Der Klinikarzt 2011; 40(9): 395
DOI: 10.1055/s-0031-1291952
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neurochirurgie – aus der Praxis für die Praxis

Kirsten Schmieder
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Publication Date:
26 September 2011 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, Ihnen in diesem Heft des Klinikarztes anhand von 4 Übersichtsartikeln spezielle Fragestellungen der Neurochirurgie vorzustellen. Die ausgewählten Themen sind bewusst so gewählt worden, dass sie einen engen Bezug zur täglichen Routine haben.

Der erste Artikel befasst sich mit Zufallsbefunden in der Bildgebung. Dabei handelt es sich oftmals um ein Problem im Patientenmanagement, mit dem wir uns immer häufiger konfrontiert sehen, da durch die breite Verfügbarkeit der MRT-Geräte ein viel rascherer Zugriff auf diese Bildgebungsmodalität besteht. Die kritische Wertung der erhobenen Befunde im Bereich des Schädels oder der Wirbelsäule ist zwingend notwendig, um eine Übertherapie des Patienten zu vermeiden. Die Einstufung eines Befundes als Zufallsbefund oder als symptomatische Veränderung hat für den betroffenen Patienten eine Varianz der Konsequenzen von nichts tun bis hin zu einer operativen Therapie zur Folge.

Eine unter Umständen auch zeitnahe oder sogar notfallmäßige operative Therapie hat ihren festen Stellenwert in der Therapie des Conus/Cauda-Syndroms, mit dem sich der zweite Artikel beschäftigt. Neben der pathophysiologischen Aufarbeitung der zugrunde liegenden neuroanatomischen Verschaltungen insbesondere der Blasen-/Darm- und Sexualfunktion wird vor allem der Symptom-, Diagnostik- und Therapiealgorithmus auch unter medico-legalen Gesichtspunkten vorgestellt und aufgearbeitet. Wann muss wie und in welchem Zeitfenster reagiert werden, um die Persistenz dieser schwerwiegenden neurologischen Ausfallssymptomatik möglichst zu vermeiden.

Im dritten Artikel wird der Normaldruck-Hydrocephalus vorgestellt. Insbesondere beim älteren Menschen kann die Differenzialdiagnose zum einen zur demenziellen Entwicklung und zum anderen zum Parkinsonsyndrom schwierig sein. Diese Abgrenzung aber ist der entscheidende Punkt, denn nur die Gruppe der Patienten, die einen Normaldruck-Hydrocephalus haben, profitieren von einer kontinuierlichen Ableitung des Liquors. Die speziellen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten werden dementsprechend ausführlich einzeln vorgestellt und gewertet. Darüber hinaus werden der klinisch-neurologische Langzeitverlauf und die damit verbundenen Folgen für den Patienten und seine Angehörigen dem Leser nahegebracht.

Der vierte Artikel befasst sich mit der Spinal-Cord-Stimulation in der Therapie chronischer Schmerzsyndrome unterschiedlicher Genese. Ausgehend von dem Problem des postoperativen Schmerzes nach Bandscheibenoperationen, die nicht zu einem gewünschten positiven Ergebnis geführt haben, werden auch andere Indikationen vorgestellt. Bei diesen Indikationen im Rahmen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder der Angina pectoris stehen neben den schmerztherapeutischen Überlegungen auch Modifikationen der Transmitterfunktion mit den daraus resultierenden geänderten Gefäßweiten im Vordergrund. Dies führt zum Beispiel bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit zu einer erhöhten Rate an Erhalt der betroffenen Extremität. Die operative Technik wird genauso beschrieben wie das weitere Patientenmanagement im postoperativen Verlauf.

Ich hoffe, dass es mir und meinen Kollegen/Mitarbeitern gelingt, mit diesen interessanten Themen zum besseren Verständnis der dargestellten Krankheitsbilder beizutragen. Da die ausgewählten Themen durchaus in der täglichen Routine ihren Platz haben, kann die Einbindung des Neurochirurgen, der ansonsten ja eher weiter weg von der Routine der anderen klinischen Fächer zu stehen scheint, in diesen Fällen auch frühzeitig sinnvoll sein.

Im Rahmen dieser Bemühungen würden wir uns gerne als kompetente Partner zur Verfügung stellen.

Ihre

Prof. Dr. med. Kirsten Schmieder