Die Behandlung unserer Patienten gestaltet sich individuell und ganzheitlich. Deshalb
sind die vorgestellten Therapiestrategien unserer Praktiker selbstverständlich keine
wahllos zu übernehmenden „Kochrezepte“, sondern vielmehr Anregungen aus dem großen
Spektrum heilpraktischer Möglichkeiten. Profitieren Sie von den Erfahrungen Ihrer
Kollegen - lassen Sie sich inspirieren für Ihre Praxis und Ihre Patienten!
TCM: Den Schmerz mit der Nadel behandeln
TCM: Den Schmerz mit der Nadel behandeln
Die Trigeminusneuralgie kennzeichnen einseitige, heftige Schmerzattacken im Versorgungsgebiet
der 3 Äste des Nervus trigeminus. Aus deren Verläufen lassen sich die betroffenen
Leitbahnen und damit die entsprechenden Akupunkturpunkte ableiten. Die TCM unterscheidet
folgende Ursachen: Wind-Kälte als äußerer pathogener Faktor greift das Gesicht an;
dies kann sich auch in Wind-Hitze wandeln. Des Weiteren kommen verschiedene Syndrome,
z. B. Magen-und Leber-Feuer sowie ein Nieren-Yin-Mangel als Ursache infrage.
Punktauswahl nach Schmerzlokalisation
Als Fernpunkt eignet sich zur Schmerzenbehandlung im Verlauf des 1. Astes 3E 5 sehr
gut, zur Schmerzbehandlung im Verlauf des 2. Astes ist Di 4 ein guter Punkt. Ma 44
ist besonders gut geeignet für die Behandlung von Schmerzen im Verlauf des 3. Astes.
Als lokale Punkte können Bl 2, Tai Yang, Ma 3, Ma 7 etc. dazu kontralateral sedierend
genadelt werden. Vorsicht: Es ist möglich, durch die Nadelung lokaler Punkte einen akuten Schmerzanfall
auszulösen!
Punktauswahl nach Syndrom-Muster
Wind-Kälte: Der Patient hat häufig eine Abneigung gegen Wind und Kälte, die Zunge ist meist unauffällig,
der Puls ist gespannt. Das Behandlungsprinzip ist, Wind-Kälte auszuleiten, z. B. durch
Nadelung folgender Punkte: Gb 20, 3E 5 und Di 4 oder Dü 3, Bl 12, Du Mai 16.
Magen- und Leber-Feuer: Die Hitzesymptomatik steht im Vordergrund, der Patient hat Durst, häufig kommt es
zu starker Reizbarkeit. Die Zunge ist gerötet und hat einen dicken gelben Belag, der
Puls ist schnell und saitenförmig. Das Behandlungsprinzip ist, die Hitze auszuleiten,
z. B. durch Nadelung folgender Punkte: Le 2, Ma 41, Ma 44, Ma 45 und Gb 44.
Nieren-Yin Mangel: Der Patient zeigt eher Mangelsymptome wie Schwäche und leichte Schmerzen im unteren
Rücken, er hat gerötete Wangen und schwitzt nachts. Die Zunge ist rot und hat keinen
oder nur wenig Belag, der Puls ist schnell und dünn. Das Behandlungsprinzip ist, das
Nieren-Yin zu nähren, z. B. durch Nadelung der Punkte Mi 6, Ni 3 und Bl 23.
Wie und wie oft behandeln?
Bei Fülle-Muster Wind-Kälte oder Magen- und Leber-Feuer werden alle Punkte sedierend
genadelt. Zeigt der Patient einen Nieren-Yin-Mangel, werden alle Punkte tonisierend
genadelt. Die Behandlung kann sich, je nach zugrundeliegendem Muster, über einen längeren
Zeitraum erstrecken und sollte 2-3-mal wöchentlich erfolgen.
Anthroposophie: Aufforderung zum Entspannen und Ausatmen
Anthroposophie: Aufforderung zum Entspannen und Ausatmen
Aus Sicht der Anthroposophischen Medizin liegt der Trigeminusneuralgie ein gestörtes
Verhältnis zwischen Empfindungs- und Lebensorganisation zugrunde. Der Seelenleib greift
übermäßig stark in die Prozesse des Lebensleibs ein und „verhakt“ sich (sympathische
Hyperreagibilität mit gleichzeitig verminderter Vagusausprägung). Dies führt zu einer
muskulären, vaskulären, neurologischen und emotionalen Grundtonuserhöhung: z. B. Spasmen
in den Hohlorganen, Muskeln (Myogelosen u. ä.) und Gefäßen (Migräne etc.), erhöhter
emotionaler Reizbarkeit und Angespanntsein sowie schmerzhaften Reizungen der Nerven.
Diese spastische Diathese verstärkt die Auskühlung des Nervensystems, das oft durch
rationelle-analytische Überforderungssituationen bereits per se stark unterkühlt ist;
degenerative Veränderungen im Gewebe bilden sich. Therapieziel ist es, den Organismus
zu entspannen und zu durchwärmen, in die Ausatmung zu geleiten und gezielt die angegriffene
Nervenregion zu unterstützen: akut antiphlogistisch, chronisch anti-degenerativ.
Akutbehandlung
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Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl (D 30-20) + Hypericum ex herba D 30 + Aconitum comp.
(alle Fa. Wala), je 1-2-mal tgl. als Mischinjektion s. c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren.
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1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda) s. c. an Gb 20 injizieren
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Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 3-6-mal tgl. 5-10 Glob.
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Ceres Hypericum 0 (Fa. Ceres), 3 x 3-5 gtt in Wasser
Behandlung der chronischen Trigeminusneuralgie
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Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl II (D 30-D 8) + Rhus toxicodendron comp. (beide Fa.
Wala), je 1-2-mal wöchentlich als Mischinjektion s.c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren
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1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda), s.c. an Gb 20 injizieren
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Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 1 x tgl. 5-10 Glob.
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Nachbehandlung und Anfallsprophylaxe (z. B. Z.n. Durchnässung oder Unterkühlung):
Solum Globuli velati (Fa. Wala), 2-3-mal 5-7 Glob. für 4-6 Wochen
Spasmolytisch-durchwärmende Begleittherapie
Aconit Schmerzöl (Fa. Wala) mit einigen Tropfen Ceres Hypericum 0 (Fa. Ceres) mehrmals
tgl. in die betroffenen Hautareale einreiben. Kupfersalbe rot (Fa. Wala) 2-3-mal tgl.
in den Nacken einreiben. Salutogenetisch-biografische Beratung zur Rezidiv-Vermeidung!
Osteopathie: Reizung reduzieren, Ursachen beseitigen
Osteopathie: Reizung reduzieren, Ursachen beseitigen
Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, die Trigeminusreizung zu reduzieren bzw. zu beseitigen. Die Ursache für eine Reizung kann mechanisch sein, z. B. Druck an den Durchtrittstellen des Nervus trigeminus sowie Zug und Spannung
im gesamten Durasack. Es kommen aber auch neurologische Auslöser infrage: Atlas und Axis beeinflussen den Nucleus spinalis nervi trigemini, die Pars
petrosa der Os temporale, das Ganglion trigeminale. Eine optimale Blutversorgung und
Drainage des Trigiminus und der umgebenden Gewebe unterstützen das Abklingen entzündlicher
Prozesse (Spannung in den Halsfaszien und thorakales Outlet).
Techniken und Behandlungsplan
Die Trigeminusneuralgie zeichnet sich i. d. R. durch extreme Schmerzen aus, schon eine leichte Berührung kann genügen, um sie auszulösen. Das bedeutet: Techniken am Kopf oder Gesicht können zunächst nicht angewandt werden! Der Fokus liegt bei kranialen Techniken auf der Tide, damit steigert man allgemein die Vitalität und dämpft das zentrale Nervensystem.
Mit rhythmischen Mobilisations-techniken aus dem General Osteopathic Treatment (GOT) lockert man das verspannte Gewebe und regt den Parasympathikus an. Mit fas-zialen Techniken im Brustbereich öffnet man das Outlet, Wirbelblockaden können mit Sutherland-Techniken
minimal invasiv gelöst werden.
Behandlung in der Akutphase
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Die Korrektur eines Beckenschiefstands oder einer Beckentorsion entlastet die Wirbelsäule
und reduziert fasziale Spannungen
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GOT an der BWS, den Rippen und Schlüsselbeinen öffnet das thorakale Outlet und regt
allgemein die Immunfunktion an
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Korrektur möglicher Wirbelblockaden
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Zwerchfell entspannen und balancieren
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Lösen der Fascia cervicalis und des Mediastinums mit faszialen Release-Techniken fördert
Blutversorgung und unterstützt Drainage
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Die kraniale Balance des Os sacrum reduziert Spannungen im Durasack und trägt zur
Lösung von Läsionen der Synchondrosis sphenobasilaris bei.
In der Akutphase 2-mal wöchentlich behandeln, je ca. 20 min.
Nach Abklingen der akuten Neuralgie
Eine Befundung und eine Behandlung an Kopf und Gesicht sind jetzt möglich. Die Korrektur
von Läsionen, insbesondere der Synchondrosis sphenobasilaris, des Occiput-Atlas-Axis,
des Os temporale und der Kiefergelenke wirken einem Wiederauftreten entgegen.
Spagyrik: Impulse geben, Körper, Geist & Seele harmonisieren
Spagyrik: Impulse geben, Körper, Geist & Seele harmonisieren
Eine Trigeminusneuralgie kann essenziell oder auch symptomatisch auftreten, z. B.
bei Augenerkrankungen, Erkrankungen der Zähne, Kollagenosen, Stoffwechselerkrankungen,
Intoxikation, Hirntumoren, Multiple Sklerose etc. Häufig entsteht sie auch infolge
von Infektionen, die von psychischen Belastungen und Wetterempfindlichkeiten begleitet
sind, z. B. gegenüber Kälte und Nässe. Ziel in der Behandlung ist es, Impulse zu vermitteln,
die es dem Patienten ermöglichen, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen.
Die ganzheitliche Therapie der Spagyrik beachtet neben den organischen Erkrankungen
auch die konstitutionellen Faktoren mit ihren individuellen Dispositionen und der
möglichen Unfähigkeit eines Organs, Reize aufzunehmen und zu kompensieren. Sie berücksichtigt
dabei auch besonders die psychische Komponente.
Behandlungsplan
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Solunat Nr. 4 (Cerebretik) (Fa. Soluna), 3 x tgl. ca. 5 Tr.: zur Beruhigung des ZNS, gegen Krampfzustände sowie zur Rhythmisierung
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Solunat Nr. 14 (Polypathik) (Fa. Soluna), 3 x tgl. 5-10 Tr.: gegen seelisch-geistige Spannungen und Krampfzustände des ZNS
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Solunat Nr. 28 (Ätherische Essenz I) (Fa. Soluna), äußerlich mehrmals tgl. in die
betroffenen Stellen einreiben: bei neuralgischen Schmerzzuständen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Sinusitis
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Phylak PS 221 (Fa. Phylak), 3 x tgl. 12-15 Tr.: bei Neuralgien und Nervenverletzung
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Phylak PS 210.1 (Fa. Phylak), 3 x tgl. 12-15 Tr.: zur Immunstimulanz bei Krampfleiden
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Pekana ADOL spag. Peka N (Fa. Pekana), bis zu 20 Tr. stündlich: gegen Schmerzen und Neuralgien
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Pekana FLAMYAR spag. N Salbe (Fa. Pekana), äußerlich mehrmals tgl. in die betroffenen
Stellen einreiben: gegen neuralgischrheumatische Entwicklungen (evtl. als Salbenlappen)
Gesichtsneuralgien haben häufig einen Leber- (Wut) bzw. Nierenbezug (Angst, soziale Beziehungsebenen), daher sollten beide Organe in die Behandlung miteinbezogen
sein. Lebertherapie: Solunat Nr. 8 (Hepa-tik) (Fa. Soluna), nachmittags und abends je ca. 10 Tr. Nierentherapie: Solunat Nr. 16 (Renalin) (Fa Soluna), morgens und mittags ca. 10 Tr.
Blutegel unterstützen Heilungsprozess
Bei Bed. 1 Blutegel am Mastoid und 2 Blutegel im Schulter-NackenBereich an Stellen
ansetzen, die auf Gelosen hindeuten; evtl. nach 3 Monaten wiederholen.