Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) haben nach zunächst erfolgreicher
Behandlung ein hohes Rezidivrisiko. Das gilt auch für Patienten, die unter einer Induktionstherapie
bereits eine erste komplette Remission erreichen konnten. Innovative Konzepte eines
immunstimulatorischen Vorgehens zeigen aber neue Perspektiven auf. So lässt sich das
leukämiefreie Überleben (LFS = leukemia free survival) bei einem großen Teil der Patienten
durch den kombinierten Einsatz von Histamindihydrochlorid (HDC; Ceplene®) und Interleukin-2
(IL-2) signifikant verlängern.
Bereits in der Vergangenheit hatte man große Hoffnungen in die Gabe des T-Zell-Wachstumsfaktors
IL-2 als Erhaltungstherapie nach erfolgreicher Remission bei AML gehegt, erklärte
Prof. Kristoffer Hellstrand, Göteborg (Schweden). Diese wurden jedoch in 6 großen
Studien mit mehr als 1400 Patienten enttäuscht. Hellstrand erklärte diesen Rückschlag
mit der fortwährenden Inaktivierung der Immunzellen infolge der Bildung hochreaktiver
Sauerstoffradikale (ROS) durch myeloische Zellen. Folgerichtig, so der Experte, erschien
es sinnvoll, die Immunstimulation durch einen Schutz vor den freien Radikalen zu ergänzen.
Als geeignete Substanz hierfür erwies sich das synthetische Histamin-Derivat HDC.
Die Wirksamkeit des kombinierten, immunstimulatorischen und Immunzell-protektiven
Vorgehens konnte in einer randomisierten Phase-III-Studie gezeigt werden, berichtete
Prof. Hervé Dombret, Paris (Frankreich). Eingeschlossen in die prospektive Vergleichsstudie
waren 320 AML-Patienten, von denen 261 in erster Remission (CR1) und 59 in erneuter
Remission waren. Über einen Zeitraum von 18 Monaten erhielten die Patienten entweder
HDC plus IL-2 in bis zu 10 Zyklen je 3 Wochen oder keinerlei Erhaltungstherapie, wie
es dem derzeitigen Behandlungsstandard entspricht. Alle Patienten wurden 18 weitere
Monate nachbeobachtet.
Bei den kombiniert behandelten CR1-Patienten stieg die mediane Dauer des leukämiefreien
Überlebens auf 450 Tage gegenüber 261 Tagen bei den Unbehandelten. Der Anteil der
CR1-Patienten, die 3 Jahre lang leukämiefrei blieben, stieg indes von 26 auf 40 %,
so Dombret. Dabei profitierten alle Subtypen nach FAB-Klassifikation mit Ausnahme
von FAB/M2 AML von der kombinierten Behandlung. Ohne Berücksichtigung dieser Subgruppe
stieg der Anteil der leukämiefreien Patienten am Ende der dreijährigen Beobachtungszeit
somit von 23 auf 52 %.
Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein
Quelle: MEDA-Satellitensymposium "Immunotherapy in AML – an Update" am 9. Juni 2011
im Rahmen des EHA 2011 in London. Veranstalter: MEDA