analysiert.
Ergebnisse
Im Jahr 2007 wurden 252 133 Fälle mit PCI und Koronarangiographie
bei der AOK abgerechnet. Aus den Analysen wurden 644 Fälle
von Patienten unter 20 Jahren (0,3 %), 22 711
Fälle einer stationären PCI im Vorjahr (9,0 %)
und 1390 Fälle einer ambulanten PCI im Vorjahr (0,5 %)
nicht einbezogen. Insgesamt gingen somit 227 338 Fälle
(90,8 %) aus 843 Kliniken in die Analysen ein.
Das Alter der Patienten betrug im Mittelwert 67,15 Jahre (SD 12,46),
61,33 % waren männlich. Die Mortalität
betrug bei der Koronarangiographie nach 30 Tagen 1,84 % und
nach einem Jahr 7,04 % (davon in-house 1,45 %).
Bei der PCI ohne Herzinfarkt betrug sie nach 30 Tagen 1,01 % und
nach einem Jahr 5,25 % (in-house 0,81 %),
und bei der PCI mit Herzinfarkt nach 30 Tagen 6,58 % und
nach einem Jahr 14,22 % (in-house 7,78 %).
Insgesamt traten MACCE-Ereignisse nach dem Klinikaufenthalt während
der 1-Jahres-Nachbeobachtung in Abhängigkeit von der Subgruppe
zu 8,51% bis 18,37 % auf. Die Re-Interventionsrate
betrug 14,91 % bei der PCI ohne Herzinfarkt (davon
0,89 % ambulant) gegenüber 12,71 % bei
der PCI mit Herzinfarkt (davon 0,84 % ambulant).
Schlussfolgerungen
Mit Hilfe von Routinedaten und den damit möglichen Längsschnittanalysen
können auch Ereignisse jenseits des initialen Klinikaufenthaltes
in die Bewertung der Ergebnisqualität von Kliniken eingehen.
Dabei ergibt sich im Falle der Koronarangiographie und der PCI mit
einer erheblichen 1-Jahres-Mortalität und der Möglichkeit
von ambulant und stationär durchgeführten Interventionen
ein beträchtlicher Informationszugewinn. Eine sektorenübergreifende
Qualitätsmessung ist mit Hilfe von Routinedaten ohne großen
Aufwand leistbar. Auf den vorliegenden Ergebnissen aufbauend sollen
zukünftig Indikatoren zur Qualitätsmessung von
Behandlungen in diesem Bereich entwickelt, die Diskriminierungsfähigkeit zwischen
den Kliniken analysiert und Methoden der Risikoadjustierung für
einen fairen Klinikvergleich implementiert werden.
Autorenerklärung: Die Autorin
arbeitet für das WIdO am Projekt „Qualitätssicherung
mit Routinedaten (QSR)”.